Die heiße Mittagszeit geht zu Ende. Mit einem herzhaften Gähnen schütteln die Bewohner eines kleinen Dorfes im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten ihre Verschlafenheit ab, um sich den Verrichtungen des Alltags zu widmen. Der Geselle zieht die Jalousien hoch und öffnet das Geschäft. Die Töchter des Kaufmanns bieten ihre Waren an. Die Arbeit in Vaters Laden macht Spaß und die Mädchen tanzen einen Tango.
Plötzlich ertönt Marschmusik. Eine Zirkusband hält Einzug in das Dorf, gefolgt von den Schaustellern. Es gibt den Jongleur, den Clown, die Schlangentänzerin sowie den Affen mit seinem Trainer. Die Hauptattraktion im kleinen Wanderzirkus ist der Flötist mit unglaublichen Fähigkeiten, die den Ballettbesucher noch in Erstaunen versetzen werden.
Mit seinem Musikinstrument behext er nicht nur die Schlange und ihre Beschwörerin, sondern auch des Kaufmanns Töchterlein. Zur abendlichen Vorstellung hat er sie eingeladen, pünktlich zum Glockenschlag acht Uhr beginnt das Programm.
Die Zelte sind schnell aufgebaut und in Erwartung der Vorstellung zerstreuen sich die jungen Paare auf dem Platz. Liebe liegt in der Luft und selbst die prüde Witwe kann sich der Werbung des Kaufmanns nicht wiedersetzen. Vor zwei Jahren hat er sie um einen Kuss gebeten, den sie heute nun bewilligt. Der Schmatz ist so feurig, dass die Ausgehungerte davon bewusstlos wird. Der Flötist eilt herbei und ihm gelingt es, durch sein aufmunterndes Flötenspiel die Witwe, welche in den Armen ihres beschwipsten Freundes ausharrt, wieder zum Leben zu erwecken. Ein kleines Tänzchen, ein kleines Spielchen und die Beglückte steht wieder auf eigenen Füßen.
Die Turmuhr schlägt acht und der unglaubliche Flötist tanzt mit dem Töchterlein des Kaufmanns zum Abschied eine Siziliana. Der Bann ist gebrochen und die Planwagen verlassen unter lautem Jubel das Dorf. Wird der unglaubliche Flötenspieler wiederkommen?
Anmerkung:
Die Choreographie und Ausstattung des Balletts besorgte Hans Wiener und inszenierte mit eigener Tanzgruppe. Eine abwechslungsreiche Musik, die sich eng an die Story anlehnt, gibt den Tänzern die Möglichkeit, ihr Talent voll zu entfalten. Die melancholische Weise der Flöte kontrastiert gegen die lebhaften Rhythmen, die das Milieu eines Zirkus veranschaulichen. Die Tonsprache Pistons ist im positiven Sinn gefällig-konservativ und erklärt die Begeisterung, die das Ballett nach seiner Uraufführung hervorrufen konnte.
Die Suite enthält alle bedeutsamen Nummern des Balletts und dauert etwa 17 Minuten. Die Erstaufführung erfolgte am 22. November 1940 durch das Pittsburgh SO. unter Fritz Reiner
Auftritte:
01. Introduction – Siesta in the Market-Place (Mittagszeit auf dem Marktplatz)
02. Entrance of the Vendors (Auftritt und Tanz der Warenanbieter)
03. Entrance of the Costumers (Auftritt der Kunden)
04. Tango of the Merchant’s Daughters (Tango der vier Kaufmannstöchter)
05. Arrivel of the Circus (Ankunft der Zirkusleute)
06. Circus March (Zirkusmarsch)
07. The Flutist (Der Flötist)
08. Minuet (Menuett)
09. Spanish Waltz (Spanischer Walzer)
10. Eight o’clock Strikes (Die Turmuhr schlägt acht Uhr)
11. Siciliana (Siziliana), Tanz des Flötisten mit der Tochter des Kaufmanns
12. Polka - Finale
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musirony 2007 - Engelbert Hellen