Schöne Oper – selten gehört
Joan Cross als Elisabeth I.
Benjamin Britten [1913-1976]
Gloriana
Oper in drei Akten
Libretto von William Plomer
nach dem Roman „Elizabeth and Essex“ von Giles Lytton Strachey
Uraufführung am 8. Juni 1953 in London
zur Krönung von Elizabeth II.
Deutsche Erstaufführung in Münster 1968
Dauer ca. 150min.
Charaktere:
Queen Elizabeth I. Königin von England (Sopran)
Count Robert Devereux, Earl of Essex, (Tenor)
Sir Robert Cecil, Staatssektretär, (Bariton)
Charles Blount, Lord Mountjoy, (Bariton)
Sir Walter Raleigh, Oberster der Wachen, (Bass)
Frances, Countess of Essex, (Mezzosopran)
Penelope, Lady Rich, Essex' Schwester, (Sopran)
Henry Cuffe, ein Essex-Anhänger, (Bariton)
der Zeremonienmeister (Tenor)
ein Balladensänger (Bass)
ein Ausrufer (Bariton)
Hofstaat und weitere
Das Geschehen spielt in England ca. 1558-1603
HANDLUNG
Erster Akt
Erstes Bild: IN DER NÄHE EINES TURNIERPLATZES
Zum Missfallen des Earl von Essex trägt Lord Mountjoy in einem Turnier den Sieg davon und erhält dafür von der Königin höchstpersönlich den Ehrenpreis überreicht. Essex ist auf ihn eifersüchtig und sucht die Auseinandersetzung mit dem Degen. Er zieht den Kürzeren und wird leicht verwundet. Ärgerlich ob des Zwischenfalls sucht die Königin diesen herunterzuspielen und fordert die beiden Streithähne auf, sich zu versöhnen.
Zweites Bild: IM PALAST VON NONSUCH
Kanzler Cecil intrigiert und versucht, Elizabeth von einer zu engen Bindung an Essex abzuraten. Die Königin sieht keinen Handlungsbedarf, bekundet aber, dass ihre Verpflichtung zu Volk und Königreich Vorrang hat und es nicht ihr Wunsch ist, sich zu verheiraten. Essex hat die Absicht, die Rebellion in Irland niederzuschlagen und versucht durch Gesang und Lautenspiel, Elizabeth seinen Wünschen gefügig zu machen, ihm den Oberbefehl der Operation zu erteilen.
Zweiter Akt
Erstes Bild: IM RATHAUS ZU NORWICH
Essex ist nicht nach Maskenball zumute, der zu Ehren der Königin gegeben wird, sondern ist verärgert, dass sich seine Irland-Mission verzögert.
Zweites Bild: IM GARTEN DES HAUSES VON GRAF ESSEX
Unbequemen Besuch hat er zu Gast. Lady Rich und Mountjoy haben diesen Platz ausgewählt, sich ihre Liebe zu erklären. Lady Essex ist misstrauisch und mahnt ihren Mann, auf der Hut zu sein. Man überlegt gemeinsam, wem die Lenkung des Staates zustehen würde, falls Elizabeth aus Altersgründen überraschend abdanken sollte.
Drittes Bild: EIN BALLSAAL IN WHITEHALL PALACE
Zum Spielchen gehört, dass die Damen die Ballkleider tauschen. Das Kleid von Lady Essex ist verschwunden und in ihm erscheint die Queen. Es ist ihr viel zu kurz und steht ihr überhaupt nicht. Zynisch wendet sie sich an die Lady, was den Earl erbost. Sein Zorn verraucht erst, als die Königin seine Ernennung zum neuen Oberbefehlshaber über Irland bekannt gibt.
Dritter Akt
Erstes Bild: VORZIMMER ZU DEN KÖNIGLICHEN GEMÄCHERN IN NORWICH
Die Hofdamen unterhalten sich hinter vorgehaltener Hand, dass der Militärschlag missglückt ist. Essex stürzt herein und verlangt zu unpassender Zeit am falschen Ort sofort eine Audienz. Über sein gewaltsames Vordringen ist die Queen ungehalten, lässt sich aber besänftigen. Cecil argwöhnt, dass Essex eine Revolte plant. Elizabeth vertraut seinen Künsten nicht länger und gibt Befehl, ihn zu überwachen.
Zweites Bild: IN DEN STRASSEN VON LONDON
Ein Balladensänger kündet bereits von Essex' Missgeschick in Irland. Seine Feinde bei Hofe haben nun leichtes Spiel und Essex wird verhaftet.
Drittes Bild: DER WHITEHALL PALACE
Der Palast ist der Schauplatz, auf dem Essex zum Tode verurteilt wird. Raleigh und Cecil, seine ärgsten Feinde, drängen die Queen das Todesurteil zu unterzeichnen. Sie noch zögert aber noch. Launisch wie sie ist, verleugnet sie ihre wahren Emotionen, als Lady Essex, Lady Rich und auch Mountjoy um seine Begnadigung bitten. Sie fühlt sich in die Enge gedrängt, schiebt das Wohl des Volkes vor und glaubt ihr Gewissen damit beruhigt zu haben. In aller Hast unterzeichnet sie das verhängnisvolle Dokument und versucht mit Scheinargumenten, sich ihren Seelenfrieden zu erkaufen.
Benjamin Britten
Anmerkungen:
Als Huldigungsoper hat Brittens Auftragswerk seinen Zweck verfehlt, denn Elisabeth II. zeigte sich nicht amüsiert, die Opernwelt übrigens auch nicht! Zu wenig Inspiration und zu viel hohles Pathos versperrten dem schwachen Libretto den Weg zum Erfolg.
Trotzdem wurde das Werk nicht vergessen. In jüngster Zeit studierte die Hamburger Staatsoper die Oper enthusiastisch wieder ein. Ein bunter Bilderbogen in zeitgemäßem Design entzückte das Publikum. Das letzte Bild verlegte der Spielleiter nicht nach Whitehall, sondern in den Tower, wo die Handlung logischerweise auch hingehört.
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2013 musirony – Engelbert Hellen