Der Report erzählt von einem Zauberer, der einen schneeweißen Bart hatte. Das Baumaterial der Burg, die er bewohnte, besteht aus Eis. Die Grotte ist nicht zu beheizen, so dass selbst die Kleidung des Alten mit Reif überzogen ist und Eiskristalle sich in seinen Haaren bilden. Er kann sich nicht vorstellen, dass überall in der Welt die gleiche Eiseskälte wie in seiner Behausung vorherrschen soll. Deshalb beschließt er, nach wärmeren Gefilden Ausschau zu halten. Die ziehenden Wolken sollten ihm den Weg weisen.
Er hat von einem Land gehört, in dem Vogelgezwitscher die Welt ergötzen würde und in den Teichen sich im hohen Schilf schöne Feen verborgen hielten. Die Sonne verhülle tagsüber ihr Antlitz nie und bunte Blumen in Hülle und Fülle würden ihren Duft verströmen. Den Wanderstab nimmt der Alte mit auf den Weg und ist voller Hoffnung, die leichtfüßigen Feen auch umarmen zu dürfen.
Doch von der Wirkung, die sein Erscheinen auslöst, ist er schockiert. Die Sonne zieht sich zurück und die Blumen, die er in der Absicht, sie zu küssen, in die Hand nimmt, welkten unverzüglich dahin.
Auf den Flüssen bildet sich Eis und auf die Ackerschollen legt sich der Schnee. Die Bäume verlieren ihre Blätter und ringsumher herrscht der Tod. Die Feen, von denen der Alte geträumt hatte, sind nicht bereit, sich ihm zuzuneigen. Nebel und Frost sind seine Begleiter. Der Zauberer hat sich seine Ankunft so nicht vorgestellt. Nirgendwo ist er willkommen. Der Verzweifelte bricht in Tränen aus und nimmt sich das Leben.
Ein lauer Wind weht über das Feld und aus der Vergänglichkeit des Alten wachsen weiße Schneeglöckchen. Wachteln schlagen und Drosseln flöten. Ein neuer Blütenteppich mit tausend schönen Blumen breitet sich aus. Im Schilf flechten sich schöne Feen wieder ihre Zöpfe. Vorbei ist die Wintertraurigkeit und alle begrüßen den Wonnemonat Mai.
Anmerkung:
Mit hohem orchestralen und vokalem Aufwand vertont Fibich ein Gedicht von Jaroslav Vrchlický, dessen Poesie man nicht in allen Schattierungen als gelungen betrachten kann. Der Winter stirbt an Traurigkeit, weil sein Erscheinen Unheil anrichtet. Sein Kadaver gibt den Nährboden für die Frühlingsblumen. Ein Gleichnis, dem man nicht unbedingt zustimmen muss. Immerhin hielt Zdeněk Fibich das Gedicht für würdig, sich musikalisch ausgiebig mit ihm auseinander zu setzen.
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musirony 2008 - Engelbert Hellen