Aulis Sallinen (geb. 1935)
Ratsumies (Teil 2 und 3)
Der Reitersmann - The Horsemann - Ryttaren
Oper in drei Akten
op. 32
Libretto von Paavo Haaviko
Uraufführung in Savonlinna am 17. Juli 1975
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Zweiter Akt: PROZESS IN OLAFINLINNA
VORBEMERKUNG
Ein neues Szenario wird aufgeblättert, welches im Grunde keine Verwandtschaft zum ersten Akt aufweist und nur locker angehängt wird. Anna kommt vor und Antti auch aber in einer völlig anderen Konstellation.
Erstes Bild:
Im Gerichtssaal von Olafinlinna geht es hoch her. Der vorsitzende Richter erhebt schwere Vorwürfe gegen die Angeklagte, dass sie den Säugling, den sie geboren hat, getötet und im Wald versteckt hat. Seit dem Winter habe sie die Einsamkeit gesucht und abseits gelebt. Die Frau bestreitet, jemals ein Kind geboren zu haben. Ihre Augen sprechen gegen sie. Und gegen sie sprechen auch ihre Brüste. Diese würden sie anklagen und gegen sie zeugen.
Die Frau bezeichnet diese Beschuldigung als Lüge. Will sie, dass sie von Frauen vor dem Gericht von ihren Brüsten Milch entnehmen lasse?
Endlich bequemt sich die Frau, sich in die Sache einzulassen. Es war im letzten Sommer, als ein ihr unbekannter Mann den Weg entlang ritt. Der Richter unterbricht sie, er will wissen, wie dieser unbekannte Mann sich nannte. Mal nannte er sich Nachtvogel und ein anderes Mal Schwarzmund. Der dunkle unbekannte Mann habe sie verführt. Am Abend ist er gekommen, in der Nacht ist er geblieben und im Morgengrauen ist er gegangen
Nun stellt sich heraus, dass die Frau, die vernommen wird, Anna ist. Sie bekennt, dass sie auf diesen unbekannten Mann immer warten würde. Bisher hat sie auf ihren lebenden Mann gewartet. Jetzt wartet sie nicht länger, er starb auf der Straße.
Zweites Bild:
Mit dem Auftritt des Sattelgutsbesitzers, ein Berufsstand, der heute offenbar ausgestorben ist, geht die Verhandlung in die zweite Phase und wendet sich einer anderen Sache zu. Er sagt zu Anna, dass er ihrem
Mann sein Pferd gab mit der Option, dass er es zurück gibt. Der Mann ist ihm egal, aber das Pferd fand er hier.
Will der Sattelgutsbesitzer etwa sagen, das Pferd welches er auf den Hof geführt habe, gehöre ihm? Aber das ist meins, das ist meins, ich habe es von dem Reiter gekauft, der es geführt hat.
Der Sattelgutsbesitzer behauptet stur, dass sei sein Pferd, das er dem Reiter gegeben habe. Es hat einen weißen Fleck auf der Stirn. Auf der Stirn trägt es sein Wappen, eine Krähe. Sieben Pferde sind ihm in den Krieg gegangen, wiedergekommen ist keins, nur dieses eine. Das Wappenpferd mit der Krähe auf der Stirn ist seines. Das ist sein Pferd.
Der Richter nimmt eine drohende Haltung ein. Einmal darf er sagen, dass ihm sein Pferd gehört, aber er soll es kein zweites Mal sagen. Der Sattelgutsbesitzer lässt sich nicht einschüchtern: Es ist zurückgekommen und es ist sein Pferd. Der Richter setzt dagegen: Es war der Mann, der aus dem Russischen Krieg kam. Der Reiter nannte sich Antti.
Der Richter legt noch nach, was der Mann noch gesagt habe. Der Mann erwähnte, wenn nicht jemand das Pferd kaufe, der Heu hat, so stirbt es, bevor frisches Gras sich wieder dem Auge zeigt. Es wird unter die Erde gehen und an den Wurzeln der Bäume nagen, sagte der Mann und weinte.
Drittes Bild:
Die Strafprozessordnung, die in Finnland herrschte, ist schon merkwürdig. Gleichzeitig werden ein mutmaßlicher Kindesmord und ein Pferdediebstahl verhandlt. Nun folgt noch eine Feststellungsklage nach.
Es dreht sich um Anna, die zur Witwe erklärt werden möchte. Sie möchte darüber eine Urkunde haben. Ihr Mann sei gestorben und erscheine ihr nachts im Traum.
Woher soll der Richter wissen, dass ihr Mann nicht noch lebt? Schon morgen vielleicht kommt er und erklärt, dass er in Finnland war, geheiratet habe und es ihn nach Russland verschlagen habe.
Der grausame Richter soll ihr sagen was sie tun soll? Nach Russland kann sie nicht gehen und nach Finnland nicht kommen. „Nein, so leicht werden Witwen nicht gemacht. Komm nach Ablauf eines Jahres wieder, dann werden wir sehen. Ist der Mann ein ganzes Jahr weggeblieben, dann machen wir vielleicht eine Witwe aus Dir!“
Das ist zu lange für jemanden, der allein schläft. Ein Jahr und eine Nacht. Und wenn sie noch lange bittet, gibt er immer noch einen Tag dazu. Lass es jetzt genug sein.
Das ist grausam. Er kommt im Traum, der Mann, der gemacht ist aus Traum. Ihm ist kalt und er hat Sehnsucht. Er kommt nicht auf Bitten, er geht nicht auf Bitten. Sie kann nicht einen Mann fortschicken, der tot ist. Was soll ich mit einem Mann machen, der im Traum kommt?
Der Richter wendet sich an die Anwesenden im Saal, ob man nachts bei dieser Frau Geräusche hört, so als wenn jemand weinte, seufzte oder lärmte.
Alle treten ein für diese Frau. Sie ist nicht schlecht.
Beim Richter schindet die Bevölkerung mit dieser Aussage keinen Eindruck, denn es macht die Sache um so schlimmer. Wer trägt den Schaden, wenn ihr Mann beim nächsten Gericht Ersatz von ihm fordert? Das Volk meint, den Schaden soll der tragen, der den Schnee schmelzen lässt. Die Geldstrafe soll zahlen der, der den Schnee streut. Der Richter ist der Ansicht, dass er nichts zahlen wird. Er bürgt nicht. Er kann nicht verklagt werden. Er hat kein Zuhause.
Ein Zuhörer will der Frau zur Seite stehen und bringt den Einwand, solange der Mann nicht für tot erklärt ist, kann jeder Mann, der Lust hat, zu dieser Frau sagen: „Lasse mich zu Dir kommen und mit Dir schlafen, dann weißt Du, dass ich es bin, Dein Mann!“ Ein weiterer Zuhörer unterstützt ihn: So ist sie immer dem Betrug ausgesetzt, wenn nichts passiert. Mit welchem Recht soll sie sagen, Nein, gehe weg, du bist es nicht! Auch die Frauen kommen zu Wort: Es ist es nie. Es wird eine Schande sein, wenn Kinder kommen, die der Tote gemacht hat. Der Richter verneint!
Der Mann, der sich als erster zu Wort meldete, gibt zu Bedenken, dass der Richter auf diese Weise einen Zaun um die Frau herum aufrichtet. Er lässt diese Frau allein mit diesem Mann, ist das noch Gerechtigkeit? Der Richter will die Sache zu Ende bringen. Er entscheidet, dass die Frau ein Jahr und eine Nacht zu warten habe bis sie endgültig zu Witwe erklärt wird, und damit basta!
Viertes Bild:
Endlich meldet sich der Reitersmann zu Wort und verkündet pathetisch: „Wahrhaft, wahrhaft bezeuge ich: Auf meinen vielen Reisen traf ich den Ehemann dieser Frau. Wahrhaft er ist tot!“
Wer ist dieser alte Mann, der spricht ohne von ihm gefragt zu sein? Ein anderer gibt die Antwort. Er sei ein „Pferdeflüsterer“. Er beherrscht die Sprache dieser Tiere. Die Pferde hören ihm zu. Wenn er zu ihnen spricht. Ein weiterer Mann behauptet, dass er den Geist des Pferdes stehle und das Pferd folgt dann diesem Mann. Ein dritter Mann mischt sich in die Unterhaltung ein. Er hat versucht, das Pferd vom Hof zu nehmen. Lasst diesen Mann nicht in die Nähe eines Pferdes.
Der Richter fragt den Verdächtigten direkt, wer er sei. Ihm antwortet einer aus dem Publikum: “Er ist ein Räuber. Er kann sich in einen flackernden Strauch verwandeln. Er zieht den Mantel über seinen Kopf und wird zum Stein!“ Das Geflunker geht weiter: „Er schwimmt über Wasser. Er geht auf Bäumen von Baum zu Baum.“
Der Reiter erhebt Einspruch: „Wahrhaft, wahrhaft, sie sprechen von jemand anders. Ich weiß nicht, von wem. Man kann mich nur wegen des Alters anklagen. An diesem Urteil leide er schon lange. Elender als ich ist nur eine alte Frau, um die sich nicht einmal der Tod kümmert. In Wirklichkeit hat er sich nur auf alt hergerichtet, um nicht erkannt zu werden. Der Sattelgutsbesitzer glaubt an seinen Bewegungen zu erkennen, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben.
Der Verdächtigte beteuert, dass er nicht sein Alter verbergen will, aber sie sollen nicht von ihm verlangen, dass er aus seinem Leben erzähle. Er sei das Buch, in das sein Leben geschrieben ist. Er mag es nicht ein zweites Mal lesen. Die Frau sagt, dass es der Mann sei, der sich einsam vorkam und als Namen Nachtvogel sowie Schwarzmund nannte.
Dem Sattelgutsbesitzer dämmert es ebenfalls. Er sei der Reiter, dem er sein Pferd gab. Der Richter erklärt, dass er es ist, von dem er das Pferd gekauft habe. Das war in der Nähe von Vipuuri. Die Frau und der Sattelgutsbesitzer bleiben bei ihrer Behauptung, dass er sich Schwarzmund nannte und er sich als Reiter verdingte.
Das Volk verlangt ebenfalls von ihm zu wissen, wer er sei. Anna platzt heraus, es sei ihr Mann, der verschwunden ist. Er solle erzählen, was gewesen ist, fordert sie ihn auf.
Fünftes Bild:
Der Reitersmann hebt an zu berichten von der wahnsinnigen Nacht in Nowgorod, als die Glocken zu läuten begannen in der Osternacht, zu läuten, zu dröhnen zu bimmeln und zu hacken. Anna schöpft ebenfalls aus der Erinnerung: Und in dieser Nacht starben sie und ihr Haus verbrannte.
Wir waren gestorben. Man glaubte wir seien im Haus des Kaufmanns verbrannt. Wir flohen. Im Juni kamen wir nach Sortavala. Er war Landstreicher und so machte man mich zum Soldaten, bekennt er. Ich floh. Ich irrte im Land umher und wohnte bei meiner Frau. Er kam in der Nacht, der müde Mann und ging genau so müde fort, bevor es Morgen wurde, der diebische Mann.
Der Reitersmann befürchtete, dass man Verdacht schöpfen würde. Sie seien dort gewesen. Deshalb habe Anna die Witwenschaft beantragt, um Anttis Spuren zu verwischen, denn Tote verfolgt man nicht mehr.
SCHLUSSBEMERKUNG ZUM ZWEITEN TEIL
Der Prozess begann damit, dass Anna ihr Kind umgebracht und den Leichnam im Wald versteckt haben soll. Es fehlt das Manuskript, wie die Geschichte ausgegangen ist. War es das Kind vom verstorbenen Kaufmann?
Am Schluss des zweiten Teil verirrt der Richter sich in die Gefängnishöhle. Ihm werden von den Gefangenen die Schlüssel abgenommen und er wird gefesselt. Die Täter können entkommen.
Der Anfang ist lückenhaft und der Schluss ist zu bizarr. Sie entfallen in unserem Report
Dritter Teil: DER ANGRIFF“
Erstes Bild:
Auf einem Waldplatz unter Fichten steht die elende Hütte des Wilddiebs Matti Puikkanen. In ihr haben der Sattelgutsbesitzer, Anna sowie Antti neben Matti und noch einer Frau für die Nacht Unterschlupf in den Wäldern von Sääminki gefunden. Die starken Äste der Fichten starren griesgrämig in die Landschaft. Ein mächtiger Wald zwischen den zwei Räuberstaaten, Schweden und Russland. Hier wird kein Unrecht begangen, denn die Bewohner machen das Recht selbst.
Wenn vier schlafen, wacht einer. Sie sind drei Männer und zwei Frauen. Sie sind fünf Personen, zwei Paare schlafen und der Überzählige schiebt Wache. Die Frau fragt den Sattelgutsbesitzer wie sie verteilt werden. Ihr werdet nicht verteilt, ist die Antwort, sondern die Nacht regelt das. Die Frau weiß es besser, denn er verteilt sie und Anna auf die Nachtwachen. Man sollte es nicht glauben, dass sie sich als erste beklagt, dass sie die Nacht zu dicht bei Männer verbringt. Immer beobachten die Augen irgendeines Mannes sie.
Anna hat hat andere Nöte. Ihr ist es gleich. Sie wartet auf ihren Mann. Er kommt aus dem Wald. Er kommt, aber es ist nicht ihr Mann. Er will es nicht sein. Es ist irgend ein Jemand.
Matti möchte auch etwas sagen: „Frauen weinen. Sie weinen wie Steine. Das ist schlecht. Sie sollten wie Birken weinen, mit gelöstem Haar. An diesem Mann kann man sehen, was passiert, wenn der Mensch allein wohnt. Er isst ohne Salz und wird wahnsinnig, kritisiert ihn der Sattelgutsbesitzer. Matti sieht in der Gesellschaft lustige Tote, bestenfalls Geister oder Gespenster. Sie reden und plappern und wissen überhaupt nicht, was sie sind! So viel hat Matti noch nie gesagt.
Nein, Matti sagt nicht viel, gleich sagt er ein bisschen. Er sagt: "Guten Tag" oder "Auf Wiedersehen". Den Toten darf man nicht sagen: "geht fort" und den Lebenden nicht: "Was kommt. Ihr habt alles. Habt Salziges, habt Süßes, habt Haariges, habt Glattes. Habt Fleisch, Salz und Schlaf."
Der Sattelgutsbesitzer erinnert ihn daran, dass er dankbar sein sollte.
Matti tadelt: Sie sollen nicht „Guter Mann“ zu ihm sagen. Damit meint man einen Mann, der selber seine Frau einem anderen ausborgt. Wenn er auch wahnsinnig ist, ein solch guter Mann ist er nicht. Weshalb machte Gott diese Welt? Weshalb stehlen Könige? Deshalb? Weshalb sind Lebende und Tote vermischt? Sie sitzen vermischt, einige schlafen, andere essen.
Die Frau bittet den Geisteskranken, nicht so grässliche Sachen hervorzubringen.
Zweites Bild:
Der Reiter bemerkt, dass Leute mit Gepäck zu ihnen unterwegs sind. Der Sattelgutsbesitzer hat sie hergebeten, denn sie sollten ihnen helfen und würden gleichzeitig der Gefahr entgehen, zum Militär eingezogen zu werden. Es ist geweissagt worden, dass sich zwischen Russland und Schweden eine starke Macht ausbreiten wird, die nicht raubt.
Matti will wissen, wer die Macht bekommt. Der Sattelgutsbesitzer weiß es: Der, dem sie gehört, das Volk.
Wenn das Volk die Macht bekommt, wer also bekommt sie, hält Matti Rückfrage. „Was für eine dumme Frage! "Wo wird die Macht verwahrt", Matti will mehr wissen. Sie fühlt sich nicht wohl im Viehstall. Sie stirbt im Speicher. Matti wiederholt seine Frage: „Wenn das Volk die Macht bekommt, wer also bekommt sie?“ Nicht einmal ein Bär im Rausch ist so dumm und stellt solche Fragen, entgegnet der Sattelgutsbesitzer. „Wir werden sehen, wir werden sehen!“
Drittes Bild:
Der Reiter wird von Anna gefragt, auf was er warte. Anna versucht Antti dazu zu bewegen, mit ihr zu ziehen, aber dieser fühlt sich selbst als ein Teil des Krieges und der Flucht. Er vermag nicht, durch erneutes Fliehen sein Schicksal zu verändern. Aber sie will ihn und einen Teil von dem, was sie erworben haben. Wir haben die Hilfe und die Gunst der Bevölkerung erworben. Wie soll man das mitnehmen? Lass uns mitnehmen, was wir bekommen, aber lass und fortgehen von hier.
Wieder auf der Flucht? Wieder auf der Flucht? Fort? Sieh dort ist der Ast eines Baumes. Von dort sagst du: fort. Antti hat das, was in Nowgorod geschehen ist, zwischen ihr Anna und dem Kaufmann, noch nicht abgehakt.
Viertes Bild:
Der Sattelgutsbesitzer hat den ehrgeizigen Plan, mit Hilfe der eingetroffenen Männer das königliche Gut Liistonsaari zu erobern. Grüßt Euch, ihr Männer! Wir haben miteinander zu reden und die Frauen ihre Arbeit zu tun. Ich will eine Pirogge gebacken haben, eine Fischpastete, so groß, dass ein Mann innen drin Raum hat. Die Frauen bringen sie als Geschenk nach Liistonsaari zum Landpolizeikommissar. Matti ist in der Pastete drin. Am Abend öffnet er das Tor, steckt das Haus in Brand und wir kommen alle zum Fest.
Antti zweifelt an dem Gelingen des Vorhabens. Sie stecken uns da auf den Spieß und laden Wölfe als Gäste. Der Sattelgutsbesitzer weiß: Da ist alles, da ist Pulver, da ist Salz, da sind Felle und Geld. Wir müssen uns bewegen. Das Volk ist begeistert: Da ist alles! Pulver! Salz! Geld! Geld!
Machen wir uns diese große Fischpastete? Diese Matti-Pastete! Matti ist innen drin, ungeboren, ungesehen. Die Männer sind der Ansicht, dass sie keine Matti-Pastete brauchen. Sie brauchen Antti. Sie wollen Antti als Anführer. Der Sattelgutsbesitzer behauptet aber, dass er das Haus gut kenne, er sei oftmals da gewesen. Ihn wollen sie nicht haben. Als ihr Anführer komme nur Antti infrage, denn Antti war schon einmal im Krieg. Der Reitersmann sieht, dass es keinen Zweck hat, sich ihnen zu verweigern. Er sagt nur, dass es kein gutes Unternehmen ist.
Diese Aufgabe ist das Urteil, das ihn trifft. Es eilt. Antti hat keine Zeit zur Klage. Die Männer sollen nicht höheren Orts nach Gerechtigkeit suchen. Er nimmt an. Hurra! Antti will uns anführen. Wir müssen gehen. Antti war im Krieg, ging in den Krieg, kam aus dem Krieg. Antti soll kommandieren.
Fünftes Bild:
Der Reitersmann entwirft einen Plan: Sie sollen genau zuhören. Die Frauen gehen voran. Sie klopfen an das Tor des Gutshofs und klagen jämmerlich über die grausame Behandlung, die sie im Wald erlitten haben. Wir Männer nähern uns Liistonsaari unter dem Schutz eines Schleppnetzes. Im Netz sind Zweige, die uns tarnen. Wenn das Tor den Frauen geöffnet wird, schieben wir einen Baumstamm dazwischen.
