Zauber des Balletts
Johann Strauß [1825-1899]
Le beau Danube
An der schönen blauen Donau
Ballett in einem Akt
Uraufführung (der Neubearbeitung) am 15.April 1933 in Monte Carlo
Choreographie: Léonide Massine
Bühnenbild: Vladimir Polunin
Kostüme: Graf Etienne de Beaumont
Ausführende: Alexandra Danilowa (Tänzerin) – Léonide Massine (Husar) – David Lichin (Dandy-König)
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Personen:
Die Tochter
Die Eltern des Mädchens
Der Husar
Die Tänzerin
Der Dandy-König
Die feine und nicht ganz so feine Wiener Gesellschaft
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Ort des Geschehens:
Der Wiener Prater zur Zeit von Johann Strauss
Der sonnige Himmel strahlt über die geschichtsträchtige österreichische Kaiserstadt und spiegelt sich in den Fluten der Donau. Der Spaziergänger gewinnt den Eindruck, dass der Farbton der Wellen noch eine Schattierung dunkler ist, als das Firmament. Es ist Johann Strauss, der sich zu dem Walzer ‚An der schönen blauen Donau’ inspiriert fühlt und später Millionen mit dem Erfolg begeistert. Den berühmten Tänzer und Choreographen des Diaghilews Ballets Russes, Léonide Massine hat das Stück beflügelt, eine kleine Handlung zu erfinden und eine Choreographie zu schreiben. Eine glänzende Idee - selbst wenn sie nicht abendfüllend ist. Das menschliche Gemüt ist auch mit einem Appetithappen zufrieden, wenn er von Johann Strauss Sohn kommt. Der Walzerkönig ist allerdings nicht Handlungsträger, es sind – wie könnte es anders sein – die Wiener selbst.
HANDLUNG
Elegant gekleidete Damen, die sich bei ihrem Kavalier eingehakt haben, Näherinnen und Putzmacherinnen, Gärtner, Maler, Musiker und jede Menge lustiges und verliebtes Volk schlendert über die Parkwege des Wiener Praters. Der ‚Dandy-König’ bringt sich zur Geltung und zieht mit seiner Variation aller Augen auf sich. Mit blitzendem Säbel und glitzernden Uniformknöpfen nähert sich ein Husar einem Mädchen der gehobenen Gesellschaft in Begleitung ihrer Eltern und schickt sich an, ihr den Hof zu machen. Ein junges Pärchen in Folkloretracht tanzt eine Mazurka. Bitte nicht vergessen, wir befinden uns in einem Vielvölkerstaat!
Doch plötzlich passiert es. Der Terz beginnt! Eine hübsche Freilicht-Tänzerin bricht ihren Auftritt abrupt ab, weil sie in dem Husaren ihren ehemaligen Liebhaber erkannt hat. Sie bereitet sich vor, ihm vor allen Leuten eine Szene zu machen. Nach außen gefasst, arbeitet es im Kopf des schmucken Husaren fieberhaft, wie er sich der Eifersuchtsszene entziehen kann. Die Eltern des Mädchens blicken befremdet und die Angehimmelte weiß nicht, wie sie reagieren soll. Der Husar gefällt ihr, es könnte sich etwas anbahnen und dann tritt diese fremde Person plappernd dazwischen. Doch der Bedrängte weiß sich zu helfen. Diszipliniert nimmt er die Tänzerin einfach in den Arm und tanzt mit ihr den Walzer
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An der schönen blauen Donau
Ergriffern von der hinreißenden Musik verlassen Agression und Empörung die Hintergangene, als ob die Wellen der Donau allen Verdruss hinweggespült hätten. Lammfromm geworden, verzeiht sie dem Husaren, dass er ihre Liebe verraten hat, Es ermutigt die junge Dame, auf ihren neuen Kavalier gut aufzupassen und wünscht der neuen Beziehung Glück und Bestand. Die Eltern des Mädchens grollen nicht länger und das junge Paar schaut einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen. Welche Macht liegt doch in der Musik. Warmherzige menschliche Regungen spült sie nach oben.
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Anmerkung:
Der Aufführung in Monte Carlo ging zuvor eine weniger aufwendige Version zu den Soirées de Paris im Frühjahr 1924 über die Bühne.
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© musirony 2007 – Engelbert Hellen