musirony - Maria del Carmen
 

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Schöne Oper - selten gehört




Enrique Granados [1867-1916]

Maria del Carmen 


Oper in drei Akten 

Libretto von José Feliu i Codina

Uraufführung am 11. November 1898 am Teatro de Parish in Madrid

Darsteller:
Maria del Carmen - Dorfschöne
Javier - Sohn aus wohlhabender Familie
Pencho - Landwirt in ärmlichen Verhältnissen
Pepuso - ein älterer Dorfbewohner, traditionsbewusst und dominant
Conceptión - Maria del Carmens Mutter
Fuensanta - Maria del Carmens beste Freundin
Domingo - Vater von Javier 
Der Arzt, der Bürgermeister, der Pfarrer und weitere Dorfbewohner

Das Geschehen spielt in der spanischen Provinz Murcia um das Jahr 1880




HANDLUNG


Erster Akt:

ORCHESTERVORSPIEL


Die Dorfbewohner gehen zur Messe. Aus der Kirche erklingen Gesänge zum Lobpreis der Heiligen Jungfrau. Das Gespräch der jungen Männer auf dem Kirchplatz dreht sich um Pencho. Der betagte Don Pepuso tritt zur Gruppe und bezeichnet den Erwähnten als den einzigen tapferen Mann des Dorfes. Alle anderen verhielten sich wie Schafe ohne Hirten. Was ist geschehen und weshalb provoziert der Alte ohne triftigen Grund die jungen Leute?

Ausnahmsweise war es diesmal kein Streit aus Eifersucht um ein hübsches Mädchen. Infolge der anhaltenden Dürre herrscht in der von der Natur prinzipiell benachteiligten Provinz Murcia Wasserknappheit. Die Bauern müssen ihre Felder bewirtschaften und dazu ist das kostbare Nass unerlässlich. Die gerechte Verteilung führt immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten. Ein weiterer Grund für den tiefsitzenden Hass zwischen Javier, der einen wohlhabenden Vater hat und Pencho, der um das wirtschaftliche Überleben kämpfen muss, ist der gesellschaftliche Unterschied. Das allgemeine Unbehagen in Kombination mit der unerträglichen Hitze ließ den Minderbegüterten zur Schusswaffe greifen, um den Verursacher seines Ärgers übel zuzurichten. Bei Strafanzeige droht dem Schützen nun wegen schwerer Körperverletzung Gefängnis. Mit Geld kann er sich nicht auslösen, weil er keins hat. Um der Verfolgung durch die Justiz zu entgehen, ist der Verunsicherte vorläufig erst einmal nach Algerien geflüchtet.

Don Pepuso würde Pencho gern wieder im Dorf sehen und hat ihm einen Brief geschrieben. Maria del Carmen gilt eigentlich als die Geliebte von Pencho. Da dieser aber im Moment nicht zur Verfügung steht, pflegt die Humorvolle ersatzweise den verletzten Javier, der die Nähe von Maria del Carmen mit Wohlbehagen genießt. Die Dorfschöne hat sich allerdings von Javier ausbedungen, auf eine Verfolgung des flüchtigen Pencho zu verzichten, zumindest aber diese erst dann anzugehen, wenn Gras über die Geschichte gewachsen und sein Gesundheitszustand wieder stabil ist.

Maria del Carmen ist nicht nur schön, sondern auch fromm. Mit ihrer Freundin Fuensanta sammelt sie Geld, um für die gesundheitliche Wiederherstellung Javiers eine Messe lesen zu lassen. Don Pepuso hat an Pencho einen Narren gefressen und glaubt, dass Maria del Carmen den Javier begünstigt, weil dieser über Vermögen verfügt. Er spottet und empfiehlt, nicht für sein Wohlbefinden, sondern für sein Requiem zu sammeln. Im Moment sei der Pfarrer allerdings erkrankt, berichtet Don Fulgencio und will Hochwürden mit den Dorfbewohnern einen Besuch abstatten. Die Dörfler halten zu Maria und ihr gelingt es sogar, Pepuso von ihren edlen Absichten zu überzeugen, so dass sie ihn auf ihrer Seite weiß.

Der Vater sieht es gern, wenn die attraktive Maria del Carmen zu Besuch kommt und wünscht sie sich als Schwiegertochter. Er verlässt das Haus unter dem Vorwand, den Arzt zu konsultieren, um die beiden allein zu lassen. Javier erklärt der Angebeteten seine Zuneigung, doch Maria del Carmen ist über das Geständnis nicht entzückt. Der Zurückgewiesene fragt, weshalb sie überhaupt zu Besuch komme, wenn sie ihn nicht liebt. Sie kann ihn doch einfach sterben lassen. Doch Maria hat eine Mission zu erfüllen, sie möchte von ihm Verzeihung für Pencho erlangen. Oh, da kann sie aber lange warten! Der Vater kommt zurück. Domingo hat mit dem Arzt gesprochen und glaubt nun, dass nur Marias Liebe seinen Sohn erlösen kann. Er gibt Druck und zeigt Maria die Waffe, mit der Pencho Javier attackiert hat. Sie soll als Corpus delicti dem Richter vorgezeigt werden. Maria ist nicht geneigt, über sich bestimmen zu lassen.

