Uraufführung
in Venedig zur Karnevalszeit 1624 im Hause des Grafen Girtalomo Mocenigo zu San Stae
Personen:
Tancredi, ein prominenter Kreuzfahrer
Clorinda, Streiterin aus dem feindlichen Lager
Torquato Tasso, Kommentierender Erzähler
HANDLUNG
Immer wieder kommt es zu Liebesbeziehungen zwischen prominenten Kreuzfahrern und schönen Frauen aus dem Morgenland. Allerdings sind diese problembehaftet und vom Schicksal mit Unheil bedacht. Die Verlockung ist jedoch größer als die christliche Tugend. Was dem Rinaldo seine Armida ist dem Tancredi seine Clorinda. Die Erstgenannte kann zaubern und die andere gibt sich kämpferisch und trägt Federbusch und Brustpanzer.
Wenn das Visier heruntergeklappt ist, kann Tancredi nicht wissen, dass es die Geliebte ist, die er zum Zweikampf vor den Toren Jerusalems herausgefordert hat. Maskuline Stärke siegt über weiblichen Vorwitz. Von der Waffe getroffen liegt Clorinda tödlich verwundet am Boden. Als Tancredi das Visier hochklappt und den Helm abhebt kommen die rotblonden Haare der Geliebten zum Vorschein und fließen in den Wüstensand. Worte der Liebe und Vergebung entströmen ihren Lippen. Ihr letztes Begehren ist die Heilige Taufe. Eine Quelle ist in der Nähe, so dass Tancredi seinen Helm mit Taufwasser füllen kann, um den letzten Wunsch der aus dem Lebenden Scheidenden zu erfüllen.
Anmerkungen:
Zur Musik Monteverdis wird getanzt, gesungen und berichtet. Der Dichter selbst ist in den Handlungsablauf eingeschaltet. Den Besuchern im Hause des Grafen hat die Aufführung so sehr gefallen, dass einige – so berichtet die Chronik – geweint haben.
***
musirony 2007 - Engelbert Hellen