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Auf dem Marktplatz eines kleinen Städtchens in Böhmen haben Doktor Pustrpalk und sein Gefolge ihren Behandlungsstand aufgebaut. Die Praxis besteht aus einem Podest, zu dem Holzstufen empor führen. Der Operationstisch steht in der Mitte und wirkt als Blickfang. Mit der Arbeit kann nicht sogleich begonnen werden, denn die Patienten muss man erst anwerben. Hierzu lässt die Geschäftsleitung sich allerhand Schabernak einfallen.
Aus Passion hat Pavučina Spinnen dressiert und versucht nun, Zuschauer für ihre Kunststückchen zu begeistern. Kyška, eigentlich der Koch der Gruppe, fungiert gleichzeitig auch als Ausrufer. „Sem, sem, lidičky – Hereinspaziert liebe Leute, die Welt ist voller Wunder. Es war einmal ein armer Schneider, der hatte arges Bauchweh; drum ließ er Pustrpalk holen.“ Er zieht Pavučina - offenbar sein Liebchen - zu sich heran und fragt vertraulich, ob sie Pustrpalk kenne. Natürlich kennt sie ihn, er ist doch der berühmte große Doktor. Mit dem ausgestreckten Zeigefinger zeigt sie zum Himmel. „Právĕ ho bledá luna provalala – Die bleiche Frau Luna rief ihn, weil sie immer dünner wurde. Doktor Pustrpalk verschrieb ihr Pillen zum Dickwerden und zwei Wochen später, die Leute werden es nicht glauben, war sie wieder rund und schön.“
Kyška schiebt Pavučina beiseite und baut sich wohlgefällig vor dem Publikum auf. Er schildert, dass sein Schneider so krank war, dass kein Arzt auf der Welt ihm mehr helfen konnte. Schnipp, schnipp! schnitt ihm Dr. Pustrpalk den Magen heraus und hängte ihn zum Trocknen an die Luft. Schnapp! ein Hund holte ihn herunter und fraß ihn auf. Nun bekam der Doktor ein Problem, wusste sich aber zu helfen! Er schlachtete einen Ziegenbock, der Magen wechselt den Besitzer und der Schneider kann wieder essen. Die Familie weinte vor Freude und der Geheilte hüpfte vor Begeisterung wie ein Paarhufer. Doch der neue Magen konnte von den alten Essgewohnheiten nicht lassen. Der Schneider sprangt im Garten umher und fraß alle Büsche kahl. Er imitierte das Meckern einer Ziege und stieß mit dem Kopf nach seinen Kindern. „Meck, meck, Schneider meck, meck, meck!”
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Doktor Pustrpalk sei weltberühmt und man finde seinen Namen in allen Lehrbüchern. Die Schaulustigen werden immer zahlreicher. Die hauseigene Musikkapelle bläst einen Tusch und dann erscheint der berühmte Doktor in Person. Zu den Pluderhosen trägt er eine rote Weste und auf seiner Perücke balanciert ein Dreispitz. „Hop! Kdo si přeje? - Also! Wer kommt zuerst an die Reihe?“
Ein Lehrling mit geschwollenen roten Backen wagt es, sich der Behandlung zu unterziehen. Doktor Pustrpalk schaut nur einmal hin und weiß sofort Bescheid. Das sind nicht die Zähne, sondern der Junge hat den Ziegenpeter. Das Gesicht wird mit Öl eingerieben und dann bekommt der kleine Patient ein paar Kräuter zum Kauen. Er soll es sich anschließend zu Hause im Bett bequem machen und Diät halten. Wenn er nicht gehorcht, muss der Doktor ihn aufschneiden und danach bleibt er möglicherweise für immer ein Krüppel. Der Junge beeilt sich zu zahlen und läuft seinen Weg.
„Vorwärts, meine Herrschaften, bitte keine Unlustgefühle vortäuschen!“ Kyška flößt den Leuten Mut ein. Der nächste Patient kommt auf Krücken angehumpelt, und die Menge bedauert ihn. Seine Frau trägt eine weiße Leinenhaube und hinkt ebenfalls. Völlig korrekt! Sie sind hergekommen, um den berühmten Doktor aufzusuchen. Richtig geraten! Der Behandlungsbedürftige ist von Beruf Gastwirt und er kommt mit seiner Frau vom Lande.
Ein Dringlichkeitsfall tritt ein. Ein Mann trägt einen Jungen auf dem Arm, der von einer Schlange gebissen wurde. Doktor Pustrpalk tut das einzig Richtige. Er saugt die Wunde aus und spuckt das Blut in einen Napf. Seine Gehilfen sollen den Spucknapf mit Inhalt schnell vergraben, damit die Fliegen ihn nicht finden, andernfalls verseucht der Junge noch den ganzen Marktplatz. Musik übertönt das Geschrei des Kleinen, bis er fortgetragen wird. Der Mann mit den Krücken wird noch behandelt und danach scheint die erste Sprechstunde schon zu Ende zu gehen.
