OPERETTENZAUBER
Venus von Villendorf
Robert Stolz [1880-1975]
Venus in Seide
Venus in Silk
Operette in drei Akten
Libretto von Alfred Grünewald und Ludwig Herzer
Uraufführung: 1932 in Zürich
Personen:
Fürstin Jadja Milewska-Palotay
Komtesse Mizzi Pottenstein-Oroszy
Ladislaus von Köröhazy
Der Fremde
Das Geschehen spielt auf einem Schloss in Ungarn zu hochherrschaftlichen Zeiten
Robert Stolz
Gesangsnummern:
- Fern im schönen Polenland
- Eine wie du war immer mein Traum
- Fräulein, ach Fräulein
- Wie herrlich, wie herrlich, ein Räuber zu sein
- Strahlend stehst du vor mir – Venus in Seide
- Jonapot - Grüß Dich Gott
- O mia bella Napoli
- Gold, Juwelen schenk ich Dir
- Augen, ihr rätselhaften Augen
- Spiel mit mir auf der kleinen goldenen Mandoline
- Solang' es Frauen gibt, solang' gibt’s Liebe
Szegedvár
HANDLUNG
Erster bis dritter Akt:
Ganz sicher ist es nicht, dass das geräumige Schloss, in dem die schöne Witwe Jadja Hof hält, auch ihr Eigentum ist. Der ursprüngliche Besitzer Fürst Teleky musste aus politischen Gründen in die Emigration gehen. Sein Gelände hatte er zuvor seinem Freund Palotay zur Verwaltung und Nutznießung übergeben. Palotay segnet das Zeitliche, so dass seine Gemahlin nun die volle Herrschaft über Gemäuer und Personal ausübt.
Der alte Teleky lebt auch nicht mehr, aber es meldet sich der Sohn Stefan. Er möchte auf Schloss Szegedvár Einzug halten, aber die Witwe zeigt sich störrisch und ist nicht bereit, seine Erbansprüche zu akzeptieren. Vor Gericht ist sie nicht erschienen, denn der Büttel konnte sich nicht durchsetzen. Hilfsweise sah Stefan sich genötigt, ein Gemälde Jadjas, welches die Beklagte als 'Venus in Seide' darstellt, dem Gericht zu präsentieren. Stefan klagt, auf arglistige Täuschung, weil er glaubt, ohne seiner Feindin jemals begegnet zu sein, die Prozessgegnerin habe ihre Schönheit in die Waagschale geworfen, um an sein Erbe zu gelangen,
Die glorreiche Idee, inkognito aufzutreten, und sich in die Festung einzuschmuggeln kommt ihm erst später. Das Theaterpublikum findet es ohnehin albern, dass Witwe und Junggeselle sich wegen des Erbes streiten, denn es ist genug Platz für beide. Natürlich muss man sich vorher erst ein wenig beschnuppern und siehe da, man fliegt auf einander, bevor man sich gegenseitig vernünftig vorgestellt hat.
Zur ersten Begegnung kommt es auf dem Faschingsball, den Jadja auf Schloss Szegedvár gibt. Viele Leute sind eingeladen und lauschen dem Lied der lustigen Witwe. Aus dem schönen Polenland kam sie einst an den Donaustrand. Polka und Krakowiak sagten ihr nichts mehr. Csárdásfürstin wollte sie werden. Dem Zigeunerprimas gibt sie differenzierte Anweisung, welche Themen er mit seinem Fidelbogen berühren soll.
Liebe und Wein sollen ihr Blut erhitzen. Für Stefan ist es das Stichwort, näher zu treten. Er schlägt vor, die Karten zu befragen, möglicherweise sei das Glück schon im Anzug. Doch dann wird Stefan albern und spricht davon, wie schön es sei, ein Räuber zu sein. Doch der Theaterbesucher möge sich nicht sorgen, ihm wird weder die Brieftasche noch der Schmuck weggenommen – Gasparone, der andere Edelräuber, hat die Landesgrenzen nicht überschritten – der anwesende Dieb raubt nur Herzen und Küsse.
Wie in den meisten Operetten, gibt es noch ein zweites Pärchen, welches seine Gefühle sortiert und miteinander turtelt. Ladislaus von Köhöhazy versucht bei Mizzi Pottenstein-Oroszy einen Volltreffer zu landen.
Der Fremde ist bei Jadja schon fast zum Zuge gekommen. Strahlend steht sie vor ihm, die Venus aus Seide. „Du lachst wenn ich leide!“ beklagt er sich. Er wird ganz sentimental. Ein Ensemble von Mandolinen unterstützt ihn, wenn er sich vergangener Zeiten erinnert. „O mia bella Napoli“ ruft er seine Erinnerung zurück. Doch die Dramaturgie prescht vorwärts. Beide haben ihr Ziel erreicht und nennen sich beim Vornamen. Gold und Juwelen will er ihr schenken, als Gegenleistung verkündet sie ihm, dass ihr Herz nur ihm allein gehöre. So ist es recht! Die Zuschauer spenden Beifall.
Ladislaus und Mizzi kommen mit ihren Frühlingsgefühlen auch weiter. Sie fordert ihn auf, ihr auf der kleinen goldenen Mandoline vorzuspielen. Der Chor, bisher wenig zur Geltung gekommen, verkündet der Weisheit letzten Schluss: „Solang' es Frauen gibt, gibt’s Liebe".
Anmerkung:
Kompositorisch hat sich Robert Stolz mächtig ins Zeug gelegt. Die Herzen des Publikums schwingen mit den Paaren auf den Bühne im Gleichklang. Dramaturgisch zeigt der Ablauf des Geschehens keine Entwicklung, weil von Anfang an alles klar ist.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen
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