Schöne Oper – selten gehört
Ethel Smyth [1858-1944]
The Wreckers
Strandrecht - Les Naufrageurs
Lyrisches Deama in drei Akten
englisch gesungen
Libretto in französisch von Henry Brewster
Uraufführung am 11. November 1906 in Leipzig in deutscher Sprache
und 1909 in englisch unter Sir Thomas Beecham (Covent Garden)
Dauer etwa 130min.
Charaktere:
Pascoe, Bürgermeister des Dorfes und der lokale Prediger (Bariton)
Thirza, seine Frau (Mezzosopran)
Lawrence, Aufseher des Leuchtturms (Bariton)
Mark, ein junger Fischer (Tenor)
Avis, Lawrences Tochter (Sopran)
Dörfler und Fischer
Das Geschehen spielt im 19. Jahrhundert am Strand von Cornwall
Dame Ethel Smith
Tondokumentation:
LABEL: Conifer Classics
Einspielung 1994 mit der BBC Philharmonic unter Odaline de la Martinez in der Royal Albert Hall
HANDLUNG
OUVERTÜRE
Erster Akt: Ein Fischerdorf in Cornwall am Sonntagabend.
Wie gewohnt haben die Männer des Dorfes schon am frühen Morgen außerhalb der Taverne ein Gläschen über den Durst getrunken. Das bringt den Laienprediger Pascoe in Rage und er tadelt die Betroffenen wegen Trunksucht am Sabbat. Genau deshalb schickt der Herr auch keine Schiffe mehr des Weges, die an den Klippen zerschellen würden und sich dann zum Plündern eignen.
Lawrence, der Leuchtturmwärter, hat eine andere Erklärung. Er hat Signalfeuer oberhalb der Klippen brennen gesehen, welche die Schiffe vor möglichen Gefahren warnen. Im Prinzip ist das der Sinn eines Leuchtturms, aber wie sollen die Menschen der Region zu Reichtum gelangen, wenn keine Schiffe mehr zu Bruch gehen? In ihrer Mitte gibt es einen Verräter - da ist man sicher - den es zu vernichten gilt.
Von Mark, einem der jungen Fischern des Dorfes, wurde Avis, die Tochter des Leuchtturnwärters umworben. Lawrence war das recht, denn der zukünftige Schwiegersohn konnte bei Dunkelheit und schönem Wetter am Signalfeuer eingesetzt werden, wozu er selbst in vorgerücktem Alter zu bequem geworden ist. Neuerdings hat Mark aber seine Zuneigung Thirza, der jungen Frau Pascoes, zugewandt.
Er weiß nicht, dass Avis ihm nachspioniert, denn ohne sich etwas sich etwas zuschulden kommen gelassen zu haben, will diese den Geliebten nicht aufgeben. Dieser scharwenzelt um Thirza herum, während Pascoe in der Kapelle den Dörflern die Leviten liest.
Zur Eifersucht gesellt sich der Hass auf die Nebenbuhlerin, zumal Avis klar geworden ist, dass die amourösen Gefühle ihres Verlobten für Thirza nicht nur vorübergehender Natur sind, denn in seinen Augen blitzt die Leidenschaft.
Die Dorfbewohner sind inspiriert von der feurigen Predigt Pascoes, nicht das Maß zu verlieren und die Gebote des Herrn zu beachten. Auf die Rüge ihres Mannes, dass sie ihre häuslichen Arbeiten vernachlässige, entgegnet Thirza scharf, dass sie es ohnehin im Dorf nicht länger aushalte, weil die blutigen Akte des Plünderns sie abstoßen. Sie kritisiert den erbarmungslosen und an Piraterie grenzenden Weg, den die Standräuber gehen, um zu Reichtum zu gelangen
Allein gelassen, versinkt Pascoe in Gedanken, bis ein Sturm aufkommt und einen Segler zwischen die Felsen zieht. Ganz aufgeregt sind die Männer, denn reichhaltige Beute kommt des Wegs und muss nur eingesammelt werden, nachdem die Überlebenden totgeschlagen wurden.
