Schöne Oper - gern gehört
Benjamin Britten [1913-1976]
Ein Sommernachtstraum
A Midsummer Night's Dream
Oper in drei Akten
Libretto nach William Shakespeare,
bearbeitet von Benjamin Britten und Peter Pears
Charaktere:
Oberon - König der Elfen (Countertenor)
Titania - Königin der Elfen, Gemahlin des Oberon (Sopran) Puck - ein Kobold (Sprechrolle)
Cobweb - Elfe
Peaseblossom - Elfe
Mustardseed - Elfe
Moth - Elfe
Feen und Elfen (Kinderchor und Sopranstimmen)
Theseus - König von Athen (Bass)
Hipolyta - Königin der Amazonen, Verlobte des Theseus (Sopran)
Lysander - Liebhaber der Hermia (Tenor)
Demetrius - verliebt in Hermia (Bariton)
Hermia - in Lysander verliebt (Sopran)
Helena - in Demetrius verliebt (Sopran)
Bottom (Zettel) - Der Weber (Bariton)
Snug (Schnock) - Der Schreiner (Bass)
Starvelling (Schnucker) - Der Schneider (Tenor)
Quince (Squenz) - Der Zimmermann (Bass)
Flute (Flaut) - Der Belgeflicker (Tenor)
Snout (Schnauz) - Der Spengler (Tenor)
Das Geschehen beginnt in einem imaginären Wäldchen bei Athen und spielt in der Geisterwelt, zu der auch Liebesleute und Handwerker Zutritt haben. Im Palast des Herrschers von Athen spielt das Finale
INHALTSABGABE
Erster Akt:
Puck verrät den Elfen und Feen, dass sich Titania und Oberon wieder einmal nach Herzenslust streiten. Der Zank des Herrscherpaares über das Geisterreich geht um das Sorgerecht für einen hübschen indischen Knaben. So heftig ist der Streit, dass selbst die Naturgesetze aus den Fugen geraten. Man trennt sich im Zorn und beide überlegen, wie sie dem Partner eins auswischen können. Oberon verhält sich besonders tückisch. Arglistig schickt er sein Faktotum Puck los, um im Wald nach einem mysteriösen Zuberkraut zu suchen, welches eine ganz besondere Eigenschaft besitzt: Den ausgequetschten Saft auf die Augenlider eines Schlafenden geträufelt, bringt diesen dazu, sich sofort in das nächste Lebewesen, welches der Schlaftrunkene erblickt, zu verlieben.
Das erste Opfer des ungeschickten Gnoms sind Hermia und Lysander, die aus Athen in den Wald geflohen sind, um der drückenden Hitze zu entgehen. Der wirkliche Grund ist aber ein ganz anderer: Der dominante Vater will dem Mädchen befehlen, den ungeliebten Demetrius zu heiraten, doch ewige Liebe hat sie dem Lysander geschworen. Demetrius ist den Flüchtenden gefolgt, um seine Angebetete wieder einzufangen. Sein Problem ist Helena, die ihm weinend nachgelaufen ist, um den Geliebten umzustimmen, doch dieser versichert ihr, dass sie für ihn erledigt ist. Aus seinem Versteck hat Oberon die wirre Situation der Liebenden beobachtet, und beschließt, Krummes wieder gerade zu biegen. Wo bleibt Puck bloss mit dem Zauberkraut? Endlich kommt der sehnsüchtig Erwartete. Das Pflanzenbündel wird brüderlich geteilt, so dass Gnom und Elfenkönig gleichermaßen mit dem Kraut Unfug treiben können. Theseus knöpft sich die Gemahlin vor, während Puck sich den Liebenspaaren zuwenden soll.
Das Wäldchen bevölkert sich! William Shakespeare hat es sich nicht nehmen lassen, dem Berufsstand des Handwerkers ein dauerhaftes Denkmal zu setzen. Vertreter unterschiedlicher Berufe erscheinen und wollen bei Flutlicht ein Theaterstück einstudieren. Zur Vermählungsfeier von König Theseus mit Hippolyta soll ein Stück über das unglückliche Liebespaar 'Pyramus und Thisbe' aufgeführt werden. Zimmermann Quince ist der 'Regisseur' und hat Mühe, die mit ihren Rollen nicht zufriedenen Kollegen ruhig zu stellen. Bottom, der Weber soll den Pyramus und Flute in Frauenkleidern mit seiner Fistelstimme die Thisbe mimen. Snug ist für die Rolle des hungrigen Löwen vorgesehen. Bottom hätte den Löwen auch gern gespielt und gibt eine Kostprobe tierischen Gebrülls ab. Quince redet ihm die Rolle aus; die endgültige Entscheidung wird vertagt.
Auf einer Lichtung wollen Hermia und Lysander sich zur Ruhe begeben. Seine unmittelbare Nähe, Seite an Seite, lässt Hermia nicht zu, weil sie noch ein Weilchen keusch bleiben möchte. Puck entdeckt den einsam schlafenden Lysander und hält ihn für geeignet, an ihm sein Mittelchen auszuprobieren. Die herabgesenkten Augenlider machen Bekanntschaft mit der Wunderpflanze, ohne dass der Athener das schleunige Verschwinden des Gnoms mitbekommt. Die anderen Liebespaare finden auch keine Ruhe. Demetrius wird noch immer von seiner unglücklichen Anbeterin Helena verfolgt. Inglücklicherweise stolpert sie über den schlafenden Lysander, der sofort erwacht und die Lider hochklappt. Die Wirkung des Zauberkrautes tritt ein und voller Begierde stürzt Lysander sich auf sein verblüfftes Opfer. Helena besitzt Anstand und erinnert den Besessenen an seine Freundin Hermina. Doch von dieser will er nichts mehr wissen und verfolgt sein Opfer dorthin in den Wald, wo er am Finstersten ist. Nun wacht Hermina aus einem Alptraum auf. Ihr ist kalt und sie sucht den Trost des Liebsten, kann ihn aber nirgends entdecken.
