HANDLUNG
Erster Akt:
König Muckipur ist bekümmert, weil seine Gattin von ihm nichts wissen will. Sie hatte gedacht, einen Helden zum Mann zu bekommen, doch mangelndes Temperament und eine beleibte Figur hindern ihn, diesem Anspruch zu genügen. Deshalb schmollt Sita schon eine ganze Weile, weil sie nicht bekam, was sie sich vorgestellt hat. Ihr Fähnrich hat sich in sie verliebt, eine Serenade für sie komponiert und ihr vorgesungen. Das Klatschmaul von Haushofmeister hat dem König die Begebenheit erzählt und ihn rasend eifersüchtig gemacht. Ohne es zu wissen, hat Bhimo mit seinem Leben gespielt, befürchtet nun Sanktionen körperlicher Natur und zieht es vor, seinen Arbeitsplatz fluchtartig zu verlassen.
Wie gut, dass König Muckipur in seinem Besucher einen aufmerksamen Zuhörer hat. Gustav Steinbock ist ein Reporter aus dem fernen Berlin und sammelt Skandalgeschichten für seine Zeitung. Ihm erzählt der König, dass Sita ihm vom Vater nur wegen seines Reichtums und nicht wegen seines edlen Charakters zur Frau gegeben wurde.
Durch Zufall trifft der Reporter auf den flüchtigen Fähnrich, den er als guten alten Bekannten identifiziert. Bhimo hatte vor Jahren in Berlin an der Militärakademie studiert und gelernt, wie man das Fähnchen nach dem Winde dreht. Am fürstlichen Hof von Muckipur hat er Karriere gemacht und ist prompt zum Fähnrich avanciert. Voller Sehnsucht denkt er an die Zeit in Berlin. „Wenn auch die Jahre enteilen, so bleibt die Erinnerung dort.“ Den Kontakt mit der Königin hält er immer noch aufrecht; erfreut vernimmt es Gustav. Abends, wenn es dunkel ist, lässt die Geliebte aus dem Fenster im zehnten Stock eine Strickleiter gleiten. Bhimo klettert hoch und bis früh um fünf bleibt er bei seiner süßen Maus. Gern würde er noch länger bleiben, doch sie bescheidet ihn mit den Worten: „Jetzt musst Du sicherlich nach Haus“.
Gustav ist darauf versessen, vom Königreich Muckipur einen Report über wirtschaftlichen und technischen Fortschritt zu erstellen und auch die Königin will er ein bisschen ablichten. Bhimo stellt seinen alten Freund dem Kultusminister vor, der sofort einen Narren an ihm frisst . Die gepflegte Art, wie der Berliner sich ausdrückt, findet Dschajadewa faszinierend und schenkt ihm einen kostbaren Ring; ein Duplikat besitzt nur noch der Souverän. Das wertvolle Stück ist mit magischen Kräften ausgestattet. Wenn er am Ring reibt, kommt sofort ein guter Geist, der Wünsche erfüllt oder ihn aus jeder Drangsal befreit. Noch weiß Gustav nicht, dass ihm der Fingerreif einmal von großem Nutzen sein wird und ihn aus höchster Lebensgefahr retten wird. Eine offizielle Audienz erteilt die Königin ihm nicht, doch heimlich empfängt sie ihn in ihrem Badezimmer, Gustav darf ein paar Aktaufnahmen für seine Zeitung machen.
Zweiter Akt:
Sitas königlicher Vater bekommt Wind von den skandalösen Zuständen bei Hofe und kritisiert Muckipur, dass er nicht in der Lage sei, sein eheliches Weib vor aufdringlichen Paparazzi zu beschützen. Auf der Stelle verlangt er sein entehrtes Kind zurück!
Aufgebracht erklärt der König von Muckipur seinem Schwiegervater den Krieg. Mit seiner Elitetruppe, dem Amazonencorps seiner Gemahlin, zieht der Beleidigte in die Schlacht und lässt die kriegerischen Damen gegen die feindlichen Elefanten antreten. Seine Strategie ist genial. Die Amazonen stellen sich in einer langen Reihe auf. Dann heben sie die Armbrust und zielen auf die Vorderbeine der heranstürmenden Giganten. Vom vergifteten Pfeil getroffen knicken die Beine ein und die gewaltigen Kolosse sackten zusammen oder kippen auf die Seite. Ein Teil der bis an die Zähne bewaffneten Krieger wird aus dem Tragsessel katapultiert und totgetrampelt. Laut trompetend wälzen sich die getroffenen Rüsseltiere auf der Erde und begraben einen Teil der feindlichen Krieger unter sich. In den Morast gedrückt und zugedeckt ereilt sie der Tod durch Ersticken. Der Kriegsminister lobt den siegreichen König über den Klee und das Volk jubelt aus voller Kehle. Endlich hat Königin Sita ihren Helden.
Gustav hat sein Leben verwirkt! Den König plagen Rachegedanken und er befiehlt, den respektlosen Reporter den Tigern vorzuwerfen. Diese sind hungrig und laufen in ihren Käfigen unruhig auf und ab. Doch der magische Ring schläfert die Bestien ein und öffnet verriegelte Türen. Gustav Steinbock wird sein geliebtes Berlin wiedersehen und die fotografische Ausbeute seiner Zeitung zur Verfügung stellen.
Da er den kostbaren Ring aus zollrechtlichen Gründen nicht über die Grenze schleusen darf – das Ausführen von Kunstschätzen ist verboten - schenkt er ihn der Königin als Anzahlung auf das Model-Honorar. Nochmals bedankt er sich für die schönen Bilder, die er von ihr machen durfte. Muckipur ist nicht länger böse – ein König steht über alltäglichen Kleinigkeiten. Nun weiß auch die Welt, welchen kostbaren Schatz er hinter den Palastmauern hortet. Da der Glückliche ein Duplikat des Kleinods besitzt, entfachen beide Ringe eine Magie, die das zerstrittene Paar nun als wirkliche Eheleute in Liebe vereint.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen