MÄRCHENLAND
Johann Adolf Hasse [1699-1783]
Clori, Clori, mia vita
Clori, Clori, mein Leben
Kantate
in italienischer Sprache
Verfasser des Textes: anonym
Dauer etwas länger als 15 Minuten
INHALTSANGABE
Rezitativ: Ein junger Schäfer äußert sich in der Form, dass Clori die süße Liebe seines Herzens sei. Er fleht sie an, das Ziel seiner Gedanken zu erkennen, denn unendliches Leiden hält ihn vor ihr fern. Wilde Qualen drohen ihn umzubringen und das Gift, welches ihn durchfließt, hat seine Seele tödlich verletzt. Schreckliche Schmerzen verzehren und durchbohren ihn, Weinen und Stöhnen durchrinnen ihn zu jeder Zeit!
Arie: Wenn die Kleine sieht, wie er weint und hört, wie er klagt - vielleicht könnte er dann hoffen, dass er sie erneut für ihn entflammt sieht. Er vermutet jedoch, dass die Liebe inzwischen erloschen ist und er erträgt es nicht, in schrecklichen Qualen weiterzuleben. da capo
Rezitativ: Sie soll kommen und sich den unglücklich Verliebten anschauen, der leidet und sich zerfleischt. Ihre teuren Augen, die seinerzeit so gnädig waren, soll sie ihm zuwenden. Aber, wovon spricht er? Er hofft umsonst und hört im Geist schon wie Clori über ihn denkt: Sie Leiden kümmern sie nicht und seine Liebe benötigt sie nicht mehr. Ihretwegen mag er klagen und sterben. Basta!
Arie: Nun, wenn die Situation sich so verhält, soll sie gehen und im Tode vor ihrem Schicksal ihre Ruhe suchen. In seiner Brust lodert bereits ein anderes Feuer und für sie brennt es längst nicht mehr. Die Flamme, die einst ihr Gesicht erhellte, hat er erstickt und seine Ketten mutig gelöst. Ihre Treue braucht er nicht länger. Problem erkannt – Problem gelöst! da capo
Anmerkung:
Unter den Schäferinnen des Rokokozeitalters war der Name Clori so geläufig wie heutzutage der Name Sabine. Neben dem Hüten der Schafe standen keine weiteren Aufgaben an. Bei den Schäfern verhielt es sich genau so. Die Kleidung der Mädchen war schlicht und adrett. Das Oberteil bestand aus einem Mieder. Wenn beiden danach zumute war, konnte dasselbe von dem jungen Schäfer aufgeknöpft werden.
Als Lockmittel, die der mündlich vorgetragenen Werbung vorausging, diente den Knaben häufig eine Schalmei, die sich akustisch wohltuend von dem Blöken der Schafe abhob. Das Echo wurde von Hügel zu Hügel getragen. Ein weiteres beliebtes Musikinstrument war die Maultrommel. Den Schafen wurde die Wolle gekrault und an den Zitzen gerupft, bis Milch herauskam.
Viel Zeit blieb für die Liebe, so dass die adeligen Damen sich ein Beispiel nahmen. Der Morgen musste zum Abend gebracht werden. Man machte es sich nicht leicht. Ausgiebiges Klagen und Schmachten ging den körperlichen Aktivitäten in freier Natur voran. Emotionen waren teils echt, teils gekünstelt, die Poesie diente dem Zweck, Gefühle an den umworbenen Partner heranzutragen.
***
musirony 2008 - Engelbert Hellen