musirony - Ubu Rex
 

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Skurille Oper - selten gespielt




Krzysztof Penderecki  [geb. 1933]

Ubu Rex

König Ubu


 


Opera buffa in zwei Akten

deutsch gesungen


Libretto von Jerzy Jarocki und dem Komponisten
nach Alfred Jarrys Schauspiel „Ubu Roi“
 

Uraufführung am 06. Juli 1991 im Bayerischen Nationaltheater München 

Dauer ca. 120min 

 

Charaktere:
Vater Ubu
Mutter Ubu
König Wenzel
Königin Rosamunde 
Boleslaus 
Ladislaus 
Bougrelas 
Zar Alexei 
Jan Sobieski 
Bordure 
General Lascy 
Stanislaw Leczinski 

7 Rüpel 
Ein Bote 
Russische Armee, Richter, Finanzverwalter, Adlige, Michael Fedorowitsch, Volk 

Ort der Handlung: Polen und Russland im 17. Jahrhundert
 

 

 
Wappen von Polen-Litauen



 


HANDLUNG

 

Erster Akt:

In einem kurzen Prolog hört man die Ubus sowie die Rüpel auf einem Segelschiff. Es ist eine Vorblende zum Ende der Oper. Der Dadaistische Text eröffnet wie eine Traumsequenz das absurde Theaterspiel. 

Großes Ehebett von Vater und Mutter Ubu

Im Ehebett schnarcht und stöhnt Vater Ubu seine militärischen Machtfantasien im Schlaf. Seine genervte Frau weckt ihn. Schreckhaft entfährt ihrem Mann ein für ihn typisches „Schreiße“ und schon sitzt er aufrecht im Bett. Mutter Ubu hat das ewige Phantasieren im Schlaf satt und stiftet ihren Mann an, seinen Posten als Adjutant von König Wenzel von Polen an den Nagel zu hängen, stattdessen seinen Dienstherren und dessen Nachkommenschaft zu massakrieren um ihrer statt den Thron Polens zu besteigen. Nicht lange kann er sich der reizenden Vorstellung erwehren und er beschließt die Tat umzusetzen.

Das große Fressen

Die Nachbarn sind im Anmarsch. Es handelt sich um einen ungesitteten Haufen höchst gefräßiger Rüpel, welcher Familie Ubu die Haare vom Kopf frisst. Mutter lässt sich nicht lumpen und tischt ordentlich auf: Tapioka, Knödel, Ferkel, Grütze, Pökelfleisch, polnische Suppe, gefüllte Rüben, Hammelhoden, Truthahnsteiße, Wildsaurücken, Trüffelsauce, süße Plätzchen auf Ammoniak, Obst, Eisbomben, Artischocken, Blumenkohl mit Schreiße... Vater kann das fressende Pack nicht mit ansehen und beschimpft seine Frau aufs Übelste aus. Als die Gäste ausfallend werden und den schlechten Geschmack des Essens beklagen, wirft Mutti noch eine Hand voll Steiße in den Trog, auf die sich die Gäste schmatzend stürzen. Ubu holt eine unaussprechliche Bürste und steckt sie in den Trog, worauf einige der Nachbarn tot liegen bleiben und der Rest fluchtartig herausspringt und die Waffen zieht.

Der Vater lässt Bordure, den Chef der Rüpel hervortreten und verspricht ihn zum König von Litauen zu machen, sollte er sich mit ihm gegen den König verbünden. Bordure, welcher sich als des Königs Erzfeind sieht, sagt zu aber als Ubu ihn an sein Herz drücken will, befreit sich Bordure aus seinen Armen mit dem Hinweis, dass Ubu unerträglich stinke. Ein Bote kommt und teilt mit, dass Vater Ubu unverzüglich zum König gebeten wird. Alle glauben, seine Putsch-Pläne seien verraten worden und schon bald drohe ihm der Galgen. Während er plant, seine Frau und Bordure als Anstifter der Revolte anzuklagen, stößt ihn seine Gattin mit dem Hinweis, keine Zeit zu verlieren, aus dem Haus.

Beim König

Vater Ubu ist im Thronsaal angekommen, wo die Königskinder mit dem Pflegen von Bienenstöcken beschäftigt sind. Entgegen seiner Befürchtung bestraft zu werden, ernennt König Wenzel ihn zum Grafen von Sandomir und lädt ihn zu einer großen Festparade ein. Ubu dankt gekünstelt und verschwindet wieder, wobei er, von den Bienen gepiesackt, zu Boden fällt, sich den Darm bricht und die Brust ausrenkt.