Fuensanta bringt die Nachricht, dass Pencho wieder im Dorf sei. Vater Domingo hat es eilig und zeigt Härte - entweder es wird das Aufgebot bestellt oder der brutale Pencho geht hinter Gitter.

Zweiter Akt:

ORCHESTERVORSPIEL

Don Domingo hat die Vorstellung, dass die Festnahme von Pencho verhandelbar sei und spielt mit dem Bürgermeister Karten. Fuensanta, die zu früherer Zeit schon einmal mit Pencho liiert war, denkt, dass Maria es mit Javier ehrlich meint und freut sich, den früheren Verlobten von ihr als Geschenk zurückzuerhalten. Domingo und Marias Mutter Conceptión planen die Vorbereitungen zur Verlobung. Fuensanta signalisiert ihrer Freundin, dass ihr Hochzeitstag ein glücklicher sein wird. Die Zufriedenheit Marias ist jedoch nur vorgetäuscht, um vor den Dorfbewohnern das Gesicht zu wahren und den zukünftigen Schwiegervater nicht zu verstimmen. In Wirklichkeit sieht sie der Zukunft mit Javier besorgt entgegen. Vater Domingo hat den Verlobungsring für Maria bereits gekauft.

Nach einem Jahr der Abwesenheit sieht Pencho Maria wieder. Er ist verdrossen, dass Maria sich entschieden hat, den zukünftigen Lebensweg mit dem Rivalen zu gehen. Der Entschluss kommt ihm nicht geheuer vor und im Erklärungsnotstand erläutert sie ihm die Hintergründe ihrer Entscheidung. Sie offenbart den Pakt mit Domingo, der die Freiheit des Liebsten angeblich garantiere. Zur Umkehr sei es zu spät, doch die beiden gestehen sich ihre Liebe. Javier kommt hinzu und es kommt erneut zum Streit, der zu eskalieren droht. Wie gut, dass Pepuso dazu kommt und seinen Schützling einfach wegzerrt.

Der unglückliche Pencho entschließt sich für das kleinere Übel. Wenn er sich der Justiz einfach stellt, hat Domingo kein Druckmittel. Javier weiß, dass er Maria dann verlieren wird, dreht sich um 180 Grad und stellt das Geständnis des Gegners in Abrede. Dieser beherrscht jedoch die Verszeile des Liedes, die am Knauf seiner Schusswaffe eingraviert ist. Bevor es zur tatsächlichen Festnahme kommt, sieht Maria die Lösung in einer gemeinsamen Flucht. Dem stimmt der in seiner Ehre Getroffene nicht zu und will dem körperlich beeinträchtigten Rivalen erneut ans Leder.

Dritter Akt:

ORCHESTERVORSPIEL


Das Pferd ist für die gemeinsame Flucht gesattelt. Im Hintergrund hört man die Festklänge der Verlobungsfeier. Javier ist auf die Terrasse getreten, um nach Maria zu suchen. Vater Domingo verhindert den erneuten Aufprall der beiden Rivalen. Pencho will nicht sang- und klanglos verschwinden, sondern sucht erneut die verbale Auseinandersetzung. Pencho kann doch auch ohne Maria die Flucht ergreifen! Der Arzt kommt hinzu und verhält sich aus ethischer Sicht unmöglich. Er teilt den Anwesenden mit, dass Javier ohnehin bald sterben wird und eine Vermählung keinen Sinn gibt. Der verzweifelte Javier wünscht sich nun nichts anderes, als durch Penchos Hand zu sterben. Doch dessen Zorn hat sich in Anbetracht der unausweichlichen und beklagenswerten Situation verflüchtigt. Schweren Herzens bringt Javier das größte Opfer seines Lebens, welches nach Aussagen des klugen Doktors ohnehin bald enden wird. Der Todgeweihte gibt den Segen zu einer glücklichen Verbindung zwischen Pencho und Maria del Carmen. Mir seiner heroischen Tat hat er die Theaterbesucher zum Weinen gebracht. 

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Anmerkungen:

Enrique Granados y Campiña ist gebürtiger Katalane und in der katalanischen Gesellschaft verwurzelt. In seiner Heimat hat man es dem berühmten Sohn verübelt, dass er für seinen Opernerstling kein heroisches katalanisches Thema wählte, sondern seinen Blick auf die Provinz Murcia im Südosten Spaniens richtete. Deshalb war der Erstaufführung am Teatro Tivoli in Barcelona am 31. Mai 1899 auch kein überwältigender Erfolg beschieden. Man spricht sogar von Boykott. In Madrid, sechs Monate zuvor am Teatro de Parish, sah man lieber Zarzuelas, als Szenen aus dem Landleben einer östlichen Provinz. Granados hält sich mit Effekten sehr zurück. Er folgt der Sprachmelodie des anspruchsvollen Textes, dem man anmerkt, dass er ursprünglich für das Sprechtheater gedacht war. Es geht um Liebe, Rivalität, Überlebenskampf und Frömmigkeit – um Situationen, die das tägliche Leben jedem bringen kann.

***
musirony 2007 - Engelbert Hellen

 


  

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