Die Schäferinnen und Schäfer erlauben sich mit Gott Amor einen kleinen Schabernack, locken ihn in eine Falle und sperren ihn in einen Käfig. Danach wird „Blinde Kuh“ gespielt.
Es geht natürlich nicht an, dass man den Liebesgott für längere Zeit wegsperrt. Es war auch alles nur scherzhaft gemeint. Schließlich lebt man im Zeitalter des Rokoko.
Gott Amor ist nachtragend! Wieder freigelassen, beschließt der Beleidigte, den ausgelassenen Hirtinnen einen Denkzettel zu verpassen. Er präsentiert ihnen einen hübschen fremden Knaben. Die Mädchen verlieben sich sofort in ihn und sind voller Erwartung. Doch aus den frivolen Spielchen wird nichts. Der hübsche Junge ist nämlich ein verkleidetes Mädchen. Damit das Ballettpublikum es auch glaubt, stellt der Gegenstand allgemeiner Beachtung plötzlich körperliche Attribute zur Schau,
die unverkennbar weiblich sind.
Daraus möge der Zuschauer lernen, dass man Amor nicht ungestraft verspotten darf. Er rächt sich immer!
Anmerkung:
Georges Noverre hatte schon einmal im Jahre 1767 ein Ballett gleichen Namens choreographiert, welches dem Komponisten Aspelmeyer zugeschrieben wurde. Für ihn war es eine Reprise, aber wer außer Wolfgang Amadeus Mozart noch am neuen Klagteppich gewoben hat, verliert sich im Nebel der Musikgeschichte.
Immerhin fand das Ballett große Beachtung und hatte 1781 einen respektablen Erfolg in London bis 1872 von Victor Wilder wiederentdeckt wurde.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen