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Schöne Oper - selten gehört
Dmytro Bortnjanski [1833-1887]
Der Falke
Sokol - Le Faucon
Lyrische Oper in drei Akten, vier Szenen und einem Prolog
Libretto von F. Lafermiére
in der russischen Übersetzung von A. Rosanow nach der Novelle von A. Sauvin
Uraufführung 1786 in Gatschina
Darsteller:
Fédérigo, ein Edelmann
Pédro, sein Diener
Elvira, eine begehenswerte junge Witwe
Marina, ihre Zofe
Erster Arzt
Zweiter Arzt
Grégoire, ein alter Dorfbewohner
Jeanette, seine kleine Tochter
Ein Jagdfalke, krächzende Rolle
Ort: Florenz und der Appenin
Zeit: 18. Jahrhundert
INHALTSANGABE
PROLOG
Die handelnden Personen der Oper werden vorgestellt. Man wird über das erhabene Gefühl der Liebe singen und von den törichten Menschen, die versuchen, sich dieser Macht zu widersetzen.
Erster Akt:
Der junge Edelmann Fédérigo delli Albérighi ist ruiniert. Um das Herz der jungen Witwe Elvira zu gewinnen, hat er sein Geld für Feste, Bälle und prachtvolle Feuerwerke gespendet, die er zu Ehren der Schönen veranstaltete. Alle Anstrengungen erweisen sich als nutzlos; die Angebetete zeigt ihm nach wie vor die kalte Schulter.
Das Vermögen ist aufgebraucht und Fédérigo bleibt nichts anderes übrig, als den Rückzug in die Berge anzutreten. Dort besitzt er ein kleines Gehöft, wo sein Liebling, ein kleiner jagender Falke ihn erwartet und mit Wildbret versorgen wird.
So richtig glücklich ist Pedro, sein Diener, auch nicht. Aber er lebt genau so lässig in den Tag hinein, wie sein Herrchen. Verliebt ist er in Marina, der Zofe von Elvira. Das übermütige Mädchen behandelt ihn so, wie ihre Herrin es mit Fédérigo praktiziert. Aber Pedro schaut nicht depressiv in die Welt. Mit Freude begleitet er seinen Herrn in sein freiwilliges Exil.
SZENENWECHSEL
Im Palazzo von Elvira warten mit Ungeduld die Ärzte. Elviras kleinem Sohn geht es nicht gut, und die Ärzte sollen seine Krankheit ergründen. Ununterbrochen plaudert Marina über den Bewunderer ihrer Herrin, den stattlichen Fédérigo. Aber Elvira will nichts hören über ihren Verehrer und seinen herrlichen Falken. Sie sorgt sich um ihren Sohn und benötigt keine anderweitige Ablenkung. Marina träumt davon, Pedro zu heiraten. Den Diener Fédérigos liebt sie über alles, was dieser offenbar nicht so richtig mitbekommen hat. Elvira ist verstimmt über das unaufhörliche Geplapper ihrer Zofe und fordert sie auf, die Ärzte vorzulassen. Das schelmische Mädchen überlegt, die Scharlatane zu necken und täuscht Unwohlsein vor. Ihr fehlt nichts, aber die Ärzte beginnen mit der Behandlung und offerieren ihr diverse Pillen. Man zankt sich und Marina gesteht, in böswilliger Absicht, sie habe nur simuliert.
Zweiter Akt:
Fédérigo ist auf seiner winzigen Farm in den Bergen angekommen. Er streichelt seinen Falken. Die Jagd war jedoch erfolglos, und somit gibt es heute nichts zu essen. Doch Fédérigo glaubt an die Fähigkeiten seines wundervollen Vogels. Pedro erzählt seinem Herrn, dass der alte Grégoire und seine Tochter gekommen sind, um ihn zu begrüßen. Pedro ist wütend, weil er sich geschworen hat, keine andere Frau wieder anzusehen. Aber Jeanette - es ist der Name von Grégoires Tochter - ist noch ein kleines Mädchen und Fédérigo erklärt sich missmutig bereit, die beiden zu empfangen. Jeanette mag den stattlichen melancholischen Edelmann und sie singt ein Lied, um ihn zu unterhalten. Der alte Grégoire fällt ein und Jeanette unterbricht bestürzt über Fédérigos abweisende Haltung und mangelnde Aufmerksamkeit. Er hat ihrem einfachen Lied gar nicht zugehört. Er ist tief versunken in Gedanken an Elvira, die weit weg ist von ihm. Enttäuscht nimmt Jeanette ihren Vater an die Hand und beide verlassen das Haus.
