RUSSLAND
Sergej Prokofieff [1891-1953]
Alexander Newski
Alexandr Newski
Kantate
in sieben Sätzen
für Mezzo-Sopran, gemischtem Chor und Orchester
op. 78, entstanden 1938-39
russisch gesungen
Libretto von V. Lugowskoi und vom Komponisten
Uraufführung am 17. Mai 1939 in Moskau
Dauer etwa 45 Minuten
Die Musiknummern:
Russland unter dem Joch der Mongolen
Lied über Alexander Newsky
Die Kreuzritter in Pskow
Erhebt euch, Menschen Russlands
Die Schlacht auf dem Eis
Das Totenfeld
Einzug Alexanders in Pskow
INHALTSANGABE
Die Kantate schildert in sieben Abschnitten historische Ereignisse im Russland des 13. Jahrhunderts.
1
Die russischen Fürstentümer waren mit Rivalitätskämpfen beschäftigt und nicht in der Lage, ihre militärischen Kräfte zu bündeln. Der Widerstand war gering und so konnten die Reiter aus dem Osten unablässig die Grenzen überschreiten, die Städte plündern und reichlich Beute machen. Russland stöhnte unter dem Joch der Mongolen.
2
Vorher waren es die Schweden, denen ihre Großmachtgelüste ausgetrieben werden mussten. In der Absicht, die Städte in Besitz zu nehmen, kamen ihre stolzen Schiffe über den großen Newa-Fluss, Das Lied von Alexander Newski berichtet, wie das russische Volk ihre wehrhafte Flotte zerschlug. Die Lanzen flogen und der Weg war gebahnt. Die Streitaxt schlug zu und reduzierte der Feinde Zahl. Um das Vaterland zu schützen wurde das rote Blut nicht geschont.
Das große Nowgorod hatte zum Kampf gerüstet und war siegreich aus der Schlacht hervorgegangen. Der Männerchor berichtet, dass die Schweden wie das Getreide auf den dürren Feldern niedergemäht wurden. So geht es allen, die in unredlicher Absicht nach Russland kommen.
Das Vaterland wird nicht preisgegeben.
3
Gefahr droht auch aus dem Westen. Das Heer der Deutschritter ist in Russland eingefallen. Im Heiligen Land war die Henkersarbeit getan. Jetzt zog die Ritterschar im Namen des Kreuzes plündernd und mordend durch Russland. Städte und Dörfer wurden niedergebrannt. Die Eroberung der Stadt Pskow verlief besonders verlustreich.
4
Das große Russenland duldet keinen Feind. Nach Russland darf der Feind nicht gehen und in Russland darf der Feind nicht stehen, weil Mütterchen Russland sich dann erhebt. Die kühnen Kämpfer werden mit Preis und Ehre belohnt, während die Toten auf ewigen Ruhm hoffen dürfen.
5
Die Schlacht auf dem vereisten Peipu-See vom 5. April 1242 bildet den zentralen Teil der Kantate.
Unter der Last von Mensch und Material bricht die dünne Eisdecke und das feindliche Heer versinkt im See. Musikalisch prallt russische Folklore auf den Choralgesang der Kreuzritter. Die patriotischen Gesänge gewinnen schließlich die Oberhand gegen das verhasste Latein. Auf diese Weise symbolisiert die Musik den Ablauf des kriegerischen Geschehens und reißt den Konzertbesucher mit. In der Realität ist es Alexander Newski, der Fürst von Nowgorod, dessen Strategie sich durchsetzt. Der Mut des russischen Heeres bringt den Sieg.
6
Ein junges Mädchen irrt über das Schlachtfeld und beklagt die vielen Gefallenen. Der eine liegt stumm, weil der tödliche Pfeil ihn traf und einen anderen hat das Schwert gefällt. Das rote Blut ist teilweise noch warm. Der Preis zur Befreiung des Vaterlandes war hoch. Nur Tapferkeit kann das Vaterland schützen. Deshalb möchte das Mädchen auch keinen Mann freien, der schön ist, denn irdische Schönheit schwindet. Wehrhaft muss er sein! Dem Toten wird sie die Augen Küssen und dem jungen Helden die Gattin sein. Sie wünscht sich einen kühnen Falken.
7
Alexanders Einzug in Pskow wird überschwänglich gefeiert. Russland hat den Feind besiegt. Das Heimatland widersetzt sich jedem Okkupanten. Wer sich feindlich nähert, darf seinen Tod einkalkulieren. Mütterchen Russland soll sich schmücken und das große Fest feierlich begehen.
Anmerkung:
Der Kantate liegt die Klassische Verfilmung von Sergej Eisenstein zugrunde, zu der Sergej Prokofjew die Musik schrieb. Die musikalische Essenz des Filmes wird in sieben Sätzen eingefangen, die dem chronologischen Handlungsverlauf folgen. In den Konzertsälen der Welt ist die Kantate häufig zu hören.
Im Jahre 1939 erstmals zur Aufführung gebracht, ist die Botschaft, die Finger von der russischen Nation zu lassen unmissverständlich. Die Machthaber der Zeit, welche ihre Souveränität missachten, werden zu bereuen haben.
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musirony 2008 - Engelbert Hellen