Schöne Oper – oft gehört
Piotr Iljitsch Tschaikowski [1840-1893]
Eugen Onegin
(Евгений Онегин)
Lyrische Szenen on drei Akten
russisch gesungen
Libretto nach Alexander Puschkin von Modest Tschakowski und K. Schilowski
Uraufführung am 20. März 1879 in Moskau
Deutsche Erstaufführung 1892 in Hamburg
Charaktere:
Larina, Gutsbesitzerin (Mezzosopran)
Tatjana und Olga, Larinas Töchter (Sopran und Alt)
Filipjewna (Amme) Mezosopran)
Eugen Onegin, Freund Lenskis (Bariton)
Lenski, Olgas Verehrer (Tenor)
Fürst Gremin (Bass)
Monsieur Triquet, ein Gast (Tenor)
und weitere
Das Geschehen spielt auf einem Landgut bei Petersburg um 1825
HANDLUNG
Erster Akt:
Die Witwe Larina und die alte Kinderfrau Filipjewna sitzen im Garten bei Hausarbeiten und hören dem Gesang von ihren Töchtern Tatjana und Olga zu, die wehmütig von der Liebe singen. Die Mutter selbst erinnert sich an ihr eigenes Leben, ihre einstige Liebe zu einem Gardeoffizier und entschied sich schließlich dann doch für eine Vernunftehe mit dem ungeliebten Gutsbesitzer Larin. Einige Bauern kommen von der Ernte zurück und überreichen der Witwe einen Erntekranz als Zeichen, dass das Korn eingefahren ist. Sie singen ein fröhliches Lied, welches die schwermütige Tatjana berührt und sie zu tiefem Nachdenken anregt. Die lebenslustige Olga erheitert ihre Haltung, sie will ihre Jugend unbeschwert genießen, statt Trübsal zu blasen. Filipjewna fällt die wehmütige Art Tatjanas auf, wird aber beruhigt, indem sie vorgibt, ihre Gedanken kreisten um einen tragischen Liebesroman, den sie derzeit lese. Die Mutter verrät, auch einst solche sentimentalen Romane gelesen zu haben, gibt aber zu bedenken, dass es die großen Helden im wahren Leben nicht gibt.
Olgas Verlobter, ihr Nachbar Lenski, kommt mit dem neu zugezogenen Eugen Onegin im Schlepptau zu Besuch. Alle stellen sich brav vor, dann lassen Larina und die Amme die jungen Leute allein und gehen ins Haus. Tatjana befindet sich in ihrem Zimmer und ist innerlich aufgewühlt durch die Begegnung mit dem kosmopolitischen Onegin. Sie bittet Filipjewna, welche sich nach wie vor um den Gemütszustand Tatjanas sorgt, von ihrem Leben und ihren Liebeserlebnissen zu berichten. Doch die Amme weicht aus und umreißt nur kurz eine unglückliche Zwangsheirat. Tatjana berichtet, dass sie sich verliebt habe und entschließt sich, Onegin einen Brief zu schreiben, in welchem sie mitteilt, dass er der „Held“ aus ihren Romanen sei. Am anderen Morgen bittet sie die Amme, Eugen den Brief zuzustellen. Tatjana wartet nervös im Garten auf Onegin. Er erscheint, dankt ihr für die Offenheit und das Vertrauen, das aus ihren Brief spricht und erteilt ihr dann aber eine saftige Abfuhr, da er ein unsteter Lebemann sei, der für die Ehe nicht geschaffen wurde. Aus Rücksicht auf ihre Empfindungen wolle er in ihr keine falschen Hoffnungen erwecken, die er später nur enttäuschen müsste. Er bietet ihr brüderliche Freundschaft an und verschwindet mit der Warnung, mit Liebschaften vorsichtiger zu sein, da andere möglicherweise weniger verständnisvoll mit derart offenen Liebesbekundungen umgehen könnten.
