ENGLAND
Alun Hoddinot [1929-2008]
Dives und Lazarus
Der Reiche und der arme Lazarus
Kantate
für Sopran, Bariton, Chor und Orchester
op 39, entstanden 1964
Libretto von Gwynno James
nach dem Gleichnis aus dem Neuen Testament
in Anlehnung an ein englisches Volkslied
englisch gesungen
Uraufführung im Mai 1965
Dauer etwa 15 Minuten
INHALTSANGABE
Der reiche Dives lädt alle seine Freunde zu einem Fest ein. Auch der hohe Adel ist vertreten. Der arme Lazarus bettelt, dass der Wohlhabende ein bisschen Essen und Trinken doch bitte auch unten an der Tür verteilen möge. Er sei keiner von seinen Brüdern, bekommt er zur Antwort, deshalb sei für ihn keine Mahlzeit vorgesehen. Der Abgewiesene lässt nicht locker, und befürchtet, dass er noch Hungers sterben wird. Um Christi Willen, er soll ihm zu Essen geben! Dives Herz bleibt kalt, er hetzt seine Hunde auf ihn, damit sie ihn wegbeißen sollen. Die Tiere haben dazu aber keine Lust und lecken nur seine Wunden. Nun macht der Hausherr einige seiner Gäste mobil, um den ungebetenen Gast zu verscheuchen. Da Worte nichts nutzen, bekommt er es mit der Peitsche.
Eines Tages erscheint Lazarus nicht mehr wie gewohnt, denn er ist krankheitsbedingt gestorben. Engel haben seine Seele zu den Wolken transportiert. "Aufwärts geht es, Bruder Lazarus", bedeuten sie ihm, denn für ihn sei ein Plätzchen im Himmel bestellt – zu Füßen der Engel darf er sitzen.
Nun ist die letzte Stunde des Reichen ebenfalls gekommen. Als Boten kommenm, um ihn in die Ewigkeit abzuholen, aber keine Engel, sondern zwei Schlangen, Sie geleiten ihn in die Hölle. Dort weisen sie ihm einen Platz zu, der seiner Lieblosigkeit auf Erden angemessen ist. Als er die Augen nach oben richtet, sieht er Lazarus in günstiger Position lagern. Dives bittet den lieben Bruder um einen Tropfen Wasser, weil die Flammen um ihn herum einen mörderischen Durst verursachen. Lazarus will jedoch vor Bittstellern in Frieden gelassen werden. Zwingen lasse er sich zu nichts, denn im Himmel habe der Teufel keine Macht.
Englisches Volkslied:
As it fell out upon one day,
Rich Dives made a feast,
And he invited all his friends,
And gentry of the best.
Then Lazarus laid him down and down
And down at Dives’ door:
“Some meat and drink, brother, Diverus,
Bestow upon the poor.”
“Thou’rt none of my brothers, Lazarus,
That liest begging at my door;
No meat, nor drink will I give thee,
Nor bestow upon the poor.”
Then Lazarus laid him down and down,
All under Divès’ wall:
“Some meat, some drink, brother Diverus,
For hunger starve I shall.”
“Thou’rt none of my brothers, Lazarus,
That liest begging at my gate;
No meat, no drink will I give thee,
For Jesus Christ His sake.”
Then Dives sent out his hungry dogs,
To bite him as he lay;
They hadn’t the power to bite one bite,
But licked his sores away.
Then Dives sent to his merry men,
To worry poor Lazarus away;
They’d not the power to strike one stroke,
But flung their whips away.
As it fell out upon one day,
Poor Lazarus sickened and died;
There came two angels out of heaven,
His soul therein to guide.
“Rise up! rise up! brother Lazarus,
And go along with me;
For you’ve a place prepared in heaven,
To sit on an angel’s knee.”
As it fell out upon one day,
Rich Dives sickened and died;
There came two serpents out of hell,
His soul therein to guide.
“Rise up! rise up! brother Diverus,
And come along with me;
There is a place provided in hell
For wicked men like thee.”
Then Divès looked up with his eyes
And saw poor Lazarus blest;
“Give me one drop of water, brother Lazarus,
To quench my flaming thirst.”
“O, was I now but alive again
The space of one half hour!
O, that I had my peace again
Then the devil should have no power.”
Anmerkungen:
Die Sopranistin beginnt ihren Vortrag, wird vom Chor kurz unterbrochen und lässt die Bariton-Stimme den Rest erzählen. Das Finale wird vom Chor bestritten, der sich jedoch hauptsächlich auf Fürbitten beschränkt. Vaughan Williams hat das Thema ebenfalls behandelt, liegt in der Publikumsgunst weiter vorn, als der Waliser, äußert sich aber nur orchestral.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen