Seit früher Zeit leben die Frauen Daghistans rechtlos und unterwürfig und folgen resigniert den uralten Gesetzen der Berge. Die neue Zeit bricht an und eine Gruppe von jungen Mädchen wacht auf. Gorianka, stolz und freiheitsliebend, willensstark und resolut, setzt auf eine glänzende Zukunft. Heftig widersetzt sie sich der Tradition und den mächtigen Gesetzen der Berge Kaukasiens. Viele Jahre liegen zurück, als Goriankas Vater das Neugeborene, Osman, dem Sohn des Nachbarn, zur Frau versprochen wurde. Die Kinder wuchsen gemeinsam auf, und es war nun an der Zeit, Osman zu heiraten, so wie die Eltern es miteinander ausgemacht hatten. Aber Gorianka liebte ihn nicht und Tränen der Betrübnis tropften auf ihren Brautschleier, den sie dem Bräutigam vor die Füße wirft. Die Freiheitsliebende verlässt die Berge, geht in die Stadt und arbeitet in einem Etablissement.
Ein neuer Weg zu leben, steht ihr jedoch nicht offen. Ohne Kampf lassen sich alte Traditionen nicht beiseite räumen. Osman sucht Vergeltung. Er kommt in die Stadt, macht Gorianka ausfindig und versucht, sie zu überreden, zu ihm zurückzukehren. Sie weigert sich unerbittlich, denn sie hat für sich einen anderen Weg gewählt. Ein Dolch blitzt in der Hand des Bräutigams, der sich in seiner Ehre gekränkt fühlt, auf und beendet des Mädchens Traum vom süßen Leben.
Anmerkung:
Das Ballett Gorianka schildert ein typisches Frauenschicksal, welches sich in den orientalischen Ländern, in denen das Patriarchat das gesellschaftliche Leben dominiert, in vielfältigen Variationen täglich wiederholt. Fast immer bleibt die Frau, die ihr beklagenswertes Los verändern möchte, dabei auf der Strecke. In seiner Klangsprache folgt die Musik, sich auf Elemente der heimischen Folklore stützend, dem Vorbild des Armeniers Aram Kharchaturian. Folkloreinstrumente der Region werden in die Instrumentation einbezogen und sorgen für Rhythmus und Dissonanz.
Rasul Gamsatof (1923-2003) gilt als bedeutendster Dichter des awarischen Sprachraum und stößt mit seinem Gedichtband auf internationale Anerkennung
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musirony 2006 - Engelbert Hellen