Schöne Oper - selten gehört
Mars
Karl-Birger Blomdahl [1916-1968]
Aniara
En revy om människan i tid och rum -
Eine Revue von Menschen in Zeit und Raum
Space-Opera in zwei Akten und sieben Bildern
schwedisch gesungen
Libretto von Erik Lindegren
nach Harry Martinson's Versepos (Nobelpreisträger)
Uraufführung am 31. Mai 1959 an der Königlichen Oper in Stockholm unter Sixten Ehrling,
Deutsche Erstaufführung 1960 an der Hamburgischen Staatsoper
Dauer etwa 100min.
Charaktere:
Die blinde Dichterin – Sopran
Daisi Doody, 'La Garçonne' – Sopran
Mimaroben – Bass/Bariton
Chefone – Bariton
Cheftechniker 1, 2 und 3
Ein Spitzenakteur – Tenor
Eine Tänzerin
Künstler, Personal und Emigranten
Tonträger
LABEL – Caprice 1985 / Vinyl
Schwedisches Radio Symphonieorchester
unter Leitung von Stig Westenberg
HANDLUNG
Erster Akt:
Schlimme Naturkatastrophen und verheerende Kriege zwingen den Menschen, sich nach neuem Wohnraum umzusehen, der außerhalb des bisherigen Horizonts liegt. Zu diesem Zweck haben Techniker das Raumschiff „Aniara“ konstruiert, welches eine privilegierte Elite etappenweise zum Mars bringen soll. Der Seelsorger Mimaroben hat schon mehrere Reisen dorthin begleitet, die mehr oder weniger unfallfrei verliefen, und bisher hat er so verhindert, dass die menschliche Rasse ausstirbt.
Während das Vehikel, ein Wunderwerk der Technik, durch den Weltraum fliegt, wird an Bord das Mitsommernachtsfest gefeiert. Für Zerstreuung sorgen der Unterhaltungskünstler Sandon und die Entertainerin Daisi Doody mit ihren Tänzerinnen. Alle sind guter Dinge und ahnen nicht, dass das Raumschiff einem Asteroiden ausweichen musste und in einen Hagel von Sternschnuppen geraten ist. Mit ungebremster Geschwindigkeit rast es unbeschädigt durch das Sonnensystem, einem unbekannten Ziel entgegen. Der Chefone beruhigt die Emigranten, dass man hilfsweise nun auf das Sternbild der „Leier“ Kurs genommen habe, die Ankunft am Ziel sich allerdings um ein paar Jährchen verzögern würde.
Mima ist ein technisches Wunderwerk, welchem Kultstatus eingeräumt wird. Mima ist eine Maschine, die das Gedächtnis der Menschheit speichert. Dazu fängt sie Informationen aus dem Weltraum über die Erde ein, so dass die Emigranten über alle Neuigkeiten in Form von Gedankenfragmenten auf dem Laufenden gehalten werden. Ein greller Lichtschein signalisiert auf einmal die Explosion der Erde, die von einem Stummen und einem Blinden besonders intensiv wahrgenommen werden.
Zweiter Akt:
Das war auch die letzte Neuigkeit von Mima, denn Mima hat ihren Geist aufgegeben. In Panik geraten, nehmen die Menschen angsterfüllt zur Kenntnis, dass es kein Zurück zur Erde mehr gibt. Hektisch versuchen sie, sich zu beruhigen und abzulenken, so gut es geht. Die Bordkapelle ist unentwegt im Einsatz und die Tänzerinnen geben ihr Bestes. Die blinde Poetin versucht es mit Philosophie, der Bordpfarrer mir Religion und die Techniker mit Logik, die Anwesenden nicht verzweifeln zu lassen. Auch verringern sich die Nahrungsmittel und das Klopapier geht langsam zur Neige. Seit Jahren ist man nun schon unterwegs, aber einmal hat jeder Spaß ein Ende. Der Chefone ist gestorben und weinend betet man vor seiner Urne. Die Klimaanlage funktioniert noch, aber das Ziel ist noch lange nicht erreicht. Nach menschlichem Ermessen rast das Raumschiff mit hoher Geschwindigkeit vorwärts, aber für kosmische Begriffe kommt es einem Stillstand gleich.
Plötzlich glauben die Menschen ein Licht am Himmel zu sehen, und sie schöpfen wieder Hoffnung. In Wirklichkeit ist das Raumschiff undicht geworden und alles erstarrt in der hereinstürzenden gleißenden Masse, die für Gottes Geist gehalten wird.
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2012 musirony – Engelbert Hellen