Es ist nun die Zeit für eine kleine Zerstreuung gekommen. Ein Schlangenbeschwörer mit nacktem tätowierten Oberkörper tritt aus den Hintergrund hervor und führt mit seinem Gewürm einen grotesken Tanz auf. Doktor Pustrpalk hält einen pseudowissenschaftlichen Vortrag über Kriechtiere. Die Seeschlange sei das ärgste Ungeheuer, weil sie echte Zähne habe. Der Gaumen sei voller Gift. Aber das Publikum und der Opernbesucher sollen sich bitte nicht ängstigen. Genügend Gegengift befinde sich in seinem geordneten Arzthaushalt. Das Mittel nennt sich „Theriak“ und hilft mit Sicherheit auch gegen Schlangen.
„Möchte jemand zum Spaß ein bisschen Arsenik probieren?“ Es sei das allergefährlichste Gift – weitaus stärker als Schlangengift. Arsenik haut einen ausgewachsenen Ochsen in drei Minuten um. Ist jemand da, der eine kleine Probe nehmen möchte? Wer von den Herrschaften vertraut seiner Kunst und ist bereit, eine kleine Prise zu schlucken? „Echtes Arsenik! Ist niemand bereit?“
3
„Pomoc, pomoc – Zu Hilfe, zu Hilfe!“ Ein Deserteur bahnt sich einen Weg zum Podium. Er fürchtet, gefasst zu werden und sieht keinen Ausweg. Auf seinen Kopf sind zehn Dukaten ausgesetzt. Freiwillig will er sterben, bevor er aufgehängt wird. Die Leute beruhigen ihn, der Fahnenflüchtige soll mit ihnen kommen. Sie werden ihn verstecken! Hilfesuchend umklammert der Flüchtige bereits die Knie des Doktors. Dieser rät, Arsenik zu nehmen. Der Doktor schiebt ihm zwei Silberkügelchen in den Mund. Der Deserteur windet sich in Todesqualen und stößt einen furchtbaren Schrei aus. Vier Männer müssen ihn halten, während der Doktor den Kügelchen das Heilmittel „Theriak“ nachschiebt. Der Patient wird doch nicht etwa ersticken? Aber nicht doch, die Muskulatur entspannt sich bereits und der Zappelnde kann schon wieder lachen. „Das Wundermittel kostet nur einen Taler! Möchte niemand seine Hausapotheke ergänzen?“
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Nun treten der Seiltänzer und der Feuerschlucker auf und unterhalten das Publikum mit ihren Kunststückchen. Eine hochgewachsene auffällige Erscheinung, es ist der Mönch Jochimus. Sichtlich neugierig tritt er näher. Pferdegetrappel und Peitschengeknall sind zu hören. Zavináč kündigt eine schöne Kutsche an, in der eine Dame sitze, die noch schöner als die Kutsche sei. Die Hoheitsvolle steigt aus, erklärt, die Frau eines Gelehrten zu sein und nickt grüßend mit dem Kopf. Sie leide entsetzlich und könne nicht einmal vernünftig stehen. Das Liegen sei sie gewohnt und Schmerzen plagen sie, wenn sie sich bewege. Das sei erst seit einigen Monaten so, nachdem sie ein Scheusal zur Welt gebracht habe. Was hat der Arzt ihr verschrieben? “Oh! Mon dieu, mon dieu!“ Doktor Pustrpalk fühlt sich bemüßigt, dem Publikum eine Erklärung abzugeben. Seit 28 Monaten sei die Dame ihrer Kräfte beraubt und könne kaum das Bett verlassen. Dem Diener gibt er ein Zeichen, die Behandlungsbedürftige auf eine Trage zu legen und in den Wohnwagen zu schieben. Denn diese Krankheit sei so schwerwiegend, dass sie nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt werden könne. Als erstes muss die Dame ihre Hosen ausziehen, befiehlt der Doktor der Magd. Der Rock wird angehoben und dann soll sie sich in einen Korb mit Brennnesseln setzen.
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Es dauert nicht lange und es ertönt lautes Geschrei, die Tür des Wohnwagens wird aufgerissen, die Patientin stürzt heraus und der Doktor hinterher. Verspürt Madame schon die Wirkung? Eins, zwei, drei und schon ist es besser! Sie soll sich beruhigen, es sei kein Unheil geschehen. Der Doktor sei ihr gehorsamer Diener. Was verlangt sie mehr? Was das für ein Ding gewesen sei, welches immens gejuckt habe, um das Übel, welches sie plagte, wegzuzaubern, erkundet die Patientin. Die Dame möge doch bei ihm bleiben - mit seinem Vorschlag sei es ihm ernst! Der Teufel soll ihn holen – anderseits, welche Rolle könne sie denn bei ihm spielen? Sie könne seine Konkubine sein, denn sie sei vornehm und von edlem Geblüt. Hat er keine Frau? Die Wahrheit will sie hören! Er besitze ein bösartige Xanthippe, die der Teufel holen soll. Nun gibt er der Aufgeregten eine Salbe, um die Schmerzen zu lindern. Dankbarkeit strahlt aus ihrem Blick. Er soll sie einfach Amaranta nennen, denn das sei ihr Name.
