musirony - Die Dickschädel
 

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Schöne Oper – selten gehört
 

Antonín Dvorák [1841-1904]

Die Dickschädel

 Tverdé palice - The Stubborn Lovers



Komische Oper in einem Akt

tschechisch gesungen

Libretto von Josef Štolba

Uraufführung am 2. Oktober 1881 am Prager Theater

Dauer etwa 76min

Charaktere:

Vávra, ein Bauer (Bariton)

Toník, sein Sohn (Tenor)
Říhová, eine Witwe (Mezzosopran)
Lenka, ihre Tochter (Sopran)
Ŕeŕicha, Pate (Bass)
rfler

Das Geschehen spielt in Böhmen um 1770


Dvoráks Geburtshaus

 


HANDLUNG

OUVERTÜRE

Erster Auftritt:

Vávra und Říhová leben in unmittelbarer Nachbarschaft friedlich nebeneinander. Es wäre schön, wenn Toník und Lenka ein Paar wären, damit später die Grundstücke einmal zusammenfallen und der Besitz sich automatisch vergrößern würde. Acker an Acker und Haus an Haus – das wäre doch eine feine Sache. Die Eltern beschließen, dass ihre beiden Kinder miteinander die Ehe eingehen sollen. Vávra reicht Ríhova die Hand und die Witwe schlägt ein. Damit ist der Handel abgemacht. Welch ein Glück für die Kinder. Sie werden wunderbar abgesichert sein. Auch Řeřicha, sieht seine beiden Patenkinder im Glück.

Toník ist ein stattlicher Junge und bekommt seinen ordentlichen Anteil. Auch Lenka geht nicht mit leeren Händen aus dem Haus. Das ist alles gut und schön, aber haben die guten Alten denn schon mit den Kindern gesprochen ob sie denn auch wollen? Das ist ja zum Lachen: Er ist der Vater und sie die Mutter und notfalls steht ihnen die elterliche Gewalt zur Verfügung. Der Herr Gevatter beliebt zu scherzen. Aber es wird keine Probleme geben, die Kinder gehorchen ganz sicher. Der Pate kennt die Kinder aber auch von kleinauf. Beide sind Dickköpfe und wenn ihnen etwas befohlen wird, könnten sie auch querschießen. Der Himmel möge ihren voreiligen Entschlüssen beistehen. Was die weisen Eltern entscheiden, führen die Kinder auch aus. Řeřicha, wünscht es ihnen von Herzen. Sofort werden die beiden mit den Kindern sprechen und der Gevatter wird sehen, dass seine Befürchtungen grundlos sind.

Zweiter Auftritt:

Řeřicha, schaut ihnen lachend nach. Er kennt sie gut seine Patenkinder. Toník lässt sich nicht zwingen Lenka auch nicht. Mit Gewalt lässt sich da nichts ausrichten. Nun nimmt er die Angelegenheit in seine bewährten Hände, denn sonst werden die Eltern sich noch wundern.

Wer sagt es denn: Vater und Sohn erscheinen auf der Bildfläche und Řeřicha, versteckt sich hinter den Fenstervorhängen.

Dritter Auftritt:

Der Dialog beginnt: Vávra will von seinem Sohn wissen, ob er ihn liebt. Aber das weiß der Vater doch! Gut, dann soll er etwas für ihn tun, nämlich sofort heiraten. Ha, er kann sich vor Lachen nicht mehr halten! Und warum lacht er? Der Herr Vater macht wohl Witze. Da irrt er gewaltig. Er will, dass er mit seiner Braut so bald wie möglich die Ringe tauscht. Ha, ha, er kann nicht mehr vor Lachen. Das Gelächter wird ignoriert, denn sein Wille ist unerschütterlich. Noch heute wird er sie bitten und in einem Monat ist sie die seine! Meine soll sie sein? Dazu gehören aber doch zwei. Er hat doch nicht etwa Einwände? Würdet ihr Euch wundern? Er wird einmal heiraten, aber das muss er allein entscheiden. Euch hat doch auch niemand herein geredet. Du ungezogenes Kind! Er sei so wie er erzogen wurde! Du heiratest so bald wie möglich. Das möchte Toník sehen. Er schickt sich an zugehen, weil alles gesagt ist. Der Teufel soll ihn holen!

