Pallas Athene hat ihr Musikinstrument versehentlich liegenlassen. Der kleine Faun Marsyas findet die Flöte und entdeckt, dass sich ihr Musik entlocken lässt. Fleißig beginnt der Talentierte zu üben und bringt es bald zur Meisterschaft. Darüber ist er so erfreut, dass er einen expressiven Tanz aufführt.
Apollo wird durch die Musik angelockt und verhält sich kritisch. Dem kleinen Satyr ist seine Kunstfertigkeit zu Kopf gestiegen und er fordert den Gott des Lichtes übermütig zum Wettstreit heraus. Verärgert, und ohne Sinn für Humor, nimmt dieser die Herausforderung an und bestellt seine Musen zu Schiedsrichtern. Zum Klang seiner Lyra tanzt der Erhabene in gemessenen Schritten und entlockt dem Instrument Musik, ohne die Seiten zu berühren, wobei er das Instrument herumwirbelt.
Der Kleine lässt sich bluffen und versucht mit seiner Flöte den gleichen Trick. Zwangsläufig muss er scheitern und bringt dies in seinem verzweiflungsvollen Tanz zum Ausdruck.
Den Musen und Apollo tut der Kleine Satyr leid, sind aber an den Urteilsspruch gebunden, der Apollo trotz mangelnder Fairness als den besseren Musiker bestätigt. Marsyas hat sein Leben verwirkt und wird von den skythischen Henkern bei lebendigem Leib gehäutet. Die Nymphen trauern und ihre Tränen vermischen sich mit Marsyas Blut.
Apollo drückt auf göttliche Art sein Bedauern aus und gewährt seinem unterlegenen Rivalen Unsterblichkeit. Er verwandelt ihn in einen Fluss, der nach dem Namen des unglücklichen Musikanten, „Marsia“, genannt werden soll.
Anmerkungen:
Der satirische Charakter des Ballettes ist unverkennbar. Der Unterlegene ist dem Mächtigen bedingungslos ausgeliefert. Zu Mussolinis Zeiten war daher eine Aufführung nicht denkbar.
Es existiert eine Suite, die etwa zwei Drittel des Balletts ausmacht. Unter der Bezeichnung: Frammenti Sinfonici dal Balletto „Marsia“ wurde sie am 12. März 1948 im Belgischen Rundfunk uraufgeführt.
„Marsia“ ist das einzige Ballett, welches Dallapiccola schuf. Die Musik gehört zum Wertvollsten, was der Komponist geschaffen hat. Sie ist ausdrucksvoll und orientiert sich an den Sinfonischen Dichtungen Respighis. xx
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musirony 2006 - Engelbert Hellen