In einem Anfall von Aggression denunziert Avis Pascoe als Verräter an der Sache, welcher die Schiffe bisher vor jeder Gefahr gewarnt habe. Die Männer sind sich einig, den Prediger zukünftig unter lückenlose Beobachtung zu stellen.
Zweiter Akt: Eine desolate Uferlinie an der Basis der Klippen
Mark sammelt Strandgut und Treibholz ein. In der Tat ist er der einzig Verantwortliche für die Warnblinkanlage. Gerade ist er dabei, mit seiner Fackel das Licht zu setzen, damit das Leuchtfeuer funktionsfähig seine Bestimmung erfüllen kann, als er Thirza rufen hört. Er eilt zu ihr und vernimmt ihre Warnung. Sobald die Männer des Dorfes das Licht aufflammen sehen, werden sie kommen und ihn fangen.
Die Liebenden umarmen sich. Zunächst denkt Mark daran, die Warnung in den Wind zu schlagen und das Warnlicht einfach blinken zu lassen. Aber als Thirza ihm ihre Liebe erklärt, hält er an, denn er begreift, dass er sie in Gefahr bringt, genau wie sich selbst. Als Summe seiner Überlegungen bittet er sie, Pascoe zu verlassen und mit ihm wegzulaufen. Zuerst zögert sie, doch dann stimmt sie zu.
Triumphierend ergreifen sie gemeinsam die Fackel und entzünden das Signalfeuer.
Pascoe kommt gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die beiden Ausreißer sich auf den Weg machen, um dem Dorf den Rücken zu kehren. Für einen Moment sieht er das Gesicht seiner Frau im Mondlicht und erkennt, dass sie ihn tatsächlich verlasswen will. Eine Welt verabschiedet sich für ihn und im Zustand der Angst bricht er am Strand zusammen. Er ist noch bewusstlos als Avis und die Männer vom Dorf erscheinen. Sie finden Pascoe nicht weit vom Leuchtfeuer und sind sich sicher, dass er der Verräter ist.
Dritter Akt: In einer Felsenhöhle am Strand
Aus dem Steggreif hat man sich versammelt und inszeniert einen Prozess, in welchem Lawrence sich selbst als Ankläger bestellt. Er war einer der Männern, die Pascoe zuerst entdeckt hatten und bildet sich ein, das Recht zu haben, an dem Verdächtigten Lynchjustiz zu verüben. Pascoe weigert sich, seine Autorität zu bestätigen und ignoriert seine Fragen.
Avis erklärt, dass das Opfer seiner jungen Frau Thirza hörig sei und er von ihrer Hexenkraft geleitet werde. Der Beweis scheint eindeutig zu sein und der Mob heult für Pascoes Tod.
Doch in diesem Moment erscheint etwas Unerwartetes. Mark platzt in ihre ihre Mitte und bekennt, dass er es war, der sie verriet. Thirza tritt vor und räumt ihren Anteil an seiner Schuld ein. Avis denkt an sich und versucht Mark zu retten, indem sie ihm ein Alibi stellt, dass er die Nacht mit ihr verbracht habe. Davon nehmen die Liebenden Abstand und beschließen, ihr Geschick gemeinsam zu tragen.
Das Urteil ist unabwendbar; das Paar wird mit Ketten aneinander gefesselt. Die hereinbrechende Strömung als Folge von Ebbe und Flut beginnt die Höhle zu fluten. Einmal mehr bittet Pascoe Thirza, ihren Ehebruch zu bereuen und zu ihm zurückzukehren, aber sie zieht es vor, mit Mark zu sterben.
Die Dörfler verlassen die Höhle, denn das Wasser beginnt zu steigen. Einander in den Armen liegend erwarten die Liebenden den Tod.
***
2013 musirony - Engelbert Hellen