Pedro beeilt sich seinem Herrn die unerwartete Nachricht zu überbringen, dass junge Damen im Anmarsch sind. Fédérigo ist entrüstet, er wünscht nicht, dass irgendjemand ihn stört in seiner freiwilligen Einsamkeit. Man stelle sich sein freudiges Erstaunen vor, dass es sich bei den uneingeladenen Gästen um Elvira und ihr Mädchen handelt. Aber die empfundene Glückseligkeit wird durch Verzweiflung getrübt, als die Schönen kundtun, dass sie zum Abendessen bleiben wollen. In der Tat, Pedro hat überhaupt nichts zu essen im Haus was er den beiden Süßen anbieten könnte. Verstört greift er sich seinen Falken und läuft mit ihm davon. Die beiden Damen bleiben mit Pedro zurück und fragen ihn beharrlich aus, was es mit dem Falken und seinen Jagderfolgen auf sich habe. Ihre Konversation ist abrupt beendet. Draußen knallt ein Schuss. Voller Aufregung läuft nun auch Pedro davon. Elvira ist verwirrt, weil sie Fédérigo den Grund ihres Besuches noch nicht erklären konnte. Marina versichert ihrer Herrin, dass der liebende Fédérigo sich nicht weigern wird, ihr zu helfen.
Dritter Akt:
Elvira und Marina haben es sich im Häuschen bequem gemacht. Der alte Grégoire und seine kleine Tochter sind noch einmal zurückgekommen. Pedro bringt schließlich das lang erwartete Menü. Nervös lädt Fédérigo Elvira ein, das Gericht zu testen. Er trällert ein Liedchen, um über den Missstand hinwegzuhelfen, dass es zur Mahlzeit keinen Wein geben wird. Aber Grégoire hat sich schon aufgemacht, eine gute Flasche alten Wein zu holen, und fordert die Gäste auf, den Trunk generell zu loben, weil er das Volk so schnell berauscht macht. Doch Elvira hat andere Sorgen. Er bemerkt, dass sie ihn liebt und ihn verwirrt anschaut, aber sie erzählt ihm den Grund ihres Herkommens nicht. Dann greift Marina mutig in die Konversation ein und erzählt dem Gastgeber, dass Elvira in Sorge wegen der Krankheit ihres Sohnes ist, der sie ständig bittet, ihm ein besonderes Geschenk zu geben. „Was ist es, was er sich wünscht“, fragt Fédérigo, um den Druck von Elvira zu nehmen. „Er möchte deinen Falken haben“ Den Gastgeber ergreift ein tödlicher Schrecken. Als er nichts zu essen hatte, tötete er seinen Falken, um ihn zu rösten. Jetzt ist es Elvira, die Über diese Tat maßlos entsetzt ist. Aber nun begreift sie endlich, wie groß die Liebe dieses jungen Mannes ist. Sie stimmt nun zu, seine Frau zu werden. Von dieser Konstellation profitieren Pedro und Marina und erhalten von ihren Herrschaften die Erlaubnis, heiraten zu dürfen. Ein Triumphlied auf die alles erobernde Liebe beschließt die Oper.
Anmerkung:
Bortnjanskis lyrisch-komische Oper „Le Foucon“ gilt als eines der Meisterwerke russischer Opernkunst des 18. Jahrhunderts. Seit fast zweihundert Jahren hatte die Oper niemand mehr auf der Bühne gesehen, bis das Moskauer Kammer Musical Theater unter der Leitung von A. Levine, sich entschloss, eine Produktion in den siebziger Jahren zu riskieren. Der Erfolg war überwältigend. Man folgte der bitteren Grazie des Stückes aufmerksam und gewann einen Einruck russischen Operschaffens vor Michael Glinka.
Das Textbuch hat A. Rosanov aus dem Französischen sorgfältig ins Russische übertragen. Man ist erstaunt, wie die slawische Sprachmelodie der Vertonung entgegenkommt und den Hörer von der Poesie des Librettos fesselt. Tragisches und komische Elemente greifen ineinander und jeder ist vom Ausgang der Geschichte ebenso überrascht wie gerührt. Der tragische Tod des Jagdfalken, der für die Herrichtung eines Abendessens sein Leben lassen muss, ergreift jeden, der zur Sentimentalität neigt. Und ein bisschen davon hat jeder von uns in sich. Der Schweizer F. Lafermiere hat die Novelle eines unbekannten italienischen Autors adaptiert und auf den Geschmack und die Gefühlswelt aristokratischer Kreise zugeschnitten. Unter diesem Aspekt ist auch der einführende Prolog zu verstehen.
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Musirony 2006 - Engelbert Hellen
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