Řeřicha höhnt, dass er doch gesagt hat, dass er verliert. Toník behauptet dass es ihm in der Seele Leid tut, den Vater enttäuschen zu müssen. Er weiß ja nicht einmal, über wen er spricht. Das ist ihm auch egal. Aber es geht um Nachbarins Lenka. Toník ist überrascht, dass sie ihm Lenka geben wollen. Hat der Vater nicht gesagt, dass er sie gern heiraten würde? Aber zwingen lässt er sich nicht! Jetzt hat Vávra genug von seinem dummen Gerede. Er heiratet jetzt Lenka und damit basta! Nein, Toník lässt sich nicht zwingen. Seine Frau wählt er selbst. Das wollen wir mal sehen!

Řeřicha, wusste es: Seine Frau wählt Toník selbst und zwingen lässt er sich niemals.

Vierter Auftritt:

Lenka hat die Auseinandersetzung mit ihrer Mutter hinter sich und ihr gesagt, dass sie nicht will. Říhová glaubt, dass es genügen würde, wenn sie es will. Wer heiraten will, der wählt auch und niemand anders, dünkt es Lenka. Die Mutter schilt ihre Tochter ein dummes Mädchen und sagt, dass einen ordentlichen Mann zu wählen, keine einfache Sache sei. Kurz und bündig, heute in drei Wochen führt. Nachbars Toník sie zum Traualtar. Lenka wendet ein, wen sie als Bräutigam haben soll, den muss sie doch auch gern haben. Liebe ist für die Ehe, wie die Kartoffeln für die Mahlzeit. Und was ist, wenn Toník morgen zu Besuch kommt? Dann erhält er einen schönen Korb! Die Mutter wird sich schon kümmern. Řeřicha, sieht aber, dass sie auf Granit beißt. Lenka soll müssen? Wo gibt es denn so etwas?

Fünfter Auftritt:

Lenka ist empört. Das wäre ja noch schöner, wenn sie jemanden nähme, den sie nicht selbst ausgesucht hat. Toník wäre nicht schlecht, denn das ganze Dorf schätzt ihn. Er ist auch kein Bräutigam zum Ablehnen, aber sie lässt sich nun einmal zum Heiraten nicht zwingen. Sie will selbst schauen, wem sie Hand und Herz reicht.

Sechster Auftritt:

Řeřichas Bemerkung ist unpassend. Weshalb ist Lenka betrübt und steht so traurig da? Hat sie vor ihrem künftigen Vater Angst? Die Angesprochene widersetzt sich: Sie habe nur eine Mutter, der Herr Gevatter beliebe wohl zu scherzen! Nun, was nicht ist, kann ja noch werden! Er redet wirr. Weiß sie nicht, dass ihre Mutter sich wünscht, dass sie heiraten soll? An die Seite von Nachbars Toník wollen sie sie zwingen. Warum sie das tut, weiß der Gevatter nur zu gut. Die Mutter weiß, dass sie ein richtiger Dickschädel ist und aus Zwang auf dieser Welt nichts tut. „Das ist richtig!“ „Nur deshalb will sie Dich zwingen und trachtet danach, dass Du Nachbars Toník zum Mann wählst, weil sie im Innersten überzeugt ist, dass Du Dich dann weigern wirst.“ „Und was würde sie damit erreichen?“ „Hast Du nicht begriffen? sie denkt, dass Du Toník ganz gerne magst.“ „Das ist aber doch nicht wahr.“ „Leicht zu verstehen, denn er ist hässlich und dumm dazu, hat eine schiefe Nase, geht krumm und schielt.“ Lenka erklärt, dass sie viel Dümmere kennt und alles Verleumdung und dummes Gerede sei. Řeřicha, gibt sich erstaunt und frage Lenka weshalb sie sich vor ihn stellt? Er ist doch sein Patenkind. Jetzt rückt der Gevatter endlich mit der Sprache heraus und redet Lenka ein, dass die Mutter sie loseisen will, damit sie den Toník selbst heiraten kann. Wer, Ihre Mutter? Was fällt dem Paten ein, solche Behauptungen aufzustellen. Lenka kann sich darauf verlassen; er spricht die reine Wahrheit. Lenka weiß nicht, ob sie recht hört oder ob alles nur ein Traum ist? Wieso hat denn die Mutter Angst vor Lenka, wenn sie an Toník gar kein Interesse hat. Mit einem gezwungenen Lächeln antwortet Lenka, dass es sich doch von selbst verstehe, dass Mutter und Tochter sich nicht streiten werden.

