In einem andalusischen Dorf betritt eine rassige Zigeunerin mit ihrem Begleiter eine Schenke und zieht durch ihre auffällige Erscheinung die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Sie springt auf einen freien Tisch und beginnt in Anpassung an die Musik, zu einem durch die Flöte vorgetragenen Thema lustvoll ihren Körper zu winden. Mit jedem weiteren Instrument, welches sich hinzuaddiert, wird das immer gleich Thema variiert und bewirkt eine Erregung unter den Anwesenden, die sich unaufhaltsam steigert. Die Caballeros hält es nicht auf ihren Stühlen, sie klatschen Beifall und feuern die rassige Schöne an. Diese springt zu ihnen herunter, wird herumgewirbelt, aufgefangen und zugeworfen. Der Rhythmus des Boleros steigert sich zu einem Furioso, der den Tänzern wie auch den Zuschauern die Sinne berückt. Die Situation eskaliert und die Männer zücken die Messer. Bevor es zur Gewalttat kommt, zieht der dominierende Favorit die Tänzerin schützend an sich und mit dem Ende des Boleros legt sich die aufgeheizte Stimmung und weicht versöhnender Stille.
Anmerkungen:
Mit dem Bolero haben sich etliche Choreographen auseinander gesetzt und in ihrem Sinne auch das Libretto nach Belieben verändert oder angereichert. Erobert hat das Bravourstück die Welt als Wunschkonzert, nicht als Ballett. Der unerbittliche Rhythmus hat sechzehn Takte und reißt, ohne das Thema zu verändern, den Hörer mit sich fort. Die Spannung steigert sich durch die Variation der Instrumentierung bis zur Unerträglichkeit, um dann abrupt Ende und Erlösung zu finden.
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musiurony 2007 - Engelbert Hellen