Schöne Oper – selten gehört
Oberst Trubezkoj
Juri Alexandrowitsch Schaporin [1887-1966]
Die Dekabristen
Dekabristy
Oper in vier Akten
russisch gesungen
Libretto von Wsewolod Roschdestwensky und Alexei Tolstoi
entstanden 1920-1953
Uraufführung in Moskau
Dauer ca. 110 Min.
Charaktere:
Dimitri Schtschepin-Rostowski, Stabshauptmann – Tenor
Olga Mirowna, seine Mutter – Mezzosopran
Jelena, seine Geliebte – Sopran
Orlowa, verarmte Gutsbesitzerin, ihre Mutter – Mezzosopran
Kondrati Rylejew, Reserveleutnant – Bariton
Bestuschew, Hauptmann – Bass
Rostowzew, Oberstleutnant – Tenor
Trubezkoi, Oberst – Bariton
Prestel, Oberst – Bass
Kachowski, Oberstleutnant – Tenor
Olga Mironowna – Mezzosopran
Marfa – Sopran
Dokumentation
LABEL: LINE-MUSIK / Cantus Classiks
Einspielung 1953 in Moskau, Bolschoi Theater
unter dem Dirigenten Alexander Melik-Paschajew
mit Iwan Petrow als Hauptmann Bestushew.
Dekabristenmuseum in Irkutsk
Struktur (Trackliste)
Erster Akt:
1. Ouvertüre
2. Das ist also meine Bestimmung
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Welche Langweile, unerträgliche Langeweile
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Immer diese Sklaverei
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Du singst in höchsten Tönen
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Pestell! Ich habe dich nicht erwartet
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Es sind sehr viele Geheimpolizisten dort
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Was für ein Zufall
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Woher kommst Du
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Deine Worte begeistern mich
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Wer ist da?
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Es ist etwas Schreckliches passiert
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Geht heim!
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Klopfe, kleine Ratter
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Wo ist sie? Jelena!
Zweiter Akt:
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Kameraden, Kameraden
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Was für eine Sehnsucht ist in Eurer Brust?
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Trubezkoi ist eingetroffen
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Guten Abend, ihr Freunde
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Meine kleine Tochter!
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O mein Russland, geliebtes Land
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Seht her, seht her
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Ich komme zum Zarenthron in einer schwierigen Zeit
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Ist es das Moskauer Regiment?
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Kameraden!
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Worauf warten wir noch?
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Seht, seht! Der General
Dritter Akt:
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Meine letzte Hoffnung
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Wie lästig die Gesellschaft geworden ist.
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Du wirst mir nicht entkommen
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Ihre Hoheit
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Was willst Du fragen?
Vierter Akt:
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Dies ist das Ende. Wir sind verraten
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Der Tag bricht an
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O Du fürchterliches Wetter
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Öffnet, öffnet
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Das ist also meine Bestimmung
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HANDLUNG
Dekabristenaufstand
Erster Akt:
Bei den Dekabristen handelte es sich um eine Gruppe von adligen Revolutionären, vor allem um Offiziere der russischen Armee, die ihr fortschrittliches Gedankengut aus den Ergebnissen der französischen Revolution bezogen. Sie waren gegen die Leibeigenschaft und Willkürherrschaft der herrschenden Klasse eingestellt und verweigerten dem neuen Zaren Nikolaus I. am 14. Dezember 1925 den Treueeid vor dem Senat und der Synode. Und weil das russische Wort „dekabr“ für Dezember steht, wurden aus den Revolutionären die DEKABRISTEN - soviel als Erklärung vorab.
Einer von ihnen ist der Stabshauptmann der Garde, Dimitri Schtschepin-Rostowski, der mit seiner Mutter in ständigen Streit lebt, weil er ihre Willkür nicht billigt. Aus nichtigem Anlass lässt Olga Mirowna einige aufsässige Leibeigene auspeitschen, was er unterbindet.
Die grundsätzliche Missstimmung zwischen Mutter und Sohn ist aber auf den Zustand zurückzuführen, dass er Jelena, die Tochter der verarmten Gutsbesitzerin Orlowa liebt.