In Lenka geht ein Licht auf, sie wird wachsam sein. Aber wehe der lieben Mutter, wenn sie alles ausgeforscht hat. Der Gevatter soll sich keine Sorgen machen. Behüte Gott, er hat seine eigenen!

Siebter Auftritt:

Tränen drängen Lenka ins Auge. In ihrem Herzen spürt sie eine merkwürdige Sehnsucht. Ein unbekanntes Gefühl nimmt sie in Besitz. Früher war ihr nie so zumute. Sie war ganz ruhig und jetzt ist alles anders, wo eine Andere ihn haben will. Es scheint so, als habe sie ihn doch gern.

Achter Auftritt:

Aber das ist doch unmöglich: Vater und Lenka – das ist doch zum Lachen! Bei seiner Ehre, er soll ihm glauben. Es ist die heilige Wahrheit, versichert Řeřicha. Und ihn wollte er auf diese Weise loswerden, zweifelt Toník? Das ist ja kaum zu glauben! Lenka gibt nicht nach und die Mutter steht auf ihrer Seite. Was er tun wird weiß er noch nicht, aber Toník würde in jedem Fall eine hübsche Stiefmutter haben, wenn der Vater das Mädchen heiratet. Oder gefällt ihm Lenka vielleicht nicht? Er mag keine Stiefmütter. Wer hätte je an so etwas gedacht. Falls er nicht einverstanden ist, verhindern kann er es nicht! Das wollen wir mal sehen!

Schau, dort kommt die Mutter! Er wird gleich mit ihr sprechen und ihr klar machen, was die Welt und Lenka zu ihrer Hochzeit sagen werden. Adieu Onkelchen!

Neunter Auftritt:

Der Vater und eine Heirat mit Lenka, das könnte er nicht mit ansehen. So ein junges Mädchen und so ein alter Mann. Er soll das heiraten schön sein lassen. Lenka zur Mutter zu haben wäre ein Ärgernis. Da würde er sie fast lieber selbst heiraten.

Zehnter Auftritt:

Tonik begegnet der Frau Nachbarin und wünscht ihr einen schönen Tag. Seine Bemerkung, dass sie einen betrübten Eindruck mache, quittiert sie damit, dass sie alle möglichen Sorgen habe. Diese seien völlig überflüssig. Sie ist erstaunt und versteht nicht, was er sagen will. Wirklich nicht? Sie habe doch einen geheimen Plan. Er weiß, was sie mit Lenka vorhat, aber dazu gibt er seine Zustimmung nicht.

Wieso nicht, Lenka ist doch ein ordentliches Mädchen, ist zuverlässig und hat Ersparnisse. Sie wird sich die Augen ausweinen. Warum diese Hochzeit? Sie wäre ein Grund zum Weinen. Das ganze Dorf würde darüber lachen. Im Gegenteil, sie würden sich vor Schadenfreude nicht zu lassen wissen, wenn aus der Sache nichts würde. Řeřicha und Lenchen werden sichtbar, wie sie miteinander tuscheln.

Sieht Lenka jetzt, wie sich die beiden miteinander absprechen? Nein, das ist ja schrecklich! Zu Toni sagt Ríhová, dass man mit Lenka doch sprechen kann, wenn sie richtig abwägt, wird sie über die Hochzeit doch froh sei. Toni sieht einen Silberstreifen am Horizont, dass sie die Hochzeit mit ihrem Vater ablehnt. Dabei ist er sich nicht bewusst, dass sie aneinander völlig vorbeireden. Er dankt der Nachbarin für die freudige Botschaft und will Rihová im Überschwang der Gefühle sogleich umarmen.

Heilige Jungfrau, er umarmt sie wirklich. Für Lenka ist das ein Schlag und sie wird vor Schreck fast ohnmächtig. Auf frischer Tat hat sie die beiden ertappt. Was sagt das liebe Kind dazu, möchte Řeřicka von ihr wissen. „Gevatter, ach es ist schändlich!“ Was fällt Toni überhaupt ein, ihre Mutter zu wollen? Das darf nicht passieren! Die Mutter wird es büßen. Noch hat er sie nicht! Lenka wird ihr den Spaß verderben!

