EINLEITUNG
"Seht, ich bin der Zaubermeister" kündigt der Astrologe seinen Auftritt an. Er will eine Geschichte erzählen, welches eine Lehre für das Leben enthält. Das Publikum fordert er auf, der Handlung aufmerksam zu folgen und das Rätsel des Märchens zu lösen.
ERSTER AKT
Dem Zaren fällt das Regieren schwer, denn er ist alt geworden und nicht mehr wendig genug, um außenpolitische Gefahren abzuwenden. Er verfügt über zwei Söhne und einen General, deren Ratschläge er aber nicht für brauchbar hält. Zum Glück steht ihm ein Astrologe zur Seite, der dem Monarchen ein kostbares Geschenk macht. Es ist ein goldener Hahn, mit dem es eine besondere Bewandtnis hat. Sein Instinkt kündet dem Vogel eintretende Gefahr unmittelbar an, und er beginnt dann, laut zu krähen. Nun kann Dodon ruhig schlafen und muss sich zumindest keine unnötigen Sorgen machen. Das Geschenk ist aber nicht ganz umsonst gewesen, der Astrologe erwartet eine Gegenleistung, will seinen Wunsch aber erst äußern, wenn ihm etwas Passendes eingefallen ist.
Die Landesgrenze im Osten ist nicht sicher. Schon nach kurzer Zeit beginnt der Hahn laut zu krähen und der Zar ist beunruhigt. Er schickt seinen erstgeborenen Sohn ins Feld, um einen möglichen Aufstand niederzuschlagen. Prinz Gwidon kehrt nicht zurück. Der Hahn kräht erneut, und es bleibt dem Vater nichts anderes übrig, auch den zweiten Sprössling ins Feld zu schicken. Auch Afron bleibt dem Zarenpalast fern. Der Vogel gibt keine Ruhe und nun sieht der Alte sich genötigt, zusammen mit seinem General und den verbliebenen Truppen selbst nach dem Rechten zu schauen. Er ist zuversichtlich und aufgeheitert, denn im Traum ist ihm eine wunderschöne Frau erschienen.
ZWEITER AKT
Die Schlacht konnte nicht gewonnen werden und es wird bereits dunkel. Als die Sonne wieder aufgeht, ist am Horizont ein großes weißes Zelt zu erkennen. Dodon und sein General vermuten darin den Schlachtenlenker des Gegners und beide beabsichtigen, das Zelt in Brand zu stecken. Dazu kommt es nicht, denn die wunderschönen Frau, die aus dem Zelt hervortritt, ist keine andere, als die Erscheinung aus Dodons Traum. Es ist die Königin von Schemacka, die nichts anderes im Sinn hat, als den Alten zu verschaukeln. Machthungrig wie sie ist, will sie an seiner Seite Russland regieren. Die beiden Prinzen – so erzählt sie – haben sich ihretwegen gestritten und sich aus Eifersucht selbst umgebracht. Dodon ist das nicht so wichtig, weil er sich in seine neue Bekanntschaft trotz vorgezogenen Alters sogleich verliebt hat und findet es unpraktisch, den Verlust seiner Söhne zu betrauern. Ihren Plänen steht der General im Wege und deshalb wird er sogleich geköpft, Er ist ganz einfach überflüssig geworden. Man kann nicht ewig auf dem Schlachtfeld verweilen und deshalb beschließt der Zar, mit seiner Begleiterin die Heimreise anzutreten.
DRITTER AKT
Boten haben bereits angekündigt, dass der alte Herrscher eine neue Frau gefunden hat und die Hochzeit sogleich stattfinden soll. Alles wäre in Ordnung, wenn nicht der Astrologe sich völlig unpassend verhalten würde. Der Sterngucker erinnert den König an sein Versprechen und jetzt beansprucht er als Gegenleistung für den goldenen Hahn, dass die Königin von Schemacka in seinen Besitz übergehen soll. Dogon hält ihn für verrückt - ist er wahrscheinlich auch - aber seinen Wunsch lässt er sich nicht ausreden. Den Zaren übermannt der Jähzorn und mit seinem Zepter zertrümmert er dem Anmaßenden den Schädel. In Anhänglichkeit an seinen einstigen Herrn verübt der goldene Hahn entsetzlich Rache. Aggressiv wie nur ein zorniger Hahn es sein kann, steigt dieser dem Übeltäter auf das Haupt und zerfetzt mit furchtbaren Schnabelhieben sein Hirn.
EPILOG
Schemacka war die Sache zu dumm geworden und als Tochter der Luftkönigin durch die Lüfte entschwunden. Jetzt steht sie auf einmal zusammen mit dem Astrologen – das Publikum trifft es völlig unvorbereitet - vor dem Bühnenvorhang und beide erklären überflüssigerweise, dass es die Personen, welche die Zuschauer gesehen haben, gar nicht gibt.
Anmerkung:
Märchengrotesken erfreuten sich bei fast allen russischen Opernkomponisten großer Beliebtheit.Häufig wurden die Herrscher oder die herrschende Beamtenklasse verschaukelt, die ihren Status bedroht sahen und mit Verboten reagierten. Im Fall von ‚Solotoi petuschok’ fand man den Satz ‚Herrsche und schlafe in Deinem Bette’ anstößig. Er musste geändert werden in ‚Schlafe ruhig in Deinem Bette’ Bis man sich geeinigt hatte, verging Zeit. Der Komponist verstarb inzwischen und Rimsky-Korssakow konnte die Uraufführung seines Werkes leider selbst nicht erleben.
Ganz in Vergessenheit geriet die Oper auch außerhalb Russlands nie. Eine eigenwillige Inszenierung erlebte das Werk im Dezember 2002 am Théâtre Musical de Paris – Châtelet, die den Schauplatz der Handlung nach Japan verlegte.
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musirony 2006 - Engelbert Hellen