Nachdem er gegangen ist, bekommt Königin Rosamunde eine schreckliche Vision, die das Ende der königlichen Familie voraussagt. 

Verschwörung

Die nächsten Nachbarn und Mutter Ubu spielen Karten. Zur Überraschung kehrt der lebende Vater heim. Er verkündet seine Beförderung, lässt seinen Wanst befühlen und möchte nun den Mordplan am König durchgehen. Die Meute ist begeistert und man sammelt Vorschläge. Nachdem das Vergiften des Frühstücks mit Arsen als zu feige sowie das Spalten mit einem Schwert als zu gefährlich abgetan wurden, schlägt Ubu vor, ihm bei der Parade auf den Fuß zu treten und bei dem Stichwort „Schreiße“ soll die Bande zuschlagen. Das kommt allgemein gut an, und während Bordure sich schon ausmalt, wie er den Rest der Familie verfolgt und erlegt, bittet Mutter Ubu um Andacht für einen feierlichen Treueeid. Da kein Priester anwesend ist, vertritt sie den Geistlichen mit einem ausgeschnittenen Kartoffelsack als Ornat und nimmt die Schwüre der Anwesenden entgegen.

Die große Parade - Ermordung der königlichen Familie.

Auf dem Schlossplatz bereitet man die Parade vor. Rosamunde und die Söhne sind besorgt um die Sicherheit des Königs, jedoch ist dieser von der Ehrenhaftigkeit Vater Ubus vollends überzeugt. Da Bougrelas ziemlich unverschämt zu Ubu war, wird ihm verboten an der Parade teilzunehmen und er muss im Schloss warten. Als Wenzel die Truppen mit Ubu inspiziert, schlagen die Attentäter wie geplant zu. Nachdem der König tot am Boden liegt, schnappt Ubu sich die Krone und versteckt sich, während die Rüpel gegen die bewaffneten Königskinder kämpfen. Rosamunde und Bougrelas können entkommen und während des weiteren Geplänkels kriecht der selbsternannte König auf allen Vieren aus seinem Versteck und durchsucht die Geldbörsen der Toten. Schon nähert sich das Volk und erwartet stur und hohl eine Gabe zum Regierungsantritt. Ubu befiehlt drei alte Pferde schlachten zu lassen, was für die „Drecksschweine“ reiche. Gold gebe es nicht. Mutter Ubu ist entsetzt über die Herzlosigkeit ihres Mannes und macht ihm schlimme Vorwürfe. Die Rüpel beraten ihn, dass er ohne reiche Gaben an das Volk zu verteilen, auch keine Steuern einnehmen könne und so ändert der König einfach seine Meinung.

Verteilt drei Millionen, 
kocht hundertfünfzig Ochsen, 
tausend polnische Gänse! 
Schließlich kann ich ja auch
mitessen.“

Er wirft missmutig Dukaten unter das Volk und lädt schließlich alle zu einem großen Fressen in sein Schloss ein.   


Krzysztof Penderecki 




Zweiter Akt:

Schlosshof. Enthirnung

Die Amtszeit wird begonnen und im Hof terrorisiert Ubu seine Untergebenen, besonders Richter, Beamte und Finanzverwalter. Nachdem er seine langersehnte spitze Kaputze bekommen hat, lässt er ein Wettrennen veranstalten, bei welchem dem Sieger eine Kiste voller „echter, harter polnischer Währung“ winkt. Michael Fedorowitsch ist der Gewinner, bekommt seine Belohnung und darf nach Hause gehen. Als nächstes lässt Ubu Bordure verhaften und in den Kerker bringen, w er ihm nicht das versprochene Litauen übergeben möchte. Die ahnungslosen, adeligen Verlierer des Rennens werden mit einem Fleischerhaken in die Groschenkammer gezerrt, wo ihnen das Gehirn ausgepresst wird. Mutter Ubu sieht entsetzt zu, ihr Mann aber ist vergnüglich bei der Sache und möchte sich mit der „Entsorgung“ des Adels sämtlicher Territorien Polens bereichern. Nachdem er den Adel beseitigt hat, erlässt er neue Gesetze. Die unwilligen Juristen und Finanzverwalter kommen ebenfalls in die Gehrinquetsche. Da es nun keine Steuereintreiber mehr gibt, will Ubu selbst von Dorf zu Dorf laufen und die Rendite abschöpfen.