Er wird sie jetzt in Ruhe lassen. Sobald er mit den übrigen Patienten fertig sei, komme er auf sie zurück. Sie erwarte ihn nach dem Angelus. Unter höflichen Verbeugungen nach allen Seiten verabschiedet der Heiler sich unter dem Beifall des Publikums von ihr. Doktor Pustrpalk soll hochleben! Der Mönch Jochimus ist gegenteiliger Ansicht. Noch heute will er den Scharlatan bei den Behörden anzeigen.
Zweites Bild
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Pantomimisch wird ausgeführt, wie der Wohnwagen weiterzieht. Die Bühnentechnik ist gefragt, die vorbeiziehende Landschaft einfallsreich und ansprechend ins Bild zu setzen. Der Kammerchor, zu beiden Seiten des Zuschauerraums positioniert, ist der einzige Handlungsträger. Er tönt:
Die Komödiantentruppe fährt von der Dämmerung bis in den Morgen, in Regen und Schnee, die ganze Nacht hindurch. Die Reise ist lang: An Schlössern, Palästen, Toren und Städten geht es vorbei, im Sommer wie im Winter. Tagelang, wochenlang, monatelang, sogar jahrelang ziehen sie daher, der Wunderdoktor Pustrpalk und seine Gruppe von Helfern. In jeder Stadt, in der er sein Zelt aufschlägt und wieder abbricht, stöhnen die Kranken ihm zu und erhoffen von ihm die Gesundung.
„In guten wie in schlechten Zeiten,
seid stets fröhlich und lacht,
zum Weinen bleibt euch reichlich Zeit,
wenn die letzte Stunde naht.
Wer immer wie der Teufel die Stirne runzelt,
der soll zum Teufel gehen,
aber wer singt, sich freut und scherzen kann,
dem steht der Himmel offen.“
Drittes Bild
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Amaranta kommt gerade aus dem Salon von Madame Felice du Deffaud und will von Pustrpalk wissen, wie sie ihm in der neuen Garderobe gefalle. Nun, der Rock sei entschieden zu voluminös. Wie soll er an Sie herankommen und sie umarmen, wenn das Textil Abstand diktiert und Zärtlichkeiten nicht zulässt. Sie sieht selbst, dass sie ohne fremde Hilfe die Stufen zum Wohnwagen nicht empor kommt und ruft nach Kavalieren, die sie stützen sollen. Trotz allem hält sie die Maßarbeit des Putzes für ein Wunderwerk und betont, dass sieben Ellen Stoff genau richtig seien und die Rockschöße von echtem Fischbein getragen würden. Intelligent war die Wahl auf keinen Fall, denn die Tür zum Wohnwagen müsste ausgehoben werden, wenn Madame eintreten möchte. Umkleiden könne sie sich auf dem Dach des Gefährts oder hinter einem Gebüsch. Vor fünf Jahren hätte sie noch durch die Tür gepasst, aber jetzt ist die Mode eben anders. Selbst wenn sie es von der Seite versucht, erzielt sie kein Resultat. Bakalář bringt einen Korb mit passenden Kleidern. Es versammeln sich Gaffer, unter ihnen der Mönch Jochimus. Madame fühlt sich unverstanden und weint, denn sie argwöhnt, man wolle sich über sie lustig machen.
Jochimus nimmt die Gelegenheit wahr, sich aufzuspielen. Er sei gekommen, um die Dame zu befreien, denn sie sei die rechtmäßige Gattin seines Freundes, des Professors. Pustrpalk zeigt sich an einer Konversation desinteressiert und meint, dass seine Bemühungen ihn nichts angehe. Amaranta bittet ihren Doktor, doch einmal nachzuprüfen, ob das Fischbein sich auch biegen lasse, denn nur dann sei die Kreoline ihren Preis wert gewesen. Ihr Liebhaber umarmt sie heftig und verliert vor Wonne fast den Verstand. Wutschnaubend kündigt Jochimus an, dass er jetzt zum Gendarmen gehe, der Frevel gehe ihm zu weit. Die Zuschauer begleiten ihn, denn sie wollen wissen, ob er seine Drohung wahrmacht. Auf dem Schauplatz allein zurückgelassen, gibt der Doktor sich unbeachtet textiler Behinderung seiner Leidenschaft zu Amaranta hin.
