Der Herr Graf ist tief verschuldet. Um diesem Missstand abzuhelfen, ist er bereit, die Tochter an einen älteren Freier zu verheiraten, den er bei einer Abendgesellschaft kennen gelernt hat. Seinen Standesdünkel vergessend, lobt er den zukünftigen Schwiegersohn über den Klee und erwartet von der Tochter, dass sie sich widerspruchslos seiner Anordnung fügt.
Linda zeigt sich jedoch widerborstig und die Gräfin versucht vergeblich, zu vermitteln. Als kleines Mädchen sei sie vor der gleichen Situation gestanden und habe vor dem Willen der Eltern resigniert. Die Mutter ersucht ihre Tochter genau so zu handeln. Linda liebt einen anderen und will ihm bis in den Tod treu bleiben. Die Trübsinnige sieht eine Lösung ihres Konfliktes nur noch in einem Suizid und nimmt Gift.
In diesem Moment schwingt sich Wolfgang über den Balkon. Linda kann es kaum glauben. Er drängt sie zur Flucht. Linda ist bereit und beide erleben wie Siegmund und Sieglinde entzückt die Frühlingsnacht. Sie erinnern sich an die ersten Stunden ihrer Liebe in einem Blumengarten, als er sie malte, eine Szene die sie in ihrem Herzen bewahrt hat. In der Kühle der Nacht wandern sie zu den fernen Berggipfeln. Das Liebesduett scheint nicht enden zu wollen, aber das Gift beginnt, Wirkung zu zeigen und Linda erzählt Wolfgang, was sie getan hat. Ohne Linda möchte er nicht weiterleben, erklärt sich solidarisch und beide sterben den Liebestod. Der Chor ist einverstanden und äußert sich positiv.
Anmerkung:
Die Oper „Frühlingsnacht“ weist Schjelderup als Wagner-Epigonen aus. Die Musik ist jedoch inspiriert und verweilt nicht in der bloßen Nachahmung des Bayreuther Meisters. Klangpracht, Orchesterbehandlung und Stimmführung lassen aufhorchen und versetzen den Zuhörer in die Klangwelt des Genies, ohne jedoch seiner Mythologie zu folgen. Das gedrängte Libretto des Einakters verhindert das Ausufern und konzentriert sich zwangsläufig auf die Essenz grandiosen musikalischen Ideenreichtums
Es ist das Unglück des Komponisten, sich in den Schatten eines Größeren gestellt zu haben, welches einer Verbreitung seiner Oper im Weg steht. Die Einspielung aus Norwegen im Jahre 1982 beweist, dass das Werk lebensfähig ist und über den Stellenwert eines historischen Vermerks hinausgeht.
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musirony 2006 - Engelbert Hellen