Der Sattelgutsbesitzer fragt: „Ist das Dein Befehl, Herr?“
Der Reitersmann fragt erstaunt zurück, ob er deshalb ein Herr sei, weil er befiehlt, Sieht er etwa so aus? Nicht er hat die Verantwortung, sondern sie führen sich selbst. Anna ahnt wie die Situation sich entwickelt und vergewissert sich, ob er das alles will, was er plant. Sie soll nicht fragen. Irgend jemand will es. Und so geschieht es. So nehmen wir das königliche Gut Liistonsaari ein, und alles, was wir bekommen, wird sofort gleichmäßig verteilt. Und die Steuern werden dem Volk gezahlt, dem Waldstaat, der zwischen Russland und Schweden gegründet wird. Sein Gebiet wird sich bewegen, bewegen, bewegen.
Wenn Russland kommt, wandert es nach Schweden hin, wenn dann wieder Schweden kommt, wandert es nach Russland. Dieser Waldstaat wandert wie der Wald. Anna ist die Sache nicht klar. „Wie denn? Der Wald wandert? Welcher Wald?“ Der Reitersmann antwortet, dass es der Wald ist, der vom Netz gehoben wird und Richtung Liistonsaari wandert, dieser Wald, dieses Volk.
„Still, seht, das ist sie schon, die Feste Liistonsaari, davorn. Die Frauen klagen schon vor dem Tor.“ Man hört die Frauen jammern: „Seht uns an und seht, was aus uns geworden ist in den Händen der Brüder des Waldes. Seht, was von uns übrig geblieben ist. Lasst uns ein!“
Anna steht über den Dingen: „So wächst aus Worten Krieg, und der Krieg wird Wirklichkeit, Er frisst, Pferde, Getreide - Feuer verschlingt die Häuser.“
Um was geht es, will der Landpolizeikommissar wissen. Da sind Frauen aus dem Wald, die sich lächerlich machen. Sonst nichts? Die Sache wird überprüft. Es sind allein wandernde Frauen, mit dem Wind. Wie Bäume! Der Kommissar informiert sich. „Wandern Bäume? Bewegt sich der Wald?“ Der Wächter warnt: „Der Wald kommt näher. Sonst ist alles ruhig. Und bald ist Mitternacht!“
Das Tor wird geöffnet. Es ergeht die Aufforderung: Kommt, es gibt kein Tor, das das Volk hindern könnte, einzutreten. Die Reihe der Männer ist lang und man wartet, bis auch der letzte hindurchgekommen ist. Sie ahnen nicht, dass ihr Plan aufgedeckt wurde und 50 Männer der Ladogaflotte bereitstehen werden, sie einfach niederzuknallen.
Während sich der Wald nähert und die Bäume auf das Tor zuwandern, werden Waffen in den Schießscharten der Blockfeste sichtbar.
Dann beginnt die Schießerei. Das Netz fällt; es fällt der Baumstamm, der das Tor weit aufmachen sollte. Die Männer sterben, einer nach dem anderen - auch Antti.
Damit fällt auch der Waldstaat, der nach der Eroberung der Festung ausgerufen werden sollte.
Sechstes Bild:
Annas Betrachtungen gelten ihrem Reitersmann. Ihn weckt kein Traum, kein im Traum gesehenes Pferd, kein König erscheint ihm, keine Frau, die sich an ihn schmiegt. Keine Furcht beschäftigt seine Wahrnehmung. Er schläft nur, sagen die Frauen.
Die Schlussbemerkung des Landpolizeikommissars lautet, dass er noch etwa 200 von Ratten angefressene Kerzen im Speicher habe. Er berechnet sie dem König, für das was er hier sieht.
***
2014 musirony – Engelbert Hellen