8
Unverhofft erscheint Rozina und stellt ihren Einkaufskorb erst einmal auf den Boden. Sie will wissen, was vorgeht, und weshalb ihr Mann vor der fremden Dame auf dem Knie liegt. Die Erklärung ist simpel. Die Fremde wird ab jetzt die Position der Konkubine einnehmen, den Platz, den bisher „Rollmops“ innehatte. Das Nachtgespenst von Ehemann soll nicht mit ihr spaßen! Soll sie ihm ein blaues Auge verpassen? Rozina stampft mit dem Fuß auf und beschimpft den Neuankömmling als Ziegenperücke und Sauglocke. Amaranta hebt die gefalteten Hände zum Himmel und fragt Pustrpalk ganz unschuldig, ob die Streitsuchende solche Worte überhaupt sagen dürfe. Das blöde Weibsbild wird sich schon beruhigen, versucht Pustrpalk einzulenken, jeder Wortschatz sei irgendwann aufgebraucht. Doch die Provozierte legt nun los, ihren Einkaufskorb zu leeren und wirft mit Kartoffeln nach der Riesenbestie. Auf eine Schlägerei kann Amaranta sich nicht einlassen, weil die weit ausladende Kreoline ihr die Bewegungsfreiheit nimmt. Deshalb holt Pustrpalk das große Operationsmesser und schneidet die Rockschöße auseinander, so dass Amaranta zur Gaudi der Zuschauer sich nun in Unterkleidung präsentiert. In modernen Inszenierungen trägt Amaranta drunter nichts. Das ist nun wirklich der Gipfel der Schamlosigkeit! Ein Verbleiben in der Ortschaft ist daher nicht ratsam. Bakalář packt die heftig Strampelnde und schiebt sie gewaltsam in den Wohnwagen. Die Pferde sind schon eingespannt, denn abreisen wollten sie ohnehin. Jochimus schwört furchtbare Rache. Im letzten Moment klettert der Beschützer noch auf das Dach des letzten Wagens und rollt mit der Gruppe ab. Die Bevölkerung winkt lachend hinterher.
Zweiter Akt:
Viertes Bild
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Zu einer lauschigen Frühlingsnacht wird es nicht kommen, denn am Himmel ziehen die ersten Regenwolken auf. Doktor Pustrpalk und seine Helfer haben ihre Ambulanz neben einer verlassenen alten Windmühle aufgebaut. Ursprünglich von einem Dorf eingeschlossen, steht das marode Bauwerk nun allein in der Landschaft, nachdem die Landsknechte im Dreißigjährigen Krieg die Gegend gebrandschatzt und die Leute massakriert haben. Die Mühle wird von Ratten und Fledermäusen bewohnt, doch der alte Müller lebt auch noch dort. Er ist schwer krank, liegt die meiste Zeit im Fieberwahn und phantasiert. Ein inneres Feuer verzehrt ihn und die besten Ärzte können ihm nicht helfen - nicht einmal Doktor Pustrpalk. Die Natur ist der größte und der beste Arzt. Sie versteht es, mehr Menschen zu kurieren als hundert Ärzte miteinander verderben können. Solche Worte aus dem Munde eines Arztes lassen Amaranta in ein hysterisches Gelächter ausbrechen. Pustrpalk mahnt, dass sie stille sein soll, damit sein Hausdrache nicht mitbekommt, dass sie schon wieder zusammen sind.
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Doktor Pustrpalk ist seiner Leidenschaft hoffnungslos verfallen. All seine Sinne hat die Neue entflammt. Entweder kommt der warme Glanz von den Sternen, von Gott oder vom Teufel. Sie sei feurig wie eine Drachenfrau und wirke auf ihn wie ein blendender Blitzstrahl. Wie sehr hat er in letzter Zeit um sie gelitten, weil sie ihn nicht mehr erhören will. Die Gunst ihrer Gnade regnet nicht mehr auf ihn herab. Wenn sie sich allzu großzügig erweist, würde der liebe Meister sie bald vergessen, entgegnet die Angehimmelte. Zuerst muss sie seine Liebe auf die Probe stellen und sich überzeugen, ob sie auch beständig ist. Nur deshalb lässt er sich hinreißen, behauptet sie, weil er bei ihr Zuflucht suche. Doch sie hat Verständnis, denn arge, schreckliche Zeiten plagen im Moment die Menschheit und in Maßen sind Übergriffe verzeihlich. Der Entflammte versucht, sein Opfer zu umarmen und sagt, dass er sich wie der Teufel aufführen und Unschuldige leiden lasse, wenn sie seine Leidenschaft nicht toleriert. Doch Amaranta hat Angst vor Rozina und erwägt, dass sie sich nicht mehr sehen sollten. „Gute Nacht!“
Im Weggehen fällt ihr Taschentuch zu Boden, welches ihr feuriger Verehrer aufhebt und an seine Lippen drückt. Vom Dach des dritten Wohnwagens beobachtet Rozina alle Vorgänge, soweit die hereinbrechende Dunkelheit es gestattet, denn der Mond ist hinter einer dicken Wolke verschwunden.
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Verstohlen erscheinen Rollmops und der Seiltänzer mitternächtlich auf dem freien Platz vor dem Wohnwagen Pustrpalks, um einen Disput über die schlechten Tageseinnahmen zu führen. Sie bekommen aber nicht mit, dass der Chef sie hinter dem Fensterchen belauscht. Sie mutmaßen, dass seine Barschaft zurzeit immerhin noch zweitausend Gulden beträgt. Allein dem Herzog hat er fünfzig Gulden für die Lizenz bezahlen müssen. Rollmops hatte nur achtzig Gulden Tageskasse, bis vor kurzem waren es noch fünfhundert täglich. Von ihrem Chef wollen sie jetzt eine Anzahlung auf ihren Lohn einfordern und denken, dass er einverstanden sein wird, wenn er tausend Taler hälftig an beide verteilt. Für den Anfang wäre das nicht schlecht.
