Es geht drunter und drüber in dem kleinen Spielzeugladen. Wenn der Inhaber abends seinen Laden schließt und niemand mehr da ist, werden die vielen Puppen und Figuren putzmunter. Sie streiten sich sogar, bis die Fetzen fliegen. Wie Menschen verhalten sie sich, verschenken ihr Herz und sind eifersüchtig. Nicht immer geht es gerecht zu.
Ein Zinnsoldat verliebt sich in eine süße kleine Puppe, doch sie kann seine Gefühle nicht erwidern, weil ihr Herz nicht mehr frei ist. Sie liebt den Spitzbuben Pulcinella, der sich aus der Commedia dell’arte in „Die Spielzeugschachtel“ - so nennt man den Laden - verirrt hat. Es gibt Krieg zwischen den verschiedenen Figuren, aus einer unsichtbaren Welt kommen noch einige Kämpfer hinzu. Die Munition besteht aus getrockneten Erbsen. Der kleine Soldat wird verwundet. Pulcinella hat die kleine Puppe längst verlassen und sich anderweitig umgesehen. Nun pflegt die Kleine den verwundeten Krieger gesund, so dass dieser doch noch zu seinem Glück findet. Nachdem der Soldat wieder geheilt ist, will er die Sorgsame heiraten und mit ihr ein Leben aufbauen. Er entschließt sich Schafzüchter zu werden. Die Sache funktioniert und nach vielen Jahren haben sie genug Geld verdient, dass sie in Zufriedenheit miteinander leben können.
Anmerkungen:
Claude Debussy hat seine Klavierfassung von „La Boîte à Joujoux“ nicht selbst instrumentiert, sondern seinem Freund André Caplet die Aufgabe überlassen. Erst nach seinem Tod konnte die Orchesterfassung fertiggestellt werden. Caplet hat vorzügliche Arbeit geleistet, doch die erste Inszenierung der Ballettmusik am Théâtre du Vaudeville erfolgte nur halbherzig, so dass man die spätere Version am Théâtre de Champs-Ellysées vom 15. Februar 1921 als Uraufführung ansieht. Ein Ballett für Kinder oder Marionetten - wie zunächst geplant - wurde es nicht. Als bissige Satire gab es dem Libretto eine ganz andere Deutung. Falls das Werk aufgeführt wird, dann fast nur im Konzertsaal. Das Libretto ist ein bisschen konfus – man müsste eine ganz neue Handlung unterschieben, die sich der feinsinnigen Musik als würdig erweist. Im Prinzip kennen die Ballettmeister der heutigen Zeit mit solchen Unterfangen keine Bedenken. Claude Debussy folgte dem Trend der Zeit, die Welt des Kindes in Tönen nachzuempfinden. Er komponierte noch „Children’s Corner“ für seine kleine Tochter Couchou, ebenfalls von Chaplet orchestriert. Seine Landsleute Bizet und Fauré, später Ravel – in Deutschland war Robert Schumann der Wegbereiter – widmeten Kompositionen inhaltlich den Kindern.
***
musirony 2006 - Engelbert Hellen