Während die Orchesterpartitur der Nachwelt überliefert ist, fehlt vom Libretto des Balletts jede Spur. Ein Choreograph, welcher das walzerbetonte Werk in heutiger Zeit inszenieren möchte, hat daher völlig freie Hand, sich die historische Überlieferung nach Gutdünken zurechtzubiegen und den in der Partitur notierten Tempi anzupassen.
Sappho war jene Dichterin, die dem weiblichen Geschlecht der damaligen Gesellschaft in der Liebe einen bevorzugten Platz einräumte und die Männerwelt mit Missachtung strafte. Der kleine Amor begab sich auf den Weg nach Mitilene, um der schönen Poetin einen Strich durch sämtliche Rechnungen zu machen. Der Liebesgott richtete es ein, dass die Feministin sich in einen jungen Fährmann verliebte. Da Sappho aber nicht bekam, was sie wollte, stürzte sie sich von der Klippe ins Meer. Der Karikaturist Daumier hat diesen Ablauf anschaulich dargestellt.
Johann Nepomuk Hummel hatte gute Kontakte zur Familie Viganò. Es ist handschriftlich festgehalten, dass im ersten Akt für Madame Viganò ein Solo vorgesehen ist. Wenn man will, kann man daraus schließen, dass die Genannte die Sappho der Uraufführung war. Spärliche Andeutungen in der Partitur bekunden, dass sakrale Opferhandlungen stattfanden und die Liebesgeschichte sich in pastoraler Umgebung zutrug. Zum Schluss gibt es noch ein Allegro vivace 'la furia'. Wie bei 'Orpheus und Euridice' mischt die Unterwelt mutmaßlich mit.
Hummel ließ der Version für Orchester eine Klavierbearbeitung folgen, die im Jahre 1914 unter dem Titel „Répertoire de musique pour les dames“ ihren Niederschlag fand. Der Biogrphie des Komponisten ist zu entnehmen, dass der Wunderknabe zwei Jahre im Haus Wolfgang Amadeus Mozarts gelebt hat und hier erste Impulse empfing. Auf seinen ausgedehnten Reisen per Kutsche durch Europa legte er beträchtliche Entfernungen zurück.
Erwähnt sei noch, dass der berühmte Choreograph Salvatore Viganò Beethovens 'Prometheus' in Szene setzte.
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musirony 2009 – Engelbert Hellen