Rollmops denkt, dass es Pustrpalk nicht mehr lange aushält und sich am liebsten zur Ruhe setzen möchte. Mit der Frau des Professors wird er durchbrennen, um seine Alte loszuwerden. Was wird dann aus ihnen beiden? Sie beklagen ihre dürftige soziale Stellung, denn im Notfall wird kein Krankenhaus sie aufnehmen. Der Seiltänzer glaubt auch nicht mehr an die Heilkräfte des Doktors. Was er mit dem Bischof angestellt hat, war eine einzige Gaunerei. Beide wollen sich nicht länger verschaukeln lassen. Alle schlafen und der richtige Moment sei jetzt gekommen. Behutsam schleichen sie auf allen Vieren zur Hintertür von Pustrpalks Wohnwagen und sind im Begriff die Stufen hinaufzuklettern, um einen Raubüberfall zu begehen. Pustrpalk hat natürlich alles mitbekommen, kommt leise zur Vordertür heraus, fasst den einen Strolch am Hosenbund und richtet seine Pistole auf den anderen. Sie sollen leise sein, er will den Gaunern kein Leid antun, sondern ihre Probleme offen mit ihnen diskutieren. Mit seiner Waffe fuchtelt er vor ihrer Nase herum. Die Hände haben sie zum Zeichen der Ergebenheit erhoben und knien vor Doktor Pustrpalk.
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Dieser hebt zu einer Standpauke an und kritisiert, dass die beiden von ihm nicht gelernt haben, wie man den Bangenden Mut macht und die Leidenden tröstet. Dabei haben die beiden Narren ihm kaum Unterstützung geleistet, weil ihre Darbietungen mehr als schwach gewesen seien. Sie sollen einmal darüber nachdenken, welche Probleme es mit sich bringt, ohne Narkose zu operieren. Es ist zu wenig, die Schmerzen des Operierten durch lautes Geschrei zu übertönen, anstatt ihn durch einen Totentanz aufzuheitern. Pustrpalk entgehe nichts! Seine Schutzgeister haben ihm jeden Gedanken, den sie gegen ihn ersonnen haben, längst mitgeteilt. Rollmops küsst Pustrpalk die Hand und erklärt ihn zu einem Propheten.
Besänftigt hat der Gelobte seine Pistole weggesteckt und redet beschwichtigend auf die beiden Gauner ein. Alle seien eine Gemeinschaft wie ein Rudel Wölfe. Keineswegs verhalte es sich so, dass er ihr Heiland und sie seine Jünger – Judas eingeschlossen - seien, mit denen er ausziehe, um Wohltaten auszuteilen. Das Reisen, jede Nacht an einem anderen Ort, Schnee und Sonnenglut binde sie zusammen. Sie seien eine reisende Fakultät, deren Gedanken auf ein Ziel ausgerichtet seien. Alle würden vom gleichen Geschick geleitet!
In seiner großen Güte habe er nun beschlossen, sein Hab und Gut mit der Gruppe zu teilen, denn es wurde durch die vereinten Bemühungen erworben. Von den vielen Weizenkörnern will er ihnen heute dreitausend Gulden geben! Der Seiltänzer behauptet, dass sie eine solche Wohltat gar nicht verdienen, denn sie hatten beide gegen ihn Böses im Schilde geführt. Ach, sie seien doch alle Sünder, deswegen sollte man eine starke Brüderschaft gründen. Ein Orden der Kameradschaft würde ihnen gut anstehen, denn keiner weiß, wann das Endziel erreicht ist. Auf keinen Fall darf seine Frau erfahren, dass er seine ganze Habe mit ihnen teilt. Er ist sicher, dass sie anschließend Befriedigung und Stolz in ihrer Arbeit finden werden.
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Inzwischen ist die Gruppe wach geworden und hat mitbekommen, dass draußen eine Versammlung abgehalten wird. Der Feuerschlucker lässt sich vernehmen, ob eine nächtliche Konferenz stattfinde? Nein es wird gefeiert, nur ein bisschen Spaß. Pustrpalk legt den Zeigefinger an die Lippen, sie sollen leise sein, damit seine Frau nicht aufwacht. Sie darf von allem nichts erfahren. Er habe beschlossen, sein Hab und Gut gerecht unter alle zu verteilen. Sie sollen ruhig bleiben, er sei gleich wieder da. Zwei Männer sollen ihm in den Wagen folgen.