Nun will der Opernbesucher aber endlich wissen, ob Titania dem Geheimnis der Sommernacht auch zum Opfer fallen wird. Umgeben von ihren geflügelten Geistern hat die Fairy Queen sich zur Ruhe begeben. Oberon wartet, bis sie eingeschlafen ist, und unbehindert träufelt er ihr den Saft des Zauberkrautes auf die geschlossenen Lider.
Zweiter Akt:
Die Handwerker kehren zurück, um ihr Theaterstück zu proben. Nach anfänglichen Diskussionen wird entschieden, dass Snout die Mauer spielt, durch welche Pyramus und Thisbe voneinander getrennt sind, und duch deren Spalt sie sich verständigen. Falls es am Abend der Aufführung keinen Mond geben sollte, wird vorsichtshalber der Schneider Traveling mit der Rolle des "Mannes im Mond" beauftragt. Bottom, welcher den Pyramus verkörpert, wartet während der Probe hinter einem Gebüsch auf seinen nächsten Einsatz. Puck hat die verrückte Idee, den Weber in einen Esel zu verwandeln. Als dieser aus dem Busch heraustritt, geraten seine Kollegen in Furcht und flüchten.
Von einem Lied, welches Bottom anstimmt, wird Titania aus dem Schlaf geweckt. Unsichtbar für die Menschen, hat sie sich auf ihrem Lager lässig hingestreckt. Infolge Pucks Schabernack verliebt sie sich sofort in das tappsige graue Tier und zieht es zu sich aufs Bett. Ihre Dienerinnen weist sie an, ihm jeden erdenklichen Wunsch zu erfüllen. Nun erscheinen Oberon und Puck und der Letztgenannte weist lobheischend auf das Resultat, welches er in seiner Albernheit mit der Fairy Queen angerichtet hat.
Von Demetrius verfolgt, erscheint Hermia. Oberon rügt, dass sein Faktotum mit Lysander den falschen Mann mit dem Saft der Pflanze verhext hat. Demetrius unterbreitet der Verfolgten erneut seine innigen Gefühle. Dem Mädchen gelingt es jedoch, sich aus den Fängen des Unholds zu befreien und zu flüchten. Erschöpft bleibt Demetrius zurück, und beschließt, sich auszuruhen. Während er schläft, greift Oberon wieder zur Pflanze und betreufelt nun die Augen des Demetrius.
Lysander und Helena treten auf - der erwachende Demetrius verliebt sich prompt in die planlos Umherlaufende, Nun wird Helena von zwei Männern verfolgt, und sie argwöhnt, dass diese ihr einen Streich spielen wollen. Die männlichen Kontrahenten suchen einen geeigneten Platz, um sich zu duellieren.
Dem König der Elfen wächst die Sache über den Kopf und er beschließt, Ordnung zu schaffen. Puck soll den Schaden, den er angerichtet hat, wieder gutmachen. Dazu lockt er alle nacheinander an einen Ort, an dem sie erschöpft einschlafen. Die Elfen treten auf und singen ein ätherisch klingendes Schlummerlied, während Puck einher geht, um die Augendeckel der schlafenden Liebhaber zu beträufeln.
Dritter Akt:
Titania erwacht neben ihrem Schatz, den Esel Nottom. Nun nimmt Oberon, welcher den indischen Knaben an sich gebracht hat, den Zauber von Titanias Augen, worauf diese vor dem grauen Scheusal neben sich erschreckt. Oberon und Titania haben im Moment keine Zeit, sich erneut zu streiten. Sie versöhnen sich für den Moment und zu gemeinsam zum Palast des Theseus, um der Vermählungsfeier ihren Segen zu geben. Puck befreit Bottom aus seiner Tiergestalt.
Die Männer erwachen aus ihrem Schlaf und verlieben sich nun in die richtigen Frauen: Lysander liebt wieder Hermina, während Demetrius Helenas Zuneigung teilt. Alle vier ziehen nach Athen zum Hof des Theseus, weil sie zur Hochzeit dabei sein wollen.
Bottom erwacht, ohne sich an die Ereignisse der Nacht zu erinnern und seine Kollegen erscheinen, überglücklich, den Kameraden gesund und wieder normal vorzufinden.
SZENENWECHSEL
Hippolyta und Theseus lassen sich im Herzogspalast über die Flucht und über die versöhnlichen Rückkehr der Versmissten berichten. Danach bitten die beiden Pärchen um den Segen des Königspaares, der ihnen erteilt wird.
Fast hätten wir die Handwerkerzunft vergessen! Ihr Theaterstück bringen sie trotz einiger ärgerlicher Zwischenrufe zu einer erfolgreichen Aufführung, um sich dann nach einer unterhaltsamen Tanzeinlage wieder von der Gesellschaft zu verabschieden. Mit den Segenswünschen für eine zufriedenen Zukunft beenden Oberon und Titania den Sommernachtstraum.
Abschließend tritt Puck - wie im Elisabethanischen Drama üblich - vor das Publikum und bittet um reichlichen Applaus für das dargebotene Stück.
© September 2009 - Raphael Lübbers