Zweiter Akt:
Im Festsaal im Hause Larinas feiert man Tatjanas Namenstag. Onegin, welcher mit Tatjana tanzt, hört am Rande vom Tratschen der Gäste. Der Lebemann mache dem armen Mädchen nur falsche Hoffnungen. Von den Worten provoziert, gibt Onegin seinem Freund Lenski die Schuld, dass dieser ihn zum Besuch des Balls aufgefordert habe und flirtet aus Rache ein wenig mit Olga. Seine Aufforderungen zum Tanz werden von dem lebenslustigen Mädchen gerne angenommen. Lenski reagiert erwartungsgemäß gereizt und macht seiner Verlobten und Onegin schwere Vorwürfe. Beide bewerten ihr Turteln aber nur neckisch als Lappalie. Der französische Gast Monsieur Triquet singt ein kleines Ständchen zu Ehren Tatjanas, was die Gäste begeistert. Ausländische Besucher, vor allem Franzosen, waren in der ländlichen Einöde Russlands gern gesehene Gäste. Durch weitere Sticheleien durch Olga und ihren Tanzpartner verliert Lenski endgültig die Fassung und kündigt vor allen Gästen Onegin die Freundschaft und fordert ihn zum Duell. Tatjana sieht ihr Glück mit Onegin endgültig verloren und Lenski verabschiedet sich für immer von Olga bevor er davonstürzt.
Lenski wartet mit seinem Sekundanten im Morgennebel auf Onegin, der sich verspätet. Den Tod erwartend denkt er an sein Leben und hofft, dass Olga an seiner Urne trauern wird. Onegin erscheint in Begleitung von Guillot, seinem nicht standesgemäßen Sekundanten. Trotz der Regelwidrigkeit wünscht Lenski die Fortsetzung des Duells. Die beiden Kontrahenten erinnern sich nochmals an ihre gemeinsamen Tage, aber keiner findet das klärende Wort und finden sich widerwillig zur Ausführung des Duells. Onegin trifft Lenski tödlich und steht schließlich betroffen vor seinem Leichnam.
Dritter Akt:
Onegin hat aus Bestürzung vom Tod seines Freundes Lenski sein Landgut verlassen und ist in die Welt gezogen. Nach einigen Jahren der Irrfahrt kommt er nach Sankt Petersburg zurück, wo er auf dem Ball von Fürst Gremin als Gast erscheint. Nach einer schwungvollen Polonaise kommt Gremin mit seiner eleganten Gattin am Arm in den Ballsaal und Onegin erkennt, dass es Tatjana ist, die sich vom einst unschuldigen Landmädchen zu einer selbstsicheren Dame der Petersburger Oberschicht gemausert hat.
Der ahnungslose Fürst stellt seine deutlich Jüngeren Ehefrau vor und besingt schwärmerisch die Liebe zu ihr. Nachdem Tatjana ihr geschickt überspieltes Erschrecken überwunden hat und etwas zwanglos Smaltalk mit Onegin hielt, bittet sie ihren Mann, dass er sie nach Hause bringen soll. Onegin bleibt inmitten der tanzenden Ballgesellschaft zurück und spürt eine heiß entflammende Liebe zu der reifer gewordenen Tatjana, die er einst verschmähte.
Im Empfangszimmer Gremins erscheint Tatjana, die einen Liebesbrief von Onegin erhalten hat. Er erscheint und zeigt im Gegennsatz zu damals nunmehr lebhaftes Interesse an der Frau, die ihm einst ihre Verehrung antrug. Misstrauisch vermutet Tatjana, dass das neu entflammte Interesse nur ihrer gesellschaftlich geachteten Stellung gilt. Onegin bestreitet alle unehrlichen Gefühle und gesteht seine aufrichtige, leidenschaftliche Liebe. Auch Tatjana räumt innige Gefühle ein, doch lehnt sie seinen Vorschlag, mit ihm zu fliehen, eindeutig ab und bekundet ihre absolute Treue zu Gremin, ihrem angetrauten Gemahl. Sie reißt sich von Onegin los und präsentiert ihm die Quittung für sein unverantwortliches Verhalten von einst, welches sie damals zu tiefst verletzte.
© 2011 – Raphael Lübbers