SIZILIEN
Zygmunt Stojowski [1870-1946]
Le Printemps
Wiosna - Der Frühling
Kantate für gemischten Chor und Orchester op. 7
Libretto von Jules Barbier
auf einen Text des lateinischen Dichters Hprace
Widmung an Léo Délibes
entstanden 1895 in Paris
Dauer 7 Minuten
INHALTSANGABE
Die winterliche Knechtschaft wurde mit der Berührung des Zephirs und der Ankunft des Frühlings gelöst. Die wohlgetrockneten Kiele der Boote durchpflügen das Meer. Der Landwirt sorgt sich nicht länger um das Feuer. Kein Vieh bleibt im Stall zurück, sondern grast auf üppigen Weiden. Nicht länger belegt der Frost die Flur mit seinem weißem Hauch.
Cythere führt den Tanz an, beleuchtet vom prächtigen Mond. Die Nymphen und Grazien haben sich zusammengetan und unter rhythmischen Klängen stampfen sie nächtens die Wiesen, während der Vulkan rot erglüht. Aus der Schmiede der Zyklopen in Ätnas Bauch entweicht die Hitze. Es ist die Zeit, die Stirn mit den Zweigen der grünen Myrte zu umwinden – oder mit Blumen, die sich zur Frühlingsbrise gerade geöffnet haben.
Anmerkung
Den Stimmungsgehalt der spröden Verse des römischen Dichters Horace hat der Komponist vollendet wiedergegeben. Die kleine Chorszene, in der Männer und Frauen sich verbal abwechseln, wurde mit hinreißender Melodik bedacht. Der ausgeklügelte Rhythmus zieht den Zuhörer in seinen Bann.
Das kleine Werk hat Zygmunt Stojowski der Erinnerung seines verehrten Meisters Léo Delibes gewidmet. Es zeigt die lichte Seite des Polen und datiert aus den Tagen, die er in Paris verbrachte. Der Text einer Ode des römischen Dichters Horace aus dem Buch I. Solvitur Acris Hiems adaptierte Jules Barbier ins Französische. Übersetzungen in deutsch, polnisch und anderen Sprachen sind ebenfalls in Umlauf.
Am Abend des 5. Juli 1895 fand in monumentaler Besetzung eine Aufführung im Buckingham-Palast in Anwesenheit Ihrer Majestät Königin Victoria statt. Das Orchester wurde von Sir Walter Parrat dirigiert. In der Saison 1901/02 setzte die Warschauer Philharmonie das kleine Werk auf ihr Programm. Die Kantate sang der Warschauer Chor ‚Lutnia’, ein Amateur-Choral-Ensemble, welches noch heute existiert.
***
musirony 2009 - Engelbert Hellen