Ist Pustrpalk verrückt geworden? Er will mit ihnen teilen, was ihnen ohnehin eigentlich gehört! Die beiden Männer kommen mit einem kleinen Tisch zurück und stellen diesen mitten auf die Bühne. Pustrpalk nimmt einen Geldbeutel entleert ihn und erklärt, die Zeit sei gekommen, dreitausend Gulden gerecht zu verteilen. „Aber benehmt euch!“ Alle sind verblüfft. Der Chef weist mit dem Finger auf jeden Einzelnen und zählt, dass es zehn Anwärter gibt. Jeder tritt einzeln an den Tisch, hält seine Hand auf und Pustrpalk gibt ihm seinen Anteil. Die Diener bringen noch ein Fass Wein und Gläser dazu. Die Belegschaft soll jetzt ein bisschen feiern, aber bitte nicht allzu viel Lärm machen, damit seine Frau nichts mitbekommt. „Ach was, Rozina soll leben und Amaranta zum Teufel gehen!“ Das Fass wird angezapft und das Saufgelage nimmt seinen Anfang. Pustrpalk verschwindet in seinem Wagen und denn die Fröhlichkeit beginnt bald groteske Formen anzunehmen.
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Der Chef soll hochleben und der bleiche Mond auch. Rollmops nimmt für sich in Anspruch, den Geldsegen angeschoben zu haben und gerät deshalb mit dem Seiltänzer in Streit. Dieser mahnt, dass man ihm auch danken könne. Man verspricht ihm eine feine Kette um den Hals. Der Schlangenbeschwörer kann den Kopf kaum noch heben. Nicht einmal seine eigene Schlange würde ihn wiedererkennen. Der Angreifer bekommt eine Ohrfeige und bald ist die schönste Schlägerei im Gange, bei der alle mitmischen. Man bewegt sich in die Richtung zur Mühle. Der Lärm wird unerträglich, ein Fenster geht auf und es erscheint der Müller mit einer Sturmlaterne in der Hand. Diese wirft er in das Gedränge und trifft Rollmops am Kopf. Der Aufprall ist so heftig, dass Doktor Pustrpalk nur noch den Tod feststellen kann. Der Aufruhr nimmt Formen an.
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„Man sollte die Mühle in Brand stecken,“ tönt es. Der Feuerschlucker ist bald zur Stelle, schluckt aber das Feuer nicht, sondern pustet und schon flackert das morsche Gebäude lichterloh. Die Wahnsinnigen sollen einhalten! Doch es ist schon zu spät. Der Verrückte erscheint noch einmal am Fenster und stößt einen schrillen Schrei aus, bevor er den Geist aufgibt.
Amaranta hat Angst, doch Pustrpalk steht ihr tröstend zur Seite und verspricht, bei ihr zu bleiben Bakalář soll schnell die Pferde holen. Alle müssen schnellstens verschwinden, bevor die Polizei auftaucht und unbequeme Fragen stellt. Der berühmte Meister soll leben. Frau Rozina ebenfalls! Doch wo ist sie? Der Librettist hat sie total vergessen.
Fünftes Bild:
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Die Gruppe ist zusammengeblieben und in einer kleinen Residenzstadt gelandet. Eine Burg mit spitzen Türmen im Hintergrund verrät, dass hier ein König residiert. Die Neuankömmlinge müssen aber zu ihrem Verdruss feststellen, dass bereits ein anderer Heilkünstler seine Zelte aufgeschlagen hat. Der Publikumszulauf ist rege, denn man befindet sich mitten im Karneval.
Der andere Quacksalber nennt sich Doktor Šereda und arbeitet mit einem Zauberfeuer, welches Würmer kuriert, Kopfschmerzen vertreibt und gegen Trübsinn hilft. Requisit ist ein alter Ofen, durch deren Öffnung die Leute den Kopf stecken müssen. Bedrückende Gedanken fliegen wie das Feuer davon. Es ist die größte Entdeckung des Jahrhunderts. „Vsupte dál! – Hereinspaziert!“ Pustrpalk erwägt, mit dem Konkurrenten eine Partnerschaft einzugehen und nähert sich ihm mit untertäniger Höflichkeit. Der andere erkennt den Konkurrenten, ist sprachlos und fragt ihn, ob er etwa in dieser Stadt praktizieren will? Im Prinzip will er, möchte aber dem Kollegen nicht schaden.
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Weiß er denn überhaupt, ob der König das zulassen wird? Fremde Großmäuler duldet er auf keinen Fall. Vielleicht wird er den König zu Gesicht bekommen. Wie Ludwig XIV. hält er die Augen auf und stellt die richtigen Fragen. Die Büttel gehen hinter ihm her und schreiben jede unvorsichtige Bemerkung auf. Der Kopf kann sehr schnell verlustig gehen. Auf seine schöne Dame soll er aufpassen, ehe er weiß, was passiert, ist sie verschwunden. Aber das gehe ihn nichts an. Womit kann er also dienen?
Im Prinzip ist Šereda gegen eine Partnerschaft nicht abgeneigt, denn das Geschäft gehe schlecht und seine Finanzen befänden sich in desolatem Zustand. Jedes Mal, wenn der König vorbeikomme, verbeuge er sich so tief, dass er schon fast auf dem Bauch liege, aber gedankt hat er es kein einziges Mal. Seine Launen seien unberechenbar. Er sei ein Vielfraß – in einer Nacht bewirte er bis zu acht Baroninnen. Über seine Leistungen berichten seine Hofdamen Unglaubliches. Amaranta zweifelt es an, schließt aber die Augen vor Bewunderung. Der König sei ein Ungeheuer und wolle die ganze Welt erobern. Eine Prozession betritt zur Unterhaltung des Publikums die Bühne. Es ist Apollo mit seinen Musen, Bacchanten, Nymphen und Paris mit einer Herde Schweine. Inmitten seiner Soldaten erscheint auch bald der König. In seinem Bauerngewand überragt er die anderen um Haupteslänge.
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Bakalář lässt Šereda unbeachtet, gibt seinem Meister die Ehre und bläst in seine Trompete „Habt Acht, bitte, ihr Götter, Helden, Grazien, Nixen und alle anderen ...!“Er präsentiere den großen Meister Pustrpalk, dessen Qualität der Born seiner Manneskraft sei. Von allen Seiten wird ihm tausendmal gedankt. Nun ergreift Pustrpalk das Wort und preist sein Lebenselixier „Spiritus universale“ an, welches garantiert die Jugend zurückbringe.
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Der König in seiner großen stattlichen Figur und einer roten Jacke taucht auf, springt auf das Podest und behauptet, nicht weiter zu können, weil er ärztliche Hilfe benötige. Pustrpalk übergibt ihm die Flasche mit dem Lebenselixier und erläutert, dass er jeden dritten Tag neun Tropfen nehmen soll. In drei Monaten könne er wieder Bäume ausreißen.
Der König greift sich den Pustrpalk schüttelt ihn kräftig durch, wirbelt ihn über seinem Kopf und setzt ihn wieder ab. Poseidon fischt die herabgefallene Perücke mit seinem Dreizack auf und gibt sie dem Besitzer zurück. Pustrpalk ist nicht auf den Mund gefallen, klopft den König anerkennend auf den Arm und fragt, ob das Freundchen Arbeit suche. Er sei der geborenen Jahrmarktkünstler, viel besser als jeder Clown oder die übrigen Schmarotzer. Das Publikum folgt dem König, der sich amüsieren will, und alle kaufen das Lebenselixier – eine Flasche, zwei Taler!
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Was Pustrpalk nicht mitbekommen hat, ist die Anwesenheit von Jochimus, der sich an Amaranta herangemacht hat. Offenbar hatte er Erfolg, sie zur Flucht zu überreden. Der König übergibt ihm einen Beutel mit Dukaten. Pustrpalk ist über den großzügigen Inhalt verblüfft und hat keine Ahnung, wie er zu den Ehre kommt. Zusätzlich werden ihm noch Orden ans Wams gesteckt. Inzwischen kaufen alle Leute eine Flasche Lebenselixier, so dass die Kasse klingelt. Als den größten Mann der Epoche lässt der König ihn hochleben und lobt seinen herrlichen „Spiritus universale“ als neues Weltwunder.
Doch wo ist Amaranta? Bakalář hat gesehen, wie sie soeben in einem Wagen die Stadt verlassen hat. Pustrpalk will ihr nacheilen, doch die Soldaten des Königs halten ihn fest. Das Feuerwerk hat soeben begonnen. Pustrpalk flucht Jochimus. Šereda versucht, ihm den Beutel mit Dukaten zu entreißen.
Dritter Akt
Sechstes Bild
21-22
Zeit ist vergangen! In einer anderen Stadt haben Pustrpalk und seine Gruppe ihr Zelt aufgebaut. Die Behandlung findet nun nicht mehr in aller Öffentlichkeit statt, sondern Vorhänge behindern Außenstehenden die Sicht. Kyška meldet als Patienten einen kranken Mönch, der vermutlich nicht mehr lange zu leben habe. Dieser krümmt sich vor Schmerzen und wird auf einem Stuhl hereingetragen. Zu Pustrpalks Überraschung ist es Jochimus, der sich rückwirkend für seine Ränke entschuldigt. Er sehe ihn als letzten Ausweg und sei bereit, seine Schuld zu sühnen. Pustrpalk gibt sich aufgeräumt, kann aber von seiner Angeberei nicht lassen. Kürzlich habe er bei einem Patienten dreitausend Gallensteine entfernt, ohne dass es Probleme gab. Großzügig erklärt er sich bereit, den Bittsteller kostenlos zu behandeln. Dann will der andere dem Krankenhaus eine Spende machen. Die Operation geht gleich los. Der Mönch bekreuzigt sich und meint, er sei nur noch einen Augenblick von der Hölle entfernt.
23-24
Die Operation beginnt. Der Patient wird auf das Sofa gelegt und Pustrpalk taucht einen großen Schwamm in heißes Wasser, den er Jochimus unter die Nase hält. Dieser atmet die Dünste ein und fällt in Bewusstlosigkeit. Kyška assistiert und reicht dem Doktor je nach Bedarf: Messer, Schere, Nadel und Zwirn. Der Mond scheint ins Zelt, so dass der Opernbesucher mitbekommt, dass alles ordnungsgemäß verläuft. Nach beendeter Prozedur lässt Pustrpalk sich ein Gläschen Wein reichen und trinkt es in einem Schluck leer. Das Leben des Patienten hing an einem Faden, tönt Pustrpalk. Beinahe hätte er ihn verloren. Durch Gottes Gnade hat seine glückliche Hand ein Leben gerettet. Totenblass erscheint Kyška und meint, der Patient sei noch nicht über den Berg, es sähe so aus, als ob er sterben würde. In der Tat, die Operation war geglückt, nur der Patient ist tot. Seine verfluchte Hand hat ihr Möglichstes getan, nur der Würgeengel schwebte in der Nähe und hat ihm den Armen entrissen. Niemand wird glauben, dass es ein Missgeschick war. In der Gegend ist man ihnen nicht wohlgesonnen, man wird dem Doktor und seiner Truppe einen Mord in die Schuhe schieben. Pustrpalk weiß nicht, wie das passieren konnte, die gesamte Kunst der Medizin ist nun in Frage gestellt.
Die Anwesenden denken an unverzügliche Flucht. Doch der Mönch hatte noch einen Begleiter, der sich nach dem Zustand seines Herrn erkundigt. Ist er etwa tot? Bald ist das Zelt von Soldaten umstellt. Der städtische Apotheker ist auch zur Stelle. „Nun, hat der große Meister es dem Mönch ordentlich gezeigt?“
25.
Die Bevölkerung ist geteilter Meinung. Der Gottesmann sei entschlafen und befinde sich nun im Himmel. Das sei genau der Platz, wohin der Mörder alle Opfer entsendet. Wer weiß, für welche Sünden der Ordensbruder bestraft wird? Nein, das war ein guter, braver Mann. Wer weiß, welche Geheimnisse er hatte? Die Geheimnisse befinden sich bei Doktor Pustrpalk. Im ganzen Zelt riecht es nach Zauberei und Geistern. Bevor der städtische Arzt kommt und seine Untersuchungen einleitet, ist Pustrpalk verschwunden. Alle rufen nun, dass man dem Scharlatan nacheilen und ihn aufknüpfen soll.
Siebtes Bild:
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Seine Flucht ist ihm geglückt, doch das Missgeschick mit dem toten Mönch hat ihn arg mitgenommen. Bakalář und Pavučina sprechen von ihm wie von Don Quichotte, dem berühmten Ritter von der traurigen Gestalt. Dem Suff sei er ergeben und durchziehe allein die Straßen wie eine arme Seele. Er hasse alle Menschen und seine eigenen Leute ganz besonders, denn er glaubt, dass niemand ihn mehr respektiere.
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Pustrpalk erscheint in der Schenke, in der auch einige von seinen Leuten sitzen. Er erkennt sie nicht, fällt auf einen Stuhl und ruft nach Wein. Der Wirt ist gutmütig und bringt ihm das Gewünschte. Es ergibt sich ein Disput mit drei Studenten, die wissen wollen, wer er sei. Ist er Prinz Eugen oder Kara Mustafa? Pustrpalk beschimpft sie als Dummköpfe, weil sie ihn nicht sogleich erkennen. Er sei Allgemeinmediziner, Zahnzieher, königlicher Augenarzt und so weiter. Endlich fällt der Groschen! Wie aus einem Mund erschallt es: „Doktor Pustrpalk“.
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Tatsächlich, er sei der große Pustrpalk und bediene sich seiner eigenen Methoden. Er glorifiziert nun seine Vergangenheit und trägt vor, dass er Blinde das Gehen lehrte und Lahmen ein Gesicht verlieh. Von einem Fräulein schwafelt er, welches so schwach war, dass er es in einen Kuhstall steckte. Bei einem Mann mit einem dicken Bauch setzte er die Pumpe an und pumpte den ganzen Schrott heraus. Der Monolog wird immer alberner, aber die Leute sind für solche Späße zu haben. Dem Sohn des Küsters verschrieb er Opium, weil er nicht schlafen konnte. Anschließend war der Schlaf so tief, dass der Küstersohn bis heute noch nicht erwachte. Einer Pragerin schnitt er die Gallensteine heraus. Der letzte war so groß, dass man ihn als Grabstein verwenden konnte.
Tatsächlich hatte Pustrpalk im Gegensatz zu anderen Ärzten eine besondere Methode die Leute zu kurieren. Ob arm, ob reich, er führte alle in ein besseres Jenseits, bestätigen seine eigenen Leute. Erfolgtrunken springt der Rehabilitierte auf den Tisch und nimmt unter Verbeugungen den Beifall der Menge entgegen.
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Plötzlich hat Pustrpalk eine Vision. Jochimus erscheint und will ihn erwürgen. Der sich bedroht Fühlende nimmt sein Schwert, um sich auf ein Duell einzurichten. Dazu kommt es nicht. Ein Herzanfall bereitet seinem Leben ein plötzliches Ende. Er fällt tot vom Tisch.
Ein unsichtbarer Chor hinter der Bühne singt: „Scharlatan“.
Anmerkungen: