Erster Akt:
Rauhe Winde wehen über das Land hoch im Norden. Der junge Harold ist der strahlende König von Thule. Doch in Ruhe herrschen lässt man ihn nicht. Während er auf der Jagd Seerobben und Eisbären erlegt, zettelt daheim der bösartiger Kafur Intrigen an. Zur Ausführung seiner Pläne will er sich des Piraten Holerut bedienen, dem er aus dem Kronschatz Gold gegeben hat.
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Zweiter Akt:
Aber Harold ist nicht ohne Schutz. Der Göttervater Wotan hat sein einziges Auge mit Wohlgefallen auf ihn gerichtet. Damit ihm nichts Ernsthaftes zustoßen kann, lässt er ihm durch seine Lieblingstochter Sieba ein wundertätiges Schwert überreichen. Wotan weiß, dass Harold - die Italiener nennen ihn liebevoll Aroldo – damit umzugehen weiß, denn beträchtlicher Ruhm eilt ihm auf Schritt und Tritt voraus.
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Dritter Akt:
Aber auch Wotan hat Feinde, die ihm die Herrschaft neiden und versuchen, ihn am Auerochsenfell zu kratzen. Da wäre der arglistige Surtur, der versucht ihn zu verderben. Surtur ist der Magie mächtig und hat sich auf Liebeszauber spezialisiert, ein Resort, welches in den Mittelmeerländern von der Göttin Venus verwaltet wird. Der Intrigant - der Unterwelt nahestehend - bewirkt nun, dass Harold und Sieba in Liebe zueinander entbrennen. In ihrer hohen Position und wegen ihrer wertvollen persönlichen Substanz - sie ist unsterblich, er nicht - darf Sieba solche Gefühle nicht hegen. Diese Entscheidung, dass Götter und Menschen sich nicht vermischen sollen, ist wohl durchdacht. In Einzelfällen ist es schon vorgekommen, dass sich bei der Nachkommenschaft Fabelwesen herausbildeten, deren Schicksal es ist, in der Isolation ohne Lebensqualität zu vegetieren.
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Vierter Akt:
Die Piraten kidnappen den ermatteten Harold direkt vom Schlachtfeld und bringen ihn auf ihr Schiff. Der Ballettbesucher fragt sich, weshalb das passieren konnte und wie wenig Nutzen ein Zauberschwert bringt.
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Fünfter Akt:
Sieba entgeht ihrer Strafe nicht. Luigi Manzotti hat sich bei Richard Wagner Rat eingeholt, welche Möglichkeiten es gibt, mit ungehorsamen Lieblingstöchtern zu verfahren. Die Walküre wird von Wotan – die Italiener sprechen den Namen des Göttervaters in der Mitte mit einem weichen Konsonanten - dazu verdammt, die Schrecken der Unterwelt kennen zu lernen. Keine besonders glückliche Entscheidung, denn hier führt Surtur das Regiment.
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Sechster Akt:
Am Ort des Schreckens ist Sieba nur kurze Zeit, denn mit ihrem Gejammer geht sie dem Aufseher und den übrigen Einsitzenden gründlich auf die Nerven. Sie darf wieder die Treppe herauf nach oben kommen. Allerdings die Unsterblichkeit muss sie an der Garderobe abgeben und ihren Job als Walküre ist sie los. Darüber ist Sieba gar nicht traurig, denn das Transportieren gefallener Helden nach Walhalla ist eigentlich keine geeignete Tätigkeit für Jungfrauen. Man denke nur an die unhygienischen Verhältnisse, die auf den Schlachtfeldern herrschen.
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Siebter Akt:
Auf dem Piratenschiff gibt es noch den jungen Sklaven Cadmos, den Sieba für ihre Zwecke einspannt, um ihren Harold aus der Gewalt der Seeräuber zu befreien. Was wäre ein Leben ohne Harold? Allerdings ist der Sklave nur für kleine Handreichungen zu gebrauchen. Papa Wodan hat seine Tochter doch noch lieb! Mit Unterstützung seines Bruders Aegir machen die beiden alten Herren ein bisschen Wind auf dem Wasser, so dass das Schiff mit Flagge, Mann und Maus auf den Meeresgrund sinkt. Harold, Sieba und Cadmos sind gute Schwimmer und können sich an Land retten. Das Volk jubelt dem König zu und schlägt ihm vor, Sieba zu heiraten und Cadmos als Kammerdiener in seine Dienste zu nehmen.
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Anmerkungen:
Mit dem Ballett Sieba begann die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Luigi Manzotti und seinem Komponisten Romualdo Marenco, die in Excelsior ihren monumentalen Höhepunkt erreicht.