Unter Kagaku versteht man die altehrwürdige höfische Musik Japans. Der Drache galt als heiliges Geschöpf und ähnlich wie in China waren seine Attribute positiv belegt. Festlicher Höhepunkt eines Kagaku ist der friedliche Tanz eines männlichen und eines weiblichen Drachens, der die Bezeichnung Nasori führt.
Was liegt nun näher, als sich auf alte Traditionen zu besinnen und diese Werte in die Festmusik zur zweitausendsechshundertsten Jahrfeier des japanischen Kaiserhauses einzubinden? Isotaro Sugata sympathisierte mit den Rhythmen Bartoks und Strawinskys. Er schuf eine Synthese, die den traditionellen japanischen Stil mit dem modernen westlichen vortrefflich verband. Japanisches Schlagzeug und solistisch dominierende Blechbläser der Europäer sind in den Klangteppich eingewoben. Das Resultat wirkt unkompliziert und gefällig und stellt keine Ansprüche an den der Avantgarde zugeneigten Hörer. Der Rhythmus beflügelt die Kreativität der Tänzer.
Das Ballett ist handlungsfrei. Was könnte man friedlich tanzenden Drachen auch inhaltlich unterlegen? Der Komponist hält sich keineswegs strikt an die Form des traditionellen Nasori. Er benutzt dessen Material und schafft ein Arrangement. Die Tanzmusik ist in drei Sätzen aufgebaut: JO – HA – KYU. Der erste Begriff bedeutet: Ouvertüre, der zweite Teil schildert den Aufbau des musikalischen Inhalts und der letzte meint das rasante Finale.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen