musirony - Pskovitjanka
 

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Schöne Oper – selten gehört


 
Kreml von Pskov


Nikolai Rimski-Korsakow [1844-1908]

Pskovitjanka

Das Mädchen von Pskov -
The Maid of Pskov - La Pskovitaine


Oper in drei Akten und sechs Szenen

 russisch gesungen

 Libretto vom Komponisten sowie von Wladimir Nikolski und Wladimir Stassow
nach dem Drama von Lew Alexandrowitsch Mei

  Uraufführung der dritten Version am 6. April 1895 am Panajew-Theater, Sankt Petersburg

 Dauer der Aufführung etwa 2 Stunden

 
Charaktere:

Iwan der Schreckliche (Bass)
Fürst Juri Tokmakow (Bass)
Fürstin Olga Tokmakowa (Sopren)
Bojar Nikita Matuta
(Tenor)
Bojarin Stepania Matuta (Alt)
Fürst Afanassi Wjasemski (Bass)
Bromelius, Arzt des Zaren (Bass)
Juschko Jelebin, ein Bote (Bass)
Michil Andre Tutscha, Sohn eines Possadniks (Tenor)
Wlasjewna, Amme (Mezzosopran)
Perfiljewna, Amme (Mezzospran)
Stimme des Wächters (Tenor)

Das Geschehen spielt in Russland während der Regierungszeit Iwan IV. (1530-1584)


 HANDLUNG

OUVERTÜRE

Erster Akt

Erstes Bild: Ein Sommerabend im Garten des Fürsten Tokmakow

Fürst Juri Tokmakow genießt das Vertrauen des Zaren Iwan und bekleidet in der kleinen Stadt Pskow, die von den Türmen eines beachtlichen Kremls überragt wird, die Position des Statthalters. Zwei schon betagte Ammen sehen im Garten dem ausgelassenen Zeitvertreib der Mädchen beflissen zu. Prinzessin Olga ist mit den Gedanken bei ihrem Liebsten und zeigt kein sonderliches Interesse, mit den Freundinnen Fangen zu spielen.

Bekümmert denkt sie an Michail und träumt von einem Treffen mit ihm. Er ist der Sohn eines Kaufmanns und wohnt außerhalb der Stadtmauern. An eine dauerhafte Zweisamkeit ist nicht zu denken, denn ihren gesellschaftlichen Kreisen gehört er nicht an. Die Mädchen wollen jetzt Himbeeren pflücken und ziehen Olga mit sich fort.

Perfiljewna bezweifelt, dass Olga die leibliche Tochter des Fürsten ist, und möchte sich über Wlasjewna Gewissheit verschaffen. Diese weicht den verfänglichen Fragen der Neugierigen geschickt aus, weil sie nicht daran denkt, sich in die Nesseln zu setzen.

Beunruhigende Gerüchte sind aus Nowgorod eingetroffen. Zar Iwan hat sich über die aufsässigen Einwohner erzürnt und gedenkt, diese mit Hilfe seiner Opritschniki drakonisch zu maßregeln. Die Situation kann sich schnell auf Pskow ausdehnen.

Die Ausdauer der Mädchen beim Beerenpflücken hat nicht lange angehalten. Wlasjewna soll ihnen jetzt zum wiederholten Mal das Märchen von der Zarin Lada erzählen. Doch mit ihrem Report kommt die Alte nicht weit, denn Olgas Freundin Stjoscha kommt mit einem Brief des Verehrers angerückt. Sobald es Abend wird, will er in den Garten kommen, um Abschied zu nehmen. Dunkel wird es schnell und die taktierenden Ammen führen die Mädchen ins Haus. Die Serenade des Verehrers erklingt aus der Ferne und Olga lauscht den beglückenden Tönen.

Michail weiß, dass Olga nach dem Willen des Fürsten den angesehenen Bojaren Matuta heiraten soll. Das Mädchen ist von dieser Maßnahme naturgemäß nicht angetan und hofft, dass die Situation sich ändern wird, wenn Michail als erfolgreicher Pelztierjäger aus Sibirien zurück ist. Vermögend ist der Fürst nicht und auch nicht geneigt, seiner Tochter zur Hochzeit eine Mitgift auszuhändigen. Olga plant, ihren Vater anzuflehen, die Eheschließung mit dem Fürsten zu verschieben, da der Generationsunterschied zu groß sei.

Tokmakow ist sich ohnehin nicht schlüssig und vertraut dem Bojaren im Gespräch ein Familiengeheimnis an. Olga ist in Wirklichkeit gar nicht seine Tochter. Das Mädchen sei ihm als Kuckucksei ins Nest gelegt worden. Ihr wahrer Vater sei ihm unbekannt und die Mutter sei in Wahrheit eine Schwägerin seiner Frau. Er habe damals um des Friedens Willen gute Miene zum bösen Spiel gemacht.

Unfreiwillig hat Olga unter den Bäumen gelauscht und ist von dem Dialog der beiden alten Herren erschüttert. Die Glocken des Kremls läuten Sturm und rufen die Bürger zur Volksversammlung. Olga wertet das Läuten als böses Omen, macht sich aber auch Hoffnung, dass der alte Bojar verzichten wird, nachdem er erfahren hat, dass seine Erwählte kein legitimes Fürstenkind ist. Olga baut in Michails Abwesenheit auf die Treue des Geliebten und hofft, dass er gesundheitlich intakt aus Sibirien zurückkommen wird. Wird ihr die Wartezeit auch nicht zu lang?

Zweites Bild: Der Marktplatz von Pskow

Das Läuten der Glocken hat die Menschen in der Nacht aufgeschreckt. Ein Bote aus Nowgorod hat Schlimmes zu vermelden. Zar Iwan Wassiljewitsch hat furchtbaren Strafgericht gehalten und die stolze Stadt ist gefallen. Kinder wurden an die Leiber ihrer Mütter gebunden und in den Fluss geworfen. Voraussichtlich kommt nun Pskow an die Reihe, meint der Bote aus der Nachbarschaft.

Das Volk gerät in Panik und der erste Impuls verlangt, die Stadt tapfer zu verteidigen. Doch warum sollte es den Menschen an der Kragen gehen? War ihr Verhalten nicht stets vorbildlich und lammfromm? Der Statthalter Tokmakow rät zur Unterwürfigkeit und dazu den Zaren und seine Opritschniki freundlich zu begrüßen und festlich zu bewirten.

Gegen die Deutschrittter haben die Pskower tapfer gekämpft und mit Litauen nicht angebändelt. Dieser Bonus wird sie schützen und es gibt überhaupt keinen Grund, den Zorn Iwans zu fürchten!

Doch sicher ist man sich nicht, was die göttliche Vorsehung plant und was die Zukunft bringen wird. Deshalb zieht Michail Tutscha es vor, mit seinen Gesinnungsgenossen in die nahen Wälder zu ziehen, bis der Sturm sich gelegt hat. Wenn er nicht anwesend ist, muss er nicht kämpfen und passieren kann ihm auch nichts - ist seine kurzgedachte Logik. Unterwerfen wollen sich die jungen Leute nicht!

Der verängstigten Bevölkerung bleibt nichts anderes übrig, als sich der Zuversicht Fürst Tokmakows auf einen glimpflichen Ausgang der Sache anzuschließenund vorerst passiv zu bleiben.


Zweiter Akt

Drittes Bild: Platz vor dem Haus des Fürsten Tokmakow

Freudige Erregung ist es nicht, welche die Bevölkerung der Ankunft des Zaren auf dem Kreml-Platz von Pskow entgegenbringt. Spannung und innere Unruhe beherrschen die Gemüter; Fahnen und Ikonen entfalten Pracht und sollen über die wahre Stimmung hinwegtäuschen.

Der strenge Zar kommt ins große Pskow.
Mit Brot und Salz für den Gast,
mit süßem Met, mit berauschendem Bier
kommt alle zum Zaren und begrüßt ihn!
Mit heiligen Kreuzen, mit Kirchenfahnen,
mit heiligen kostbaren Ikonen kommt,
den Zaren zu empfangen!
Der strenge Zar kommt mit der wütenden Opritschina
und der Hölle.
Wo sollen wir unser Hab und Gut verstecken?
wo die kleinen Kinder?

Mit süßem Met, mit berauschendem Bier,
kommt den Zaren zu empfangen;
dass er unserem Pskow nicht zürne
Strafe und Hinrichtung drohen uns.
Väterchen Zar, den strengen Zaren
haben wir erzürnt, ach, seine Gnade
lässt sich nicht durch Tränen erflehen!
Der strenge Zar kommt mit der wütenden
Opritschina und mit der wütenden Hölle.“

SZENENWECHSEL

Olga rätselt noch immer an der Wahrheit über ihre eigene fragwürdige Herkunft. Ach Mütterchen, Mütterchen, woher soll das Mädchen wissen, ob der wirkliche Vater noch lebt? Hilfsweise stellt Olga sich vor, wie schön es wäre, wenn Zar Iwan ihr Väterchen wäre. Doch Wlasjewna versucht die Schutzbefohlene zu beschwichtigen und redet ihr den Unsinn aus. Sie stellt zur Diskussion, ob der Fürst nicht absichtlich Matuta eine unwahre Geschichte aufgetischt habe, um sie von dem unerwünschten Bräutigam zu erlösen. Doch Olga hört kaum zu und wird von einer seltsamen Unruhe erfasst. Aufgeregt erwartet sie die Ankunft des Zaren, der mit seinem Gefolge auch bald auf dem Platz vor den versammelten Bürgern erscheint. Zwei Chöre starten im Wechsel ein Beschwichtigungsmanöver und proklamieren Schuldlosigkeit und Loyalität. Dazu bimmeln die Glocken des Kremls unaufhörlich.m Platz vor den versammelten Bürgern erscheint. Zwei Chöre starten im Wechsel ein Beschwichtigungsmanöver und proklamieren Schuldlosigkeit und Loyalität. Dazu bimmeln die Glocken des Kremls unaufhörlich.

Viertes Bild: Ein Zimmer im Haus des Fürsten Tokmakow

Zar Iwan ist wie gewohnt gereizt und misstrauisch. Er reagiert mit Hohn und Spott auf die Begrüßung Tokmakows und der Pskower Bojaren, denn er argwöhnt überall Verrat. Selbstverständlich wird Iwan im Haus seines Statthalters Quartier beziehen! Olga, Stjoscha und Wlasjewna steht es an, den hohen Gast mit Speisen und Getränken zu bewirten, und dem Hausherrn fällt das Amt des Vorkosters zu. Nachdem dieser nicht unverzüglich tot umfällt, schwindet auch Iwans Misstrauen.

Olga serviert und der Gast weicht jäh vor ihr zurück. Durchdringend schaut Iwan ihr ins Gesicht. Sieht das Mädchen nicht genau so aus wir die Bojarin Vera Scheloga, mit der er einst ein Verhältnis hatte? Die Ähnlichkeit ist verblüffend und Iwan wird unruhig. Hinter scherzhaften Reden verbirgt er seine Verlegenheit. Ungewöhnlich fröhlich und lebhaft ist dagegen Olga. Iwan Grosny ist gerührt von der Art, wie die Observierte sich gibt. Mit Tokmakow allein zurückgeblieben, fragt er diesen nach Olgas Mutter. Die Auskünfte gestalten sich wie erwartet. Er hat keine Zweifel mehr, dass das Schicksal ihn mit seiner Tochter zusammengeführt hat, von der er gar nicht wusste, dass sie existiert. Doch die Stimme des Blutes ist nicht zu überhören. Iwan sieht in der Begegnung ein Zeichen Gottes und beschließt, seine ursprüngliche Absicht, Pskow zu vernichten, nicht umzusetzen.

Dritter Akt

Fünftes Bild: In den dichten Wäldern bei Pskow, der Weg zum Kloster Petchorsky

Die beiden Ammen haben beschlossen, mit Olga eine Wallfahrt ins Kloster Petchorsky zu unternehmen. Es gelingt ihr, die beiden Aufpasserinnen abzuschütteln und sich mit Michail, den sie zuvor instruiert hat, im Wald zu treffen. Da der Freund befürchtet, in der Stadt von den Opritschniki eingefangen zu werden, will er vorerst auf keinen Fall dorthin zurückkehren. Es gelingt ihm, die Geliebte zu überreden, sein freies, ungebundenes Leben mit ihm zu teilen. In Pskow hat sie niemanden, dem ihr Herz nahesteht und so fällt ihr die Entscheidung leicht, eine Räuberbraut zu werden.

Der Plan misslingt. Matuta, der verschmähte Bojar, hat das Mädchen mit ein paar Leibeigenen aufgespürt. Diese stürzen sich auf Michail und schlagen ihn kampfunfähig. Das Mädchen wird von Matuta und seinen Bauern gewaltsam fortgeschleppt.

Sechstes Bild: Das Lager des Zaren am Flussufer – Nacht

Zar Iwan kann nicht einschlafen. Die Begegnung mit seiner Tochter hat in ihm Erinnerungen an die Mutter Olgas wach gerufen, die ihm seine stürmische Jugend vorgaukeln.

Matuta ist mit Olga nicht weit gekommen. Zufällig wird er mit dem Mädchen in der Nähe des Lagers von den Leuten Iwan Grosnys aufgegriffen. Der Zar ist außer sich vor Zorn und es hilft dem Bojaren wenig, zu berichten, dass er das Mädchen aus den Fängen eines anderen Räubers befreit habe. Olga stellt die Sache richtig und fleht den Zaren an, Michail zu begnadigen.

Das Gespräch wird von einem unerwarteten Angriff Michail Tutschas und seines Trupps auf das Lager des Zaren unterbrochen. Unbeherrscht fordert Tutscha vom Zaren die Herausgabe Olgas. Der Zar befiehlt, Tutschas Gefolge zu vernichten und ihn selbst lebend gefangen zu nehmen. Ihm soll der Prozess gemacht werden und als Olga die Abschiedsworte des Geliebten vernimmt, will sie zu ihm laufen. Eine Kugel der eigenen Leute verfliegt sich und trifft das Mädchen tödlich.

Iwan leidet schweren Kummer. Kaum hat er die Tochter wiedergefunden, ist sie auch schon wieder verloren. Sie wird in sein Zelt getragen, wo er sie ausgiebig beweint. Das Volk weint auch, denn der Verlust der Freiheit ist nun mit dem Tod des Mädchens endgültig zu beklagen.

***
2011  musirony - Engelbert Hellen

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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