In einer Schenke, die irgendwo zwischen Moskau und St. Petersburg liegt, kommen die jungen Aufrührer regelmäßig zusammen. Die absolute Macht der herrschenden Schichten und die willkürliche Polizeigewalt wollen sie beseitigen, weil sie den Errungenschaften der französischen Revolution zuneigen und ihre Resultate auch in Russland etablieren möchten. Im Augenblick lässt sich das günstig einrichten, weil Zar Alexander unversehens gestorben ist.
Zweiter Akt:
Bei dem Reserve-Leutnant Kondrati Rylejew haben sich die Verschwörer in der Nacht von 13. auf den 14. Dezember versammelt. Von ihren Regimentern und dem aufgewiegelten Volk unterstützt, sollen am nächsten Morgen die Befehlshaber Schtschepin-Rostowski und Hauptmann Bestuschew, die bestehende Regierung stürzen und den neuen Zaren gefangen nehmen.
Aber unter den versammelten Verschwörern befindet sich ein Verräter. Oberleutnant Rostowzew benachrichtigt die Geheimpolizei unverzüglich und informiert den Hofstaat des Zaren. Gegenmaßnamen werden sofort besprochen.
Am Morgen sind die Verschwörer bereit, den Kampf zu beginnen. Die kirchlichen Würdenträger fordern die Verschwörer und das Volk vergeblich auf, die Waffen niederzulegen.
Die Revolte bricht los und die Rebellen gelangen in die Räumlichkeiten des neuen Zaren. Doch mit der Logistik klappt es nicht.
Oberst Trubezkoi zögert, den Zaren mit allen Höflingen festzunehmen. Das Blatt wendet sich und Zar Nikolaus lässt seinerseits die führenden Köpfe der Aufrührer verhaften. Der Aufstand bricht dann schnell zusammen.
Dritter Akt:
Mit den Höflingen und den Vertretern der Gesellschaft feiert der Zar aus Anlass seiner Rettung ein rauschendes Fest. Die Mutter von Dimitri Schtschepin-Rostowski nimmt daran ebenfalls teil. Sie hat sich endgültig von ihrem aufrührerischen Sohn losgesagt.
Dimitris Geliebte Jelena bittet den Zaren, dem zur Verbannung nach Sibirien verurteilten Aufrührer folgen zu dürfen, was der Zar großzügig gewährt. Schließlich sollen die Menschen sich auch vermehren, denn das riesige Land braucht Nachwuchs.
Vierter Akt:
Einige der aufrührerischen Dekabristen werden hingerichtet. Am frühen Morgen nehmen sie unmittelbar vor der Hinrichtung voneinander Abschied. Die zur Fronarbeit nach Sibirien begnadigten Aufrührer machen sich auf den langen Weg gen Osten.
Jelena ist eine der vielen Frauen, die ihren Männern freiwillig in die Verbannung folgen, um mit ihren Männern das harte Los in diesem unwirtlichen Teil des Landes zu teilen.
Zar Nikolaus I.
Anmerkung:
Zar Nikolaus I. war ein weitsichtiger Mann und gab seinen Maßnahmen eine Proklamation bei: „Nicht von frechen Träumen her, die immer zerstörerische Wirkung haben, sondern von oben her werden die vaterländischen Einrichtungen allmählich vervollkommnet, werden Mängel beseitigt und Missbräuche abgeschafft. Gemäß dieser allmählichen Vervollkommnung werden wir jedes maßvolle Streben nach Besserung, jeden Gedanken an eine Festigung der Gesetzeskraft, an eine Erweiterung wahrhafter Bildung und Betriebsamkeit, sofern er auf dem allen offenstehenden gesetzlichem Wege an uns herangetragen wird, stets mit Wohlwollen annehmen. Denn wir haben keinen und können keinen anderen Wunsch haben, als unser Vaterland auf der höchsten Stufe des Glückes und des Ruhmes zu sehen, die ihm die Vorsehung auserkoren hat.“
Die Deportation der Dekabristen an den Baikalsee hatte noch einen kleinen Nebeneffekt. Unter ihnen befanden sich auch viele Intellektuelle, mit westlicher Bildung, die sich vermehrten und ihre Gene weitergaben – kleiner Schubs für einen Kulturtansport ins unwirtliche Land.
Die Impulse durch postalischen Kontakt ins Heimatland wurden nicht unterbunden. Dimitri Schtschepin-Rostowski wurde nach dreißig Jahren begnadigt.
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2013 musirony - Engelbert Hellen