Schöne Oper – kaum gehört
Judith Weir [geb. 1954]
Blond Eckbert
Der Blonde Eckbert
Oper in 2 Akten
englisch gesungen
Libretto von der Komponistin
nach einer Erzählung von Ludwig Tieck
Uraufführung: 20. April 1994 in London
Dauer ca. 65min.
Charaktere:
Blond Eckbert – Bariton
Berthe, seine Frau – Sopran
Walther, Eckberts Freund – Bariton
Hugo, Eckberts Freund
Eine alte Frau
Der Vogel
Der Hund
Die Geschichte spielt im Harz zur Märchenzeit
HANDLUNG
Erster Akt:
A BIRD IS TELLING A STORY TO A DOG:
VORSPIEL
In der Abgeschiedenheit der Berge des Harzes lebt Eckbert mit seiner Frau Berthe. In einer stürmischen Nacht werden sie von Walther, Eckberts einzigem Freund, besucht. Um die Zeit herumzukriegen, erzählt Berthe Walther ihre Lebensgeschichte.
Sie hatte eine schwere Kindheit durchmachen müssen, denn ihre Eltern waren roh und gefühllos zu ihr. Sie setzte sich in eine ferne Region ab, in der eine wunderliche alte Frau ihr eine Stütze war. Diese lebte mit einem Hund zusammen, dessen Name ihr entfallen ist. Außerdem befand sich ein schöner Vogel mit buntem Gefieder in ihrem Haushalt. Das Federtier war verzaubert und legte jeden Tag statt Eier herrliche Edelsteine ins Nest.
Berthe hätte mit ihrem Schicksal eigentlich zufrieden sein lönnen, aber sie hatte Sehnsucht nach der großen Welt, in der ihr mehr Abwechslung geboten würde. Sie band den Hund los und ließ den Vogel frei, nachdem sie in krimineller Absicht eine beträchtliche Menge von Juwelen an sich genommen hatte. Dann machte sie sich auf den Weg in ihr heimisches Dorf. O Schreck, die Eltern waren in der Zwischenzeit verstorben! Sie ließ sich in der alten Umgebung nieder und heiratete Eckbert. Man lebte vom Verkauf der Edelsteine und Eckbert genoss es, endlich einmal Geld zu haben.
Der Sturm legt sich gelegt und bevor Walther sich zur Nachtruhe zurückzieht, macht er die Bemerkung, dass Berthe die Geschichte so gut erzählt habe, dass er sich den kleinen Hund und den zauberhaften Vogel seht gut vorstellen könne.
Zweiter Akt:
Eckbert nimmt Pfeil und Bogen und geht auf die Jagd. In einiger Entfernung hört er es im Gebüsch rascheln, legt an, zielt und trifft. Er denkt, er habe ein Wildbret getroffen – aber nein, der Pfeil traf Walther!
Berthe überkommen Ängste aus ihrer Kindheit, geweckt durch den Tod Walters. Sie wird krank und ist dem Tod nahe. Eckbert möchte sich zerstreuen und geht in die nahe Stadt, um seine Schuld zu vergessen. Er begegnet einem mitleidsvollen Passanten, der sich seiner annimmt. Nach einer Weile, bemerkt Eckbert, dass Hugo, wie sich der Fremde nennt, Walther immer optisch ähnlicher wird, was ihn mit Misstrauen erfüllt. Er stürzt erregt davon und findet sich bald in einer Landschaft wieder, die Berthe in ihrer Kindheitsgeschichte beschrieben hat. Schließlich kommt er zu der Hütte, in der die alte Frau lebt, die für Berthes Erzählung herhalten musste. Diese erklärt ihm, dass Hugo und Walther ein und dieselbe Person und außerdem Eckberts Bruder sein soll. Es kommt noch härter: Die Alte erzählt ihm, dass ihm aus seiner Kindheit bekannt sein müsste, dass Berthe eigentlich nicht seine Frau, sondern sein Bruder sei.
Eckbert packt es nicht, verliert den Verstand, stürzt zu Boden und stirbt. Der Vogel bestätigt: „Eckbert lay on the ground insane and dying“.
THE BIRDS TALE IS OVER, AND IT FLIES AWAY.
Anmerkung:
Wenn ein Vogel einem Hund eine Geschichte erzählt, ist diese phantastisch und voller Ungereimtheiten, sonst würde seine Aufmerksamkeit nachlassen.
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2012 musirony – Engelbert Hellen