Die vier Erdteile (Australien war von Europäern noch nicht besiedelt, gab es aber schon) entsenden Vertreter ihrer Kultur zum Verlobungsball nach Billebahaut. Dort gibt es eine reiche Erbin, die sich den Monsieur Fanfan de Sotteville zu ihrem Bräutigam auserkoren hat. Der Einzug der Gäste aus den vier Weltgegenden ist das Vorgeplänkel zum grand ballett. Wenig Handlung, aber großer Aufwand an pittoresken Kostümen und ausufernden Dekorationen sind das typische Merkmal die Tanzkunst am französischen Hof der damaligen Zeit. Auch Ludwig der XIII. war der darstellenden Kunst zugetan und nahm die männliche Hauptrolle für sich in Anspruch, obwohl sie keinen erhabenen, sondern eher einen burlesken Charakter hatte. Man kann es sich vorstellen, dass ein König nicht immer hoheitsvoll, sondern auch einmal albern sein möchte. Solche aufwändigen Ballette kosten ein ganze Stange Geld, man geht davon aus, dass die Erbin von Bilbao ihre gesamte Erbschaft in die Ausstattung des Balletts gesteckt hatte. Im zweiten Entrée schreitet der türkische Wesir mit einem Turban voran, der fast ein Drittel seiner Körpergröße ausmacht. Zwei Diener, die ihm nachlaufen, halten einen Sonnenschirm über seinem Kopf geöffnet, der zwei Haltestangen hat. Der eingeölte Schnurbart ist rechts nach oben und links nach unten gezwirbelt.
Anmerkung:
Für die Musik wurden neben Antoine Bouesset noch François Richard und Paul Auger verschlissen. In den Entrées wurden professionelle Tänzer eingesetzt, im großen Finale spielte man sich selbst, gesungen wurde auch. Der Name eines Choreographen ist nicht überliefert. Möglicherweise gab der König einige Anweisungen und der Rest ergab sich von selbst. Die Aufführung fand große Zustimmung und der König bekam für seine Darbietung den meisten Beifall. Das Ballett de la Douairière wurde zur Freude von viertausend Zuschauern im Rathaus der Stadt noch einmal aufgeführt.
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musirony 2007 - Engelbert Hellen