Elfter Auftritt:

Vávra will Lenka aushorchen. Sie ist in Gedanken versunken und er fragt sie, worüber sie nachdenk? „Wen der gute Gott ihr zum Ehemann gibt“ Ei, ei, der Appetit ist da. Vávra ist darüber erfreut. Lenka dankt ihm deshalb aus vollen Herzen.

Toník beobachtet, wie Vávra Lenka neckisch Kinn fasst und missdeutet die Situation ebenfalls. Er fragt die Jungfer, wer es denn sei, der ihr gefällt. „Euer Toník ist es“, kommt die erlösende Antwort. Bei seiner Ehre, sie sei zum Küssen! Toník sieht das vertrauliche Getue von fern und wünscht dem Mädchen Blitz und Donner auf den Hals. So etwas hätte er nicht geglaubt, wenn er es nicht selbst gesehen hätte. Vávra hatte schon Angst, dass sie Toni vielleicht nicht gewollt hätte.

Jetzt gilt es nur noch abzuwarten was die beiden Liebestollen tun werden.

Zwölfter Auftritt:

Vávra frohlockt, dass Řeřichas Plan im Prinzip gut war. Sie will also den Toník, nur Toník wehrt sich noch,wird sich aber überreden lassen. Die beiden müssen sich nur noch ihrem Rollenspiel gerecht werden. Beide lieben sich und werden sich auch finden.

Dreizehnter Auftritt:

Die Nachbarn nehmen an der Entwicklung der Ereignisse regen Anteil und denken, dass es noch viel zu Lachen geben wird. In jedem Fall wünschen sie beiden Paaren alles Gute. Sie wissen noch nicht, dass Řeřichas Intrigenspiel sich bald auflösen wird. Sie befinden sich noch auf einem Wissensstand, der längst überholt ist.

Vierzehnter Auftritt:

Říhová versteht nicht, was die Dörfler zu lachen haben, obwohl man sich zwanzig Meilen im Umkreis davon erzählt. Sprechen sie vielleicht von der Hochzeit, die doch wohl nicht zum Lachen ist? Es ist nicht nur zum Lachen, sondern kaum zu glauben: Schämen sich die beiden Alten nicht? Sind sie nicht Oma und Opa und machen sich auf ihre alten Tage noch an die jungen Leutchen heran? Sie sollen aufpassen, dass sie nicht aus dem Dorf vertrieben werden!

Sind die Bauern verrückt geworden oder welcher Teufel ist in sie gefahren? Die beiden haben wohl den Verstand verloren. Sie werden zur Hochzeit kommen und ihnen zur Nacht eine schöne Katzenmusik veranstalten. Es ist doch nicht möglich: Den besten Jungen und das hübscheste Mädchen nehmen sie aus ihrer Mitte, um ihren Gelüsten freien Lauf zu lassen. Den Rücken sollte man den beiden massieren!

Fünfzehnter Auftritt:

Toník und Lenka haben alle Missverständnisse ausgeräumt und sich angenähert. Er schilt sich einen Dummkopf und sieht ein, dass sein Dickkopf ihm die Suppe eingebrockt hat. Lenka kommt dahinter, dass sie sich wie eine dumme Gans aufgeführt hat, und bereut ihren Starrsinn.

Allerdings kann er nicht leugnen, dass Toník die Mutter umarmt hat und Lenchka kann nicht bestreiten, dass sie von Vávra am Kinn gekrault wurde. Die Motive werden noch untersucht und anschließend akzeptiert. Zum Schluss gestehen sich beide ewige Liebe und Treue.

Sechzehnter Auftritt:

Ein fettes Lob fehlt noch für den Gevatter Řeřicha, der durch Anwendung einer List alles ins rechte Lot gebracht hat. Ein glückliches Paar und zufriedene Eltern sind das Resultat.

Anmerkungen:

Durch einen Griff in die Folklorekiste und ins böhmische Dorfleben und hat Antonín Dvořák Smetanas „ Die verkaufte Braut“ eine Alternative zur Seite gestellt. Sie vermittelt die beliebte Vorstellung, dass jugendliche Attraktivität auf beiden Seiten das Lebensglück des Pärchens begründen. Das wahre Leben geht jedoch oft andere Wege.

Das Singspiel wurde auch in Dvořáks Heimat nur selten aufgeführt.

***
2013 musirony - Engelbert Hellen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

 

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