Dritter Akt:
Erste Szene:
Amüsant sind auch die Träume, die Christjern heimsuchen - allerdings nur für den Opernbesucher - er selbst nimmt sie als Albträume war. In voller Rüstung liegt er auf seinem Bett in seinem Zelt. Das schwache Licht einer Laterne beleuchtet die Szene. Halb wach liegt er in Alarmbereitschaft! Der Himmel soll ausnahmsweise helfen, weil er nicht analysieren kann, welche grauenvollen Martern in seiner Brust ringen und nicht von seiner Seite weichen wollen. Oft hat er gewaltige Schläge austeilen müssen, aber soll er etwa deshalb Reue empfinden? Labilität kann er sich nicht leisten, rationelles Denken ist gefordert! Kraft und Dauerhaftigkeit seien seine Stärke, dann ist der Himmel auch auf seiner Seite. Doch die andere Stimme, die Gegenteiliges verkündet, kann Christjern nicht zum Schweigen bringen. Es ist ihm, als ob eine gnadenlose Hand nach ihm greife, um seine schlimme Verwegenheit zu bestrafen. Er muss heute verhindern, dass sein Land fällt. Sein gehässiger Mut soll heute den letzten Tropfen freien schwedischen Blutes verschütten. Durch eine solche Tat bleibt sein Ruhm für die Nachwelt konserviert. Nicht geschmäht wird sein Name, denn die Ehre strahlt in hellem Glanz. Eitler Christjern!
Zweite Szene:
Norrby betritt Christjerns Zelt und erstattet Bericht. Er habe getan, um was er gebeten wurde. Christina wurde an die Leine gelegt und Gustafs Mutter befinde sich in Verwahrung auf einem dänischen Schiff. In Gustafs Seele konnte er lesen. Er sei sehr stolz, aber nicht undankbar. Von des Königs Nachsicht würde er bewegt sein, wenn er ihm heute seine Mutter zurückgäbe!
Ist Norrby verrückt? Sein kostbarstes Pfand soll er in Gustafs Hand zurückgeben? Sofort soll Norrby das Schiff zur Küste bringen lassen und Cecilia in Ketten platzieren. Bei dem geringsten Zeichen eines feindlichen Angriffs möge ihr Blut die Augen des Sohnes grüßen. Norrby widersetzt sich. Das sei keine Arbeit, die durch ihn zu verrichten sei. Er sei Soldat und kein Mörder. Zwar habe er gelernt, zu gehorchen, aber ohne Unehre. Freudig würde er für Christjern tausendfachen Tod riskieren, selbst sein Leben stehe unter seinem Kommando mit allem was dazu gehöre, aber der König möge bitte seine Ehre beachten! Mutige Worte, die aber ihre Wirkung verfehlen! Er wagt es, die Ausführung eines Befehls zu verweigern? Norrby bittet um Mitgefühl für die arme Mutter, doch Christjern wird beleidigend: Der Gauner soll sich hüten! Immerzu sieht er Falschheit und Treulosigkeit in seiner Seele. Behutsam weist Norrby den Unvorsichtigen darauf hin, dass er es sei, der seine Sicherheit schütze. Ach, will er etwa desertieren und den König in der Stunde, in welcher er seiner bedarf, allein lassen? Aber Christjern schwört ihm, dass sein Verrat zu keinem Resultat führen würde. Norrby weiß nicht, wohin seine blinde Wut ihn noch führen wird, schwört aber, dass er in königlicher Treue ihm in Leiden und Tod beistehen würde. Christjern lässt seinen besten Mann festnehmen. Die Wachsoldaten sollen gut auf ihn aufpassen und immer nach ihm schauen, denn sie seien für den Gefangenen verantwortlich.
Dunkelheit wölbt sich über die Szene. Als Christjern sein Zelt verlassen will, stehen dort zwei Jungen und blockieren seinen Weg. Urplötzlich sind sie aus dem Boden aufgetaucht. Sie tragen weiße Grabkleidung und halten sich an der Hand. Die Haare sind zerzaust und ihre Hälse tragen Wundmale.
Dritte Szene:
Christjern erkennt in dem Spuk die beiden Ribbing-Brüder. Von dem dunklen Aufenthaltsort des Todes seien sie aufgestiegen, behaupten sie, um Rache zu nehmen. Der grauenvolle Mann soll nicht auf Mitleid hoffen. Die Stunde der Strafe sei fixiert. Jugend, Arglosigkeit,Tränen und Ohnmacht, all das haben sie durchmachen müssen. Sie wussten nicht, woher seine Feindschaft kam. Nun soll er sich hüten, denn ihr schützender Gott sowie ein Vater erwarten Bezahlung für unschuldig vergossenes Blut. Der Barbar soll zittern und flüchten!
