musirony - Tiresias
 

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Zauber des Balletts





Constant Lambert [1905-1951]

Tiresias

Teiresias



Ballett in drei Akten

komponiert 1950/51

nach antiken Vorlagen

Uraufführung am 9. Juli 1951 in London

Dauer etwa 60 Minuten

Choreographie: Fredericl Ashton
Ausstattung: Isabel Lambert
Ausführende: Michael Somes (Tiresias männlich) und Margot Fonteyn (Tiresias weiblich)

Charaktere: 
Tiresias
Hera und Zeus
Priesterinnen
Stierspringerinnen
Freunde des Tiresias
Schäfer und Schäferinnen
Ein Fremder
Ein Grünschnabe
Zwei Schlangen


Die Handlung spielt in Kreta
vor über tausend 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung





INHALTSANGABE

Erster Akt: 

In einer Tempelschule in Knossos versuchen im Sportunterricht junge Mädchen die Hörner eines Bullen zu greifen und über den Balg des zornigen Tieres einen Purzelbaum zu schlagen. Neugierig kommt der junge Tiresias hinzu und prahlt von Heldenmut und seiner physischen Überlegenheit. Die Mädchen lachen ihn aus.

Um die Vorzüge seiner Person ins rechte Licht zu rücken, vollführt er einen Tanz athletischen Triumphes. Seine Freunde entwickeln ebenfalls Imponiergehabe, treten in den Tanz ein und gebärden sich als mutige Krieger, um bei den Mädchen Eindruck zu schinden. 

Ein Grünschnabel kommt mit einer Botschaft der Tempelpriesterinnen, die dem jungen Helden Teresias für seine Verdienste auf dem Felde der Ehre einen Prunkstab verleihen wollen. Misstrauisch nimmt der Umschmeichelte die Trophäe von den Priesterinnen entgegen. Die Gesellschaft verzieht sich, um Neid und Missgunst nicht öffentlich vorzuführen. 

Tücke oder Zufall? Zwei Schlangen winden sich in den Raum und beginnen mit ihrem Liebesspiel. Tiresias missfällt die Szene, er fühlt sich bedroht und schlägt mit seinem goldenen Stecken auf die Reptilien ein. Die weibliche Schlange trifft er tödlich. Es geschieht etwas Unfassbares. Teresias wird durch Zauberspuk in eine Frau verwandelt! 

Zweiter Akt: 

Das Mädchen hat sich in die Berge geflüchtet und muss sich emotional mit ihrer Geschlechtsumwandlung - abrupt und rätselhaft - auseinandersetzen. Sie ist umringt von Hirtinnen und Schäfern, fühlt sich aber von den letzteren emotional nicht angezogen. Ein fremder Besucher erscheint unerwartet und geht glühenden Blickes auf Tiresias zu. Es ist Liebe auf den ersten Blick, welche die Umgewandelte überfällt. Beide tanzen einen Pas de deux. Das Glück der beiden steckt die anderen an. Alle beginnen wild zu tanzen und freuen sich des Lebens und der Liebe. 

Plötzlich machen sich zwei Schlangen unliebsam bemerkbar, Das dionysische  Theater findet ein jähes Ende. Zum Glück taucht der Grünschnabel von einst unerwartet mit einem handlichen Stecken auf. Tiresias weiß, was seine Aufgabe ist, um die Herde seiner Freunde zu beschützen. Mutig nimmt sie den Knüppel in die Hand und schlägt diesmal die männliche Schlange tot. Konsequenterweise wird die Mutige wieder in einen Mann verwandelt und weiß nun nicht, was er mit seiner neuen Liebe anfangen soll. 

Dritter Akt: 

Der Ballettbesucher erhält nun Hintergrundinformation. Hera und Zeus hatten einmal mehr eine Meinungsverschiedenheit. Es ging um Liebe und Begattung. Wer genießt das Glück der körperlichen Vereinigung am meisten? Hera meint, dass die Frau die Bevorzugte ist, während Zeus die gegenteilige Ansicht vertritt. Tiresias wird zum Schiedsrichter bestellt, ein Amt, welches ihm peinlich ist. 

Damit er ein stichhaltiges Urteil abgeben kann, durfte er zeitweilig eine Frau sein, um festzustellen, wie diese empfindet. Er zögert mit seinem Urteil, kommt aber nicht umhin, seinen Mund aufzumachen. Taktisch unklug gibt er genau die Auskunft, die Hera missfällt. Die Erzürnte versteht keinen Spaß, fackelt nicht lange und nimmt dem Unglücklichen zur Strafe das Augenlicht. Zeus kann das Schicksal nicht abwenden, nur angenehmer gestalten, was immer er darunter auch verstehen mag. Damit der Geprüfte in Zukunft besser sieht, verleiht der Herr über Blitz und Donner dem Erblindeten die Gabe der Weissagung. 

Von den Priesterinnen beschwatzt, akzeptiert der unglückliche Teresias den doppelten Schicksalsschlag. Viele Unerquicklichkeiten werden seinen weiteren Lebensweg kreuzen. Er kann die Wahrheit zwar verschleiern, aber nicht verändern. Seine Sprüche formuliert er so, dass der Fragensteller hinterher genau so schlau ist wie vorher.

Anmerkungen 

Es war ein Schock für alle, als Constant Lambert ein paar Tage vor seinem 46. Geburtstag starb. Die genaue Todesursache konnte nicht festgestellt werden. Man tippt auf Überarbeitung in Verbindung mit übermäßigem Alkoholgenuss. Er hatte in den letzten Wochen ein unwahrscheinliches Tempo vorgelegt, um sein originellstes Werk - in Valmondois in Nordfrankreich begonnen -  für das Edinburgh-Festival fertig zu stellen. Die Kritiken waren nicht wohlgesonnen. Unzüchtige Schlagen auf der Bühne heizte einmal wieder die moralische Entrüstung an. Die negative Resonanz hat den sensiblen Komponisten und Freund Lord Berners seelisch arg mitgenommen, aber wohl nicht seinen Tod verursacht. Seine Frau Isabel, eine begabte Künstlerin, hatte den prächtigen Bühnenvorhang entworfen. Etliche Aufführungen konnte der Komponist noch in London selbst dirigieren. Sadler’s Wells Ballett, dessen Direktor er einst war, stand zur Verfügung. Margot Fonteyn und Michael Somes tanzten den Tiresias in seinen unterschiedlichen biologischen  Beschaffenheiten. Einige Jahre hatte es in England noch Erfolg, dann wurde es still um das Meisterwerk.

Szenenablauf:

PRELUDE 

Teresias’ Entry 
Teresias’ solo 

Act I 
Entry of the Warriors
Sword Dance 
Entrance of the Young Virgins and Dance of the Pristesses 
Snakes 
Tiresias gets angry, beats snakes, changes into a woman 

INTERLUDE I 

Act II 

The Female Teresias solo 
Dance of the Shephers and Shepherdesses
Pas de deux 
Bacchanale 
Return of the snakes 

INTERLUDE II 

Akt III 

Hera and Zeus 
The Old Tiresias 
The male Tiresias remembered 
The female Tiresias remembered 
Hera strikes Tiresias blind 
Tiresias receives the gift of prophety 
Tiresias accept his fate – Entry of Pristesses 
Final Apotheosis and Departure of the blind Teresias


***
musirony 2006 - Engelbert Hellen

 


 
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