ERSTES BILD
Pierrino und das Fischermädchen Anita sind ein junges verliebtes Paar. Sie haben große Pläne und wollen nach Afrika auswandern. Als darstellende Künstler möchten sie die Beduinenherzen erfreuen. Der Obsthändler verkauft noch schnell seine restlichen Warenbestände, denn das Schiff verlässt bereits am Abend um acht Uhr die sizilianische Hafenstadt.
Den gleichen Dampfer wollen auch Octavio und seine Kameraden benutzen, um ihrem Militärdienst in Nordafrika nachzukommen. Vorher hat der junge Offizier eine schicksalhafte Begegnung mit Giuditta und verliebt sich auf Anhieb in die leidenschaftliche Schöne. An der Seite des älteren Gatten fühlt sich die Observierte überhaupt nicht wohl, denn dieser ist der Ansicht, dass sie ohne Aufsicht jedem Laffen hinterherläuft. Das stimmt auch, denn ihre Mutter war eine marokkanische Tänzerin und sie verfügt über heißes afrikanisches Blut. Sie flüchtet sich in die Arme Octavios und spontan entscheidet sie sich, den lästigen Ehemann zu verlassen. Auf der ‚Aurora’ treffen die beiden Paare unterschiedlicher sozialer Herkunft zufällig zusammen und erwägen, den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gehen.
ZWEITES BILD
Zwei Wochen dauert das rauschhafte Glück in einer weißen Villa am Meer, als Octavio den Marschbefehl erhält. Er traut sich nicht Giuditta zu informieren, denn er hat ihr flatterhaftes Wesen bald erkannt. Dem anderen Liebespaar ist bereits das Geld ausgegangen. Während Pierrino sich von Giuditta das Geld für die Heimreise borgt, will Anita zunächst bei ihrer Freundin bleiben und später nachkommen.
DRITTES BILD
Octavio kann ohne Giuditta nicht leben. Er befürchtet, dass sie ihn verlassen wird, wenn er sie allein zurücklässt. Die Absicht, Fahnenflucht zu begehen, redet Antonio seinem Freund aus. Er argumentiert mit Vernunftgründen und weist darauf hin, dass die Trennung voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein wird. Die enttäuschte Giuditta bleibt allein zurück und fühlt sich vom Geliebten verraten.
VIERTES BILD
Keineswegs ist Giuditta ein Kind von Traurigkeit und findet sich bald als Revuestar in dem Etablissement ‚Alhambra’ in Tripolis wieder. Nach anfänglichern Zögern ist es der Abenteurer Lord Barrymore, der ihre Gunst gewinnt und ihr seinen Reichtum zur Verfügung stellt. Octavio konnte es ohne Liebe nicht aushalten und hat vom Militär seinen Abschied genommen. Er spürt Giuditta in dem orientalischen Nachtclub auf, kann sie aber nicht mehr für sich zurückgewinnen.
FÜNFTES BILD
Es vergehen fünf Jahre. In einem Hotel in Europa findet man sich durch Zufall wieder. Giuditta steigt mit ihrem Herzog, der ihre gesellschaftliche und wirtschaftliche Betreuung übernommen hat, in der Unterkunft ab, in welchem Octavio eine Stelle als Barpianist angenommen hat. Sehnsuchtsvoll erinnert er sich an seine großen Liebe und intoniert ihre Erkennungsmelodie. Diesmal ist sie es, die sich um den Exgeliebten bemüht. Innerlich ausgebrannt, sind die Gefühle in Octavios Herzen gestorben. Zu schwer waren die zugefügten Verletzungen und man weiß nichts mehr miteinander anzufangen.
Anmerkungen:
‚Giuditta’ ist Lehárs letztes Bühnenwerk und hat mit seinem betrüblichen Finale den Charakter einer melodramatischen Oper. Es entstand zu völlig unpassender Zeit, denn ein Offizier, der aus Liebe fahnenflüchtig wird, passte nicht in die Ideologie der Machthaber. Höhepunkt der Operette ist zweifellos die Szene zu Beginn des vierten Bildes ‚In einem Meer von Liebe möchte ich versinken’.
In der Uraufführung im Jahre 1934 an der Wiener Staatsoper sangen Jarmila Nowotna und Richard Tauber. Neben einer dramatisch geführten Stimme sollte die Hauptdarstellerin auch über den erforderlichen Sexappeal verfügen. In jüngerer Zeit nahmen sich Anna Moffo und Julia Migenes des Musikwerkes an.
Verzeichnis der Gesangsnummern:
- Freunde, das Leben ist lebenswert ...
- Schönste der Frau'n...
- Du bist meine Sonne...
- In einem Meer von Liebe...
- Meine Lippen, sie küssen so heiß...
***
musirony 2008 - Engelbert Hekken