Seltene Oper - selten gehört
Peter Maxwell Davies [geb. 1934]
Taverner
Oper in zwei Akten
englisch gesungen
entstanden zwischen 1962 bis 1968, später teilweise rekonstruiert
Libretto vom Komponisten
Uraufführung am 12. Juli 1972 in London
Dauer: knapp 2 Stunden
Charaktere:
John Taverner, englischer Kirchenmusiker der Renaissance - Tenor -
Der Narr (gemeint ist Gevatter Tod) - Bariton
Der weiße Abt, Vorsitzender der Inquisition - Bariton
Der König (gemeint ist Heinrich VIII) - Bass
Der Kardinal (gemeint ist Wolsey) - Tenor
Richard Taverner, ein Advokat - Bass
Die Handlung spielt zur Renaissancezeit in England
Dokumentation:
LABEL: NMC, Aufnahmedatum 2009,
Oliver Knussen dirigiert das BBC-SO.
Gesangsolisten: Marin Hill – David Wilson-Johnson – Stephen Richardson – Quentin Hayes
Struktur
Auftritte im ersten Akt:
> Szene 1: Saal im Königspalast - Transition
> Szene 2: in der Kapelle - Transition
> Szene 3: im Thronraum
> Szene 4: im Thronraum
Auftritte im zweiten Akt:
> Szene 5: Saal im Königspalast - Transition
> Szene 6: im Thronraum - Transition
> Szene 7: in der Kapelle - Transition
> Szene 8: auf dem Marktplatz in Boston, Lincolnshire
INHALTSANGABE
Erster Akt:
John Taverner steht unter Anklage wegen des Verdacht der Häresie, weil er der Lehre Martin Luthers gefolgt ist. Der „weiße Abt“, der dem Inquisitionsgericht vorsteht, benutzt die Attribute „Musician, Blasphemer, Corruptor“ und „Heretic“ für ihn, um ihn zu verderben. Wortreich verteidigt wird er von Richard Taverner, vermutlich ein verwandter Anwalt. Der Chor erläutert dem Opernpublikum die Vorgänge, damit es die Bemühungen des Konzils auch versteht. Die Zeichen stehen für John nicht ungünstig, denn er hat den Kardinal auf seiner Seite. Ohne Taverner läuft gar nichts, denn er ist für die Liturgie zuständig und macht seine Sache gut. Während die Mönche singen, reflektiert er über seinen eigenen Stellenwert und debattiert mit seinen Anhängern über den religiösen Gehalt und die handwerkliche Ausführung.
Die Szene wechselt von der Kapelle zum Thronsaal. Der König gibt dem Kardinal Instruktionen, auf welche weise er ihm zu gehorchen habe. In der Sache geht es um die Ehescheidung des Königsonarchen. Es ist wie verhext, man kommt zu keinem Resultat. Der Opernbesucher gewinnt den Eindruck, dass die beiden Gegenspieler Marionetten in der Hand des Narren sind, der symbolisch für den Sensenmann steht.
Der letztere hält ihn ständig unter Dampf. Er ist es Leid, sich von billigen religiösen Stunts beherrschen zu lassen und befürwortet mit dem Schwert gegen die Katholiken zu Felde zu ziehen.
Zweiter Akt:
Die Gerichtsbarkeit wird nun spiegelverkehrt gehandhabt. Der weiße Abt ist der Angeklagte und John darf ihn richten. Das Verbrechen des Katholiken besteht darin, dass er nicht geneigt ist, dem Zug der Zeit zu folgen und seine religiösen Anschauungen zu wechseln. Das Glücksrad der Fortuna eiert, weil es vom Narren durchgerüttelt wird.
Wieder geht es – in den Thronsaal. Monarch und König diskutieren unter der Leitung des Narren über den Fortschritt der Reformation. In der Kapelle singen Mönche einen Benedictus, den John komponiert hat. Gesegneter Wein lockert die Stimmbänder. Taverner tadelt sich in einem Anflug von Depression, weil er mit religiösen Gepflogenheiten und Wahrheiten zu gutgläubig umgegangen ist. Er denkt, dass er den besseren Teil von sich selbst fahrlässig vernichtet hat.
Das finale Szene bringt das große Tableau. Der weiße Abt ist dazu gebracht worden, gemessenen Schrittes den Scheiterhaufen zu besteigen.
Boston, Lincolnshire
Anmerkung:
Als einen Verschnitt von Pfitzners Palestrina in der Kombination OrffsCarmina Burana könnte man Davies' Erstling ansehen, wenn man leichtfertig oder böswillig urteilen wollte. Doch Peter Maxwell Davies gibt wie gewohnt reichlich Würze und spart nicht an Dissonanzen, damit die Besucher bei dem faden Text nicht einschlafen.
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2011 musirony - Engelbert Hellen