Beim Zaren

Im Palast des Zaren Alexei wird Bordure vorgeführt, der nach seiner erfolgreichen Flucht von Ubus Wachen fünf Tage durch die Steppe ritt um den Herrscher Russlands um militärischen Beistand gegen den brutalen Despoten Ubu zu bitten. Obwohl der Zar an der Loyalität des Verräters und Königsmörders Bordure zweifelt, nimmt er ihn in das 10. Kosakenregiment auf um Ubu die Stirn zu bieten.

Bauernhaus und die Steuerpresse

Im Hause des reichen Bauern Stanislaw Leczinskys herrscht Angst vor dem neuen Monarchen. Da platzt Ubu mit seinen Rüpeln herein und verlangt harsch die doppelte Steuersumme als bisher. Da Stanislaw nicht zahlen will, wird die Steuerpresse, ein Folter- und Mordgerät, hervorgefahren. Kurz bevor sie zur Anwendung kommen kann, überreicht ein Bote zitternd einen Brief aus dem hervorgeht, dass der Zar beabsichtigt in Polen einzufallen, Ubu zu entthronen und seiner statt Bordure als König einzusetzen. Ziemlich verängstigt beißt sich der Despot dazu durch in den Krieg zu ziehen. Vom Steuerrausch völlig ausgezehrt, schieben die Lakaien ihn auf sein Pferd und er reitet in Begleitung seiner Rüpel in die Schlacht.

Der Krieg

Auf einer Anhöhe das Lager der Russen ehrfurchtsvoll betrachtend, befielt Ubu zunächst einmal ein großes Fressen, da der Feind nicht vor Mittag angreifen werde. Während die Armee grölend frisst, ihre Notdurft verrichtet und sich besäuft, kommt ein Bote mit der Nachricht, dass im Landesinneren eine Revolte gegen den König begonnen hat, seine Häscher getötet worden und Mutter Ubu geflohen sei. Die Russen kommen und der Despot weis nicht, wie ihm geschieht. Doch schlussendlich kann er den verkleideten Bordure enttarnen, tötet ihn mit seiner Pistole und reißt ihn danach in Stücke. Es kommt zum Showdown. Der Zar und Ubu stehen sich gegenüber und tauschen Schimpfwörter aus:

Du Saupack! -  Polack! -  Freßsack! -  Steißnack! -  Kanake! - Husar! - Tartar! - Clochard! - Kommunarde! - Schakal!“ 

Danach schreiten  sie zum Säbelduell, welches Ubu zunächst fast gewinnt, dann aber schwer getroffen wird. Winselnd versucht er zu fliehen, die Heilige Jungfrau erscheint aus dem Nebel, er ruft sie an und der ihn verfolgende Zar stürzt in ein Loch. Die polnische Armee kann es kaum fassen und wirft sich auf den russischen Monarchen, welcher nicht so leicht kleinbeigibt und wild um sich beißt. Schlussendlich stirbt er aber doch unter den aufgetürmten Massen. Doch auch nur scheinbar, denn wie zu Gottes Rächer ernannt, steht er wieder auf, wirft die auf ihn lagernden Soldaten von sich, verflucht Ubu und hetzt die Dragoner auf die Polen. Dies bedeutet den Sieg für die russische Armee. 

Die Flucht

In Litauen wird der auf der Flucht befindliche Ubu auf einem Schlitten gefahren, den Soldaten ziehen und Rüpel schieben. Während diese nach und nach wegsterben, beklagt sich der König über das schlechte Wetter und Giron glaubt, dass die Russen sie nicht weiter verfolgen. Sie schlagen entkräftet ein Nachtlager auf und Mutter Ubu schleicht, aus Polen verjagt, heran. Sie hat so viel Gold und Schmuck dabei, wie sie nur tragen konnte. Der König kann es kaum glauben und ist überglücklich seine „ausgekochte Giftkröte“ wiederzusehen und Mutter Ubu ihr „Dickerchen“. Sie vergeben einander alle Boshaftigkeiten und den Zwist der letzten Zeit und schlüpfen gemeinsam unter eine Bettdecke. 

Auf hoher See – Suche nach einem neuen Land.

Der Schlitten wurde zu einem Segelschiff umfunktioniert und die Ubus samt den Rüpeln begeben sich auf das Meer, wo sie Helsingör, die deutsche Nordsee und Frankreich passieren. Ubu versichert seiner Frau, dass sie sicher früher oder später in einem für sie geeigneten Land stranden werden.

Mit dem Gesang des Prologs, der auch den Epilog vertritt, endet die schaurige Oper.

© 2011 – Raphael Lübbers

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