musirony - Noblissima Visione |
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Zauber des Balletts
'San Croce' Florenz
Paul Hindemith [1895-1963]
Noblissima Visione
Tanzlegende in fünf Szenen
Libretto von Léonide Massine
Uraufführung
am 21. Juli 1938 am Drury Lane Theatre in London
Choreographie: Léonide Massine
Ausstattung: Pawel Tschelitschew
Ballettgruppe: René Blums Ballets de Monte Carlo
Ausführende: Léonide Massine, Nini Theilade, Jeanette Lauret, Natalia Kelepowska, Frederick Franklin, Marcel Luipart, Simon Semenow
Charaktere:
Pietro Bernadone, ein Tuchhändler
Franziskus, sein Sohn
Drei Erscheinungen: Allegorie der Armut, der Keuschheit, des Gehorsams
Weitere: Soldaten, Wanderer, Bettler, Bauern, Junges Volk, ein Ritter, ein Wolf
HANDLUNG
ERSTES BILD:
Wie viele jungen Leute, möchte auch Franziskus das wohlhabende Elternhaus verlassen und in die weite Welt ziehen. Ein Ritter überredet ihn, sich ihm und seinen Soldaten anzuschließen. Unterwegs überfallen diese harmlose Wanderer und plündern sie aus. Franziskus fühlt sich abgestoßen und quittiert die Gefolgschaft.
ZWETES BILD:
Mit sich allein, sucht er das Zwiegespräch mit Gott und bittet um Erleuchtung, weil er nun nicht weiß, was er mit dem Rest seines jungen Lebens anfangen soll. So wie einst Paris drei Göttinnen erschienen, die von ihm wissen wollten, wer die Schönste sei und wer den goldenen Apfel bekommen soll, schickt der Himmel ihm in einer Traumvision drei weibliche Gestalten. Allerdings sind es keine huldvollen Göttinnen, auch keine Grazien, sondern einfach gekleidete Frauen, die sich mit ihm vermählen möchten, zwischen denen er sich nun zu entscheiden hat. Das Angebot ist nicht verlockend. Die drei stellen sich folgendermaßen vor. Gestatten: Frau Armut, Frau Keuschheit, Frau Gehorsam.
Keusch bleiben möchte der Jugendliche nur ein bisschen, gehorchen will er überhaupt nicht, vor allem nicht dem Vater, bleibt nur der Verzicht auf Reichtum.
DRITTES BILD:
Der Vater freut sich, als der Sohn wieder heimkehrt und veranstaltet ihm zu Ehren ein Fest. Schließlich soll der Spross einmal sein Geschäft erben und die Freundin, die er mitgebracht hat, ist ihm auch recht. Er kann sicher sein dass die bescheiden Auftretende das angehäufte Vermögen nicht für Luxusgüter ausgibt. Ganz geht seine Rechnung nicht auf, denn Franziskus möchte den Gewinnüberschuss getreu seinem Gelübde an die Armen verschenken. Hierüber gibt es Streit und der Vater haut ihm eine herunter. Trotzig wirft der Heranwachsende dem Alten seine vornehmen Kleider vor die Füße und verlässt das Haus.
VIERTES BILD:
Weitab von seinem Heimatort hält Franziskus Rast auf freiem Feld und schaut den Landwirten bei der Arbeit zu. Ein Wolf kommt gerannt und will sich zähnefletschend eine Mahlzeit holen. Franziskus spürt eine innere Kraft und hat das Bewusstsein mit dem wilden Tier Kontakt aufnehmen und einen inneren Dialog führen zu können. Der Wolf macht kehrt und bleibt hungrig, während die dankbaren Bauern den mutigen und bescheidenen Burschen zum Abendessen einladen.
FÜNFTES BILD:
Die Hochzeit von Francesco mit Madonna Povertá wird in aller Bescheidenheit, ohne Aufwand an Geselligkeit, nur mit Wasser und Brot gefeiert. Sie bildet das Finale des Balletts. Jugendliche haben oftmals seltsame Vorstellungen von ihrem Glück. Geistiger Reichtum sind wichtiger als materielle Güter - wo findet sich heute noch eine solche tugendhafte Einstellung?
Franz von Assissi
Anmerkungen:
Die Idee zu einem Tänzerischen Mysterienspiel stammt von Léonide Massine anlässlich eines Besuches der Kirche San Croce in Florenz. Sechs Bilder des gotischen Malers Giotto di Bondone (1266-1337) stellen Episoden aus dem Leben des Heiligen Franziskus von Assisi dar.
Paul Hindemith, der sich schön öfters mit religiösen Themen auseinandergesetzt hatte, konnte für das Projekt einer choreografischen Darstellung der Franziskuslegende sofort begeistert werden. Er schuf eine Musik, differenziert und melodisch, gemäßigten Stils, der mystischen Hochzeit mit Frau Armut angemessen. xx rei übersetzt könnte man den Titel Nobilissima Visione oder „Edelmütige Einsichten“ auch „Holde Einfalt“ nennen, würde dann aber den choreographischen Möglichkeiten und der sorgsamen musikalischen Ausarbeitung Hindemiths nicht gerecht.
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musirony 2006 - Engelbert Hellen
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