Der Schatten von Sten Sture lässt sich nicht lange bitten. Er trägt Waffen und einen Purpurmantel über seiner Grabkleidung - sein Kopf ist entblößt und seine Seite blutig. Der Spuk meldet sich zu Wort: Christjerns Tyrannei fand immer einen grauenvollen Weg, um sein Wild bis zum Grab zu verfolgen! In Sten Sture soll er den Geist eines Edelmannes begreifen, dessen kalte Asche er begehrte, um sie zu entweihen. „Skuggor av de svenska adelsmännen som mördats på Christjerns befallning vid Stockholms blodbad – Die Schatten schwedischer Edelleute wurden auf Chrstjerns Befehl im Blutbad von Stockholm ersäuft“ Nun stehen sie aus ihren Gräbern auf, um Klage zu führen und Rache anzudrohen.
Nicht länger wird er in Straflosigkeit unter Missachtung der Macht des Himmels wüten. Er war der Terror der Erde, nun sind seinen Verstößen ein Ende gesetzt. Vergeblich wird er sich gegen seinen vollständigen Ruin abmühen, den der Gott der Rache dem Tyrannen reserviert hat. Noch heute wird Gustafs Hand ihn vom Thron verdrängen, den er besudelt hat. Zittern und fliehen soll er! Der Schatten von Joachim Brahe wirft dem Barbaren vor, dass er zwar sein Leben beenden aber seinen Hass nicht ersticken konnte, denn noch im Tode lebe dieser weiter. Eric Wasa ist nun an der Reihe und signalisiert, dass sein Geist ihn in der kommenden Schlacht beobachten und er über seinen Sohn seine schützende Hand halten werde.
Christjern befindet sich in äußerster Aufregung: „Ack grymma härt! Håll opp! Håll opp att mig förfölja – O grimmige Gäste! Haltet ein! Haltet ein! Beendet meine Verfolgung!“ In welche Kluft kann er sich stürzen? Welcher Schacht kann ihn verstecken? Der Tyrann verschloss sein Herz gegen seiner Opfer Angstgeschrei. Nun soll er Flüche und die Stimme des Todes hören, die aus seinem eigenen Herzen sprechen. Er wird sehen, wie die Geister der Verstorbenen in der Schlacht zugegen sein werden, um ihren Söhnen Protektion zu geben. „Fly och bäva!“ ist wie immer ihr letztes Wort.
Jede Geisterstunde geht einmal zu Ende. Alle Geister versinken im Grund, stattdessen erscheint eine Abordnung seiner Soldaten. „Skynda, skynda, fienden är här!“ Der Feind sei da, Christjern solle seine Waffen nehmen und sich beeilen.
Vierte Szene:
Ein Offizier präzisiert seine Beobachtung. Der König soll wissen, dass der freche Gustaf eine furchtbare Attacke gestartet hat. Es gibt nur noch einen Fluchtweg zur Stadtbrücke. Christjern wird noch von seiner Vision geschüttelt: Die Schatten, Schreckgespenster und Geister sollen Mitleid mit ihm haben. Der Offizier ist irritiert, lässt sich aber die Träume erzählen. Der Verblüffte argwöhnt, dass möglicherweise noch weitere Tote aus ihren Gräbern kommen und lässt den König mit seinen Schreckensvisionen allein.
Fünfte Szene:
In ähnlicher Eile erreicht ihn ein weiterer Offizier mit neuer Botschaft. Der König soll fliehen, damit er von Gustaf nicht gefangen genommen werde. Tempo sei erforderlich, bevor es zu spät ist. Das Lager ist zerstreut, und die Männer drängen zurück.
Norrby wurde durch seine eigenen Leute befreit und von seinen Ketten gelöst. Der Großadmiral erfreut sich der Loyalität seiner Männer, die zu ihm halten, und hat sich zu seiner Flotte begeben. Seine Kraft, sein Ärger, alles habe sich gegen den König gerichtet und bedrohe ihn. Zusätzlich stehe über allem Gustafs Macht. Christjern hat seine Lage noch nicht ganz erfasst. Er werde Norrby seinen Frevel vergeben, wenn er die Axt gegen die Person schwingt, die er als Opfer gewählt hat. Er soll sich beeilen und zum Schiff rennen, um Norrby den Befehl auszurichten, Gustafs Mutter zu massakrieren. Ein anderer soll zum Schloss eilen und veranlassen, dass Christina unverzüglich geköpft wird. Von Schwedens höchster Turmspitze soll ihr Kopf geworfen werden. Beim Anblick des zerschellten Körpers wird Gustaf schwanken, die Schlacht fortzusetzen. Wenn es ihm selbst nicht vergönnt ist, den Rebellen mit seinem Schwert zu töten, soll er seinen Sieg zumindest teuer erkaufen müssen.
