Personen:
John Cunlight, amerikanischer Botschafter
Viktoria, eine ungarische Gräfin, seine Frau
Stefan Koltay, Rittmeister, ihr ehemaliger Verlobter
Jancsi, sein Bursche
Ferry, Viktorias Bruder
O Lia San, seine japanische Verlobte
Riquette, Viktorias Zofe, in Jancsi verliebt
und weitere
Das verworrene Geschehen spielt nach dem Ersten Weltkrieg in Sibirien, Tokio, St. Petersburg und Ungarn
GESANGSNUMMERN:
- "Ja so ein Mädel, ungarisches Mädel"
- "Meine Mama war aus Yokohama"
- "Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände"
- "Mausi, süß warst du heute Nacht"
HANDLUNG
Vorspiel:
In einem sibirischen Kriegsgefangenenlager sehen der ungarische Rittmeister Stefan Koltay und sein Bursche Jancsi ihrer Hinrichtung entgegen. Man wirft ihnen konterrevolutionäre Umtriebe vor. Ein letztes Mal holt der Junge seine Geige hervor und entlockt ihr herzzerreißende Töne. Der Kosake, welcher die Gefangenen zu bewachen hat, ist von der Melodie so hingerissen, dass er den beiden die Geige abschwatzt und als Belohnung Fluchthilfe verspricht. Die Gefangenen verlassen das Lager und eilen auf dem kürzesten Weg nach Tokio.
Erster Akt:
In der amerikanischen Botschaft in Tokio halten sich noch weitere ungarische Flüchtlingeauf. Alle zieht es nach der heißgeliebten Heimat. Doch welche Überraschung muss der Herr Rittmeister erleben! In der Frau des Botschafters Cunlight erkennt er seine ehemalige Verlobte Viktoria. Dem Theaterpublikum verschlägt es den Atem! Keineswegs gerät Viktoria in Erklärungsnotstand, denn auf ihn gewartet hat sie lange genug und schließlich dem Werben Johns nachgegeben, weil sie dachte der Verlobte sei tot. In der neuen Verbindung hoffte sie, sich besser verwirklichen zu können. Um Ausflüchte nicht verlegen, verheimlicht sie ihrem Mann, dass der Geliebte wieder aufgetaucht ist. Er soll auch in ihrer Nähe bleiben, obwohl ein Umzug nach St. Petersburg unausweichlich ist, denn Botschafter Cunlight wurde von seiner Regierung versetzt. Viktorias Bruder Ferry mit seiner mandeläugigen Verlobten O Lia San kommt auch mit. John hat keine Ahnung, wem er diplomatischen Schutz gewährt und welche zarten Bande seine Frau mit dem Husaren einst verband. Stefan Koltay kalkuliert, dass es von St. Petersburg in sein heimatliches Dorf nicht weit ist und nimmt das Angebot des Amerikaners dankbar an. Jancsi klammert sich an Viktorias Zofe Riquette. Das ungarische Mädel will ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Zweiter Akt:
In der amerikanischen Botschaft in St. Petersburg kommt es zwischen Viktoria und ihrem Husaren endlich zu einer klärenden Aussprache. Richtig glücklich ist die Botschaftergattin in ihrer Ehe nicht geworden und Stefan versucht sie zu überreden, ihn in die Heimat zu begleiten. Zur Verräterin will sie nicht werden, denn das Theaterpublikum würde ihr den Schritt nicht verzeihen, der Ehebund ist schließlich heilig.
Über den russischen Geheimdienst, der um die Auslieferung des Ungarn nachgesucht hat, ahnt John endlich das geheime Einvernehmen, welches seine Frau mit Stefan verbindet. Großzügig gibt er dem Rivalen Deckung und ignoriert den Antrag der Russen. Doch der Rittmeister zweifelt an Viktorias Liebe und will sich den Russen selbst ausliefern. Zum Abschied soll Viktoria ihm noch einmal die Hände reichen, denn das Märchen ist zu Ende. Die Verzweifelte bricht unter der Belastung zusammen und der Amerikaner erkennt schmerzlich, dass er das Herz seiner Frau nie besessen hat.
Dritter Akt:
Das Schicksal hat Viktoria von ihrem Mann getrennt. Nach langer Irrfahrt ist sie in Ihrem heimatlichen Dorf Doroszma angekommen. Ihr Bruder Ferry ist ihr mit seinem Japan-Mädel vorausgeeilt. Zum bevorstehenden Winzerfest sind auch Jancsi und Riquette eingetoffen. Es ist im Dorf Tradition, dass sich anlässlich der Weinlese drei Paare das Jawort geben, denn aller guten Dinge sind nun einmal drei. Zwei Paare stehen schon fest. Doch was ist mit Viktoria? Der Botschafter hat aus übertriebenem Ehrgefühl die Verbindung gelöst und jetzt erwartet der Theaterbesucher, dass Viktoria ihrem Husaren nicht zum Abschied, sondern zum Ehebund endlich das Händchen reicht.
Paul Abraham
Anmerkung:
Es sind die zündenden Melodien und nicht die fragwürdige Handlung, die dieser Operette die Überlebenschancen sicherte. Die üblichen Zutaten, mit denen die leichte Muse locker umspringt wie Liebesschmerz und die Sehnsucht nach der Heimat, exotische Lebenspartner und ferne Welten sind dick aufgetragen. Einem Amerikaner in gehobener Position, der zu Gunsten des Rivalen seine Ehefrau aufgibt, begegnet man nicht alle Tage. Mit Eva Bartók in der weiblichen Hauptrolle wurde die Operette auch in die Kinos gebracht.
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musirony - Engelbert Hellen