Die Dorfbewohner einer kleinen italienischen Gemeinde treffen sich regelmäßig abends auf dem Gehöft von Don Lolló, um nach des Tages Arbeit fröhlich zusammenzusitzen und zu tanzen.
Heute ist ein großer Tag, denn zum Speichern von Vorräten hat Don Lollo in der Stadt ein großes Ölgefäß gekauft. Unter lebhaftem Gestikulieren und großer Aufregung wird die gigantische Vase nun herantransportiert und im überdachten Hof ein Standort ausgesucht. Mädchen tanzen voran und die Männer geben sich Mühe, den Behälter behutsam an seinen Platz zu rollen, damit er nicht noch einmal hinfällt und Schaden nimmt. Das ist nämlich passiert und man weiß noch nicht wie man es dem Eigentümer beibringen soll. Ein Stück Ton ist herausgebrochen und wenn Don Lollo dahinterkommt gibt es Schelte. Es nützt nichts, den Krug so zu stellen, dass das Loch zur Hauswand gähnt; der Schaden ist zu monumental, als dass man ihn auf Dauer verheimlichen könnte.
Und das Donnerwetter bleibt nicht aus. Die verbalen Niederschläge sind so stark, dass selbst Nela, die Tochter des Hauses, den tobenden Alten nicht beschwichtigen kann. Er besteht sogar darauf, dass die Schadensverursacher zur Haftpflicht herangezogen werden. Nach intensiver Beratung kommt man zu dem Resultat, dass es nur eine Möglichkeit gibt, den Schaden zu beheben oder klein zu halten. Der bucklige Kesselflicker des Dorfes, Onkel Dima – vielleicht kann er auch Scherben einsetzen und mit Gips so verkleistern, dass der Krug wie neu aussieht.
Der Geforderte ist hilfsbereit, kommt herbei und klettert in den Krug. Fachmännisch wird der Schaden behoben. Nun stellt sich das Problem, wie der tüchtige Handwerker aus dem Krug wieder herauskommen soll, denn mit seiner Deformierung passt er nicht mehr durch die Öffnung. Die Umstehenden sind belustigt. Don Lollo schimpft, was das Zeug hält. Er soll es nicht wagen, beim Heraussteigen das Gefäß zu zerstören, denn dann haftet der Unvorsichtige für den gesamten Schaden.
Doch Onkel Dima bleibt gelassen und sieht sich nicht genötigt, das Problem zu lösen. Er hat es nicht eilig und notfalls kann er in dem Krug auch überwintern, wenn man ihm regelmäßig zu essen zuschiebt. Er duckt sich zusammen, zieht sein Pfeifchen aus der Tasche, um vor dem Schlafengehen noch ein bisschen zu qualmen. An Spott lässt man es nicht fehlen, die Nacht bricht herein und Onkel Dima macht es sich in dem Krug gemütlich. Aufreizend steigt der Rauch seiner Pfeife in den Himmel - im Mondschein deutlich zu erkennen.
Nela hat einen heimlichen Verehrer, der ihr ein Ständchen bringt. Der Schönen gefällt die Serenade, den Nachbarn ebenfalls und alle beginnen zu singen, Onkel Dima am lautesten. Man stößt auf seine baldige Befreiung an, ohne eine Vorstellung zu haben, wie das zu bewerkstelligen wäre. Wo gespielt und gesungen wird, da wird auch bald getanzt. Vom Wein erhitzt tanzt man mit grotesken Bewegungen eine Tarantella. Don Lolló ist erbost, weil der gewaltige Lärm in seinem Hof ihn aus dem Schlaf geweckt hat. Es kommt zur Rangelei, und der aufgebrachte Hausherr versucht, einem Randalierer einen Tritt zu versetzen. Dieser springt vorzeitig zur Seite und Don Lolló trifft seinen Ölkrug mit voller Wucht, dass er in tausend Scherben zerbricht.
Onkel Dima hatte Ähnliches vorausgesehen, ist aus seiner unfreiwilligen Gefangenschaft erlöst und wird beglückwünscht und gefeiert. Der arme Don Lolló hat niemanden, dem er sein Leid klagen und für den Schaden haftbar machen kann. Nela hat sich mit ihrem Verehrer in die Dunkelheit der Nacht zurückgezogen und kann dem rabiaten Vater kein Beileid spenden. Die Dorfbewohner möchten lieber tanzen und fröhlich sein, als um einen zerbrochnen Krug zu trauern.
Luigi Pirandello
Anmerkungen:
Die herrlichen Bühnenbilder von De Chiriro, dazu die spritzige Musik Casellas zur witzigen Vorlage von Pirandello, brachten dem Ballett brausenden Beifall bei der Premiere. Hin und wieder wird es auch im Ausland inszeniert.
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musirony 2006 - Engelbert Hellen