Sechste und siebte Szene:
Die Dänen haben das Schlachtfeld geräumt. Flotte Sprüche kommen aus den Mündern der schwedischen Soldaten. Sie müssen Stockholm nun nicht mehr als herrliches Panorama aus der Ferne betrachten, denn man befindet sich bereits in großer Zahl innerhalb der von Türmen flankierten Festungsmauern in unmittelbarer Nähe der Raddarholmskirche. Die Kirchenglocken bimmeln. Die Freunde sollen nun zum Endspurt ansetzen - verlockend winkt der Sieg, denn Christians Männer haben das Schlachtfeld nahezu geräumt. Alle folgen Gustaf, der durch die Bresche in der Mauer den Weg seiner Ahnen betreten hat. Die Standarte hält er hoch und mit dem Schild bedeckt er sein edles Haupt. Der dänische Nachbar wird nun endgültig beiseite geräumt - Rache und Tod folgt den Fußstapfen der tapferen Schweden. Die Soldateska ist nicht mehr zu halten und mäht alles nieder, was sich ihr in den Weg stellt. O schreckliches Schicksal!
Vergeblich versucht Christjern die flüchtenden Dänen aufzuhalten, welche versuchen, in kleinen Booten zu den großen Schiffen zu rudern. Wohin wollen sie eilen? Sie sollen es Christjern, der mit seiner Leibwache den Flüchtlingsstrom anzuhalten versucht, doch erzählen! Wollen die lieben Untertanen etwa den König im Stich lassen? Christjern fleht vergeblich. „Lang lebe Gustaf“, tönt es aus der Ferne. Auf der Festung ist die dänische Wache bereits gegen die schwedische ausgetauscht worden. Auf dem Balkon oberhalb der Zugbrücke lauert Christina auf den zurückkehrenden Christjern.
Achte Szene:
Es kommt zum Dialog – Christina ist in Rage und hält ihr Haupt senkrecht. Der Tyrann sol verschwinden, seine Sache sei hoffnungslos! Dieses Fort, welches er gedachte zu verteidigen, gehöre nicht länger ihm. Gerechtigkeit wird ihm widerfahren für ein Leben von Missachtung, Verzweiflung und Elend, welches er dem schwedischen Adel geboten habe. Ein abscheulicher Tod wird ihm beschieden sein! Sie verschwindet im Innern der Burg, um sich von ihrer Anstrengung zu erholen. Chrstjern, zunächst betroffen, braucht ein Weilchen, bis ihm ein Licht aufgeht. Das Siegesgeschrei der Schweden irritiert ihn mächtig. Lang lebe die Freiheit und ihr Land.
Der Dänenkönig ist zutiefst verzweifelt und beklagt sich bei der göttlichen Vorsehung. Sein Rückzug bleibt ohne Hoffnung auf Rache - zum Schrecken gesellt sich die Schande. In frenetischem Tempo eilt er zum Hafen, um das letzte abfahrende Schiff noch zu erreichen. Der Plan misslingt. Er legt die Waffen nieder, als die Gewinner der Schlacht sich ihm nähern.
Neunte und zehnte Szene:
Der Sieg war ehrenvoll. In leutseliger Stimmung will Gustaf ihn mit allgemeiner Milde besiegeln und befiehlt, mit dem Töten aufzuhören. Die Waffen sollen ruhen! Gustaf nimmt seinen Helm ab und gibt sein Schwert einem Adjutanten. Eine kleine Ansprache ist fällig: Man hat gewonnen und Gott sei gelobt! Er nahm das blutige Zepter aus der Hand des Tyrannen und Schweden wird nicht länger das eiserne Joch tragen, welches das Land niederstreckte. Der Tag sei gesegnet – Licht und Freude blendet ihn.
Doch mit Schrecken gedenkt Gustaf seiner lieben Mutter, die möglicherweise noch im letzten Moment der Rachsucht ihres Mörders zum Opfer fiel. Der Schmerz wütet in seinen Eingeweiden! Mit ihrem Blut ahndete der Tyrann seinen Niedergang. Doch das Schicksal meint es gut mit Gustaf. Die dänische Flotte ist am Horizont verschwunden und hat einen Mann und eine Frau am Strand zurückgelassen - es ist die Mutter in Begleitung eines Dänen. Das Wiedersehen gestaltet sich überschwänglich – der Librettist bringt das Opernpublikum zum Schluchzen. Der edle Norrby, der seine Sorge sah und seinen Mut bewunderte, hat sie aus den Händen des Henkers gerettet. Wie kann Gustaf Norrby und dem Himmel seine Dankbarkeit zeigen?
Letzte Szene:
Der Witwe Stures kommt es zu, dem Sieger die Krone Schwedens auf das stolze Haupt zu setzen. Auf ihren Schultern tragen die Getreuen den Kandidaten in den Thronsaal. „Kom, Gustaf, kom! Den lön är färdig!“ So lockt Christina den strahlenden Gustaf herbei, denn er sei Schwedens bester Mann. Kein anderer als er verdiene die Krone, wiederholt der Opernchor, denn er habe das Volk vom Joch der Tyrannei befreit. Lange lebe der König! Eine kleine Siegesfeier wird improvisiert und dazu gehört nun einmal – Ballett.
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Oktober 2009 musirony – Engelbert Hellen