Schöne Oper – kaum bekannt
(Vera Repina)
Peter Tschaikowski [1840-1893]
Der Woiwode
Der Wojewode - Voyevoda
Oper in drei Akten und vier Bildern
russisch gesungen
op. 3, entstanden 1867-1868
Libretto vom Komponisten
nach der Komödie „Traum an der Wolga“ von Alexander Ostrowsky
Uraufführung: 30. Oktober 1869 am Bolschoi-Theater
Dokumentation auf Tonträger 1982, Dirigent Wladimir Kozhukhar
Dauer 155min
Charaktere:
Njetschai Schalygin, Der Woiwode (Bass)
Wlas Djushoy, ein Kaufmann (Bass)
Nastasja, seine Frau. (Sopran)
Maria Wlasjewna deren Tochter (Sopran)
Praskowja Wlasjewna deren Tochter (Sopran)
Stepan Bastrjukow (Tenor)
Roman Dubrowin. Ein flüchtiger Bauer (Bariton)
Oljona, seine Frau (Mezzosopran)
Resbyj, Bastrjukows Diener (Bass)
Nedwiga, eine Amme (Mezzosopran)
Das Geschehen spielt im 17. Jahrhundert an der Wolga
HANDLUNG
OUVERTÜRE
Erster Akt:
Der junge Bojar Stepan Bastrjukow begibt sich auf den Weg zum Anwesen des Kaufmanns Djushoy, wo er eine Verabredung mit dessen Tochter Maria Wlasjewna hat Er ist von der Neuigkeit alarmiert, dass Djushoy seine älteste Tochter Praskowja, seinem ärgsten Feind, dem Woiwoden Njetschai Schalgyn, welcher seine Familie ruiniert hat, zur Frau geben will. Der Woiwode erscheint zufällig zu Besuch und ist erstaunt über die Schönheit Marias. Nun möchte er die Beziehung wechseln, wendet sich Maria zu und schiebt Praskowja ins AbseitsIn seiner selbstherrlichen Art stört es ihn ihn nicht, dass Maria mit Stepan fest verbunden ist und zwischen seinen Anhängern und Stepans Diener Resbyj kommt es zur körperlichen Auseinandersetzung. Der Kampf ist zu ungleich, so dass Letzterer unterliegt und Stepan den Kampfplatz zu räumen hat. Seine Eroberung nimmt Schalygin gegen der Protest ihrer Eltern gleich mit, um die Braut auf ihre Hochzeit mit ihm einzustimmen. Stepan gibt seiner Verlobten das feste Versprechen, zurückzukehren und verlässt das verhasste Haus.
Zweiter Akt:
Erstes Bild: Bastrjukows Haus
Tag und Nacht ist der Bojar besorgt um seine Braut. Unterstützung und psychologische Hilfe findet er in seinem Leidensgenossen, dem flüchtigen Bauern Roman Dubrowin, dem der Woiwode auch sein Leben ruiniert hatte. Beide planen eine Entführung Marias, wenn Schalgyn und seine Diener morgens zur Kirche gehen.
Zweites Bild: Des Woiwoden Haus
Der Woiwode sorgt durch Tanz und Gesang für Belustigung, aber die traurige Maria ist nicht aufzuheitern. Oljona, Dubrowins Frau, hat sich unerkannt Zutritt verschafft und erzählt Maria von der geplanten Flucht. Wenn Stepan und Roman kommen, soll sie bereit sein, damit alles schnell geht.
Dritter Akt:
Im Dunkel der Nacht hält sich das Paar zu lange mit dem Liebesduett auf. Der Woiwode bekommt Wind von der Sache und versperrt den Fluchtweg. Er nimmt den Störenfried gefangen und führt Maria unter Gewaltanwendung wütend ins Haus zurück. Das geschieht mit soviel Aufwand und Gepolter, dass sich im Hof eine Volksmenge ansammelt und die Gefangenen freisetzt. Wlas Djushoy klärt die Menge über die Hintergründe auf und diffamiert den ränkesüchtigen Woiwoden. Der Vater führt zusammen, was zusammen gehört und gibt zum Liebesbund seinen Segen. Die Menge regt sich ab und zerstreut sich.
Anmerkungen:
Die Oper „Der Woiwode“, op 3, wurde zu dem Inhalt der Komödie „Traum an der Wolga, Szenen aus dem Volksleben des 17. Jahrhunderts“ von Alexander Ostrowski, entworfen, der Tschaikowski den Stoff anbot. Mit Ostrowski gab es bald Unstimmígkeiten und ihre Zusammenarbeit endete nach dem ersten Bild des Zweiten Aktes. Nun war Tschaikowski genötigt, das Libretto selbst fortzusetzen. Er fühlte sich überfordert, gleichzeitig schreiben und komponieren zu müssen. An Nadescha von Meck schrieb er, dass er das Libretto selbst nicht gut fände. Im Jahre 1867 begann Tschaikowsky mit der Komposition und am 30. Oktober 1869 war Premiere an Bolschoi-Theater. Es gab fünf Aufführungen und keine Wiederholungen. In den frühen 1870er Jahren vernichtete Tschaikowski angeblich die Partitur und verteilte das musikalische Material auf andere Werke. Während der sowjetischen Periode wurde „Der Woiwode“ aus hinterbliebenen Manuskripten rekonstruiert.
Das Resultat ist abendfüllend beachtlich und lebensfähig. Die Melodik ist frisch und einfallsreicher. Meisterhaft singen in den Duetten das Liebespaar, mal abwechselnd, mal im Gleichklang. Die Bassstimmen dominieren. Der Tonträger von Medodia, ist technisch zufriedenstellend und die CD wartet mit einem schmucken Textheftchen in englischer und russischer Sprache auf.
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2012 musirony - Engelbert Hellen