Zauber des Balletts
Stefan Wolpe [1902-1972]
Der Mann aus Midian
The Man from Midian
Ballett in zwei Teilen
Libretto vom Komponisten
Uraufführung der Urfassung für zwei Klaviere
im Jahre 1942 am National-Theater New York
Dauer etwa 30 Minuten
Choreographie: Eugene Loring
Szenario: Winthrop Palmer
Personen:
Moses, Führer der Israeliten
Aaron, sein Bruder
Miriam, seine Schwester
Jocheved, seine Mutter
Joshua, Moses’ Nachfolger
Der Pharao
Die Tochter des Pharao
Ein Aufseher
Israeliten und Ägypter
Analyse des Handlungsablaufs:
Part 1
1. Ouvertüre
2. Serfdom lamentation
3. Mother conceives child
4. Pharaoh’s daughter bathes in the Nile, finds the baby
5. Procession
6. Pet of the court – Political intrigue
7. Moses among the workers
8. Moses buries the taskmaster in the sand
Part 2
9. Conversation with god
10. Moses meets Aaron; Command of Moses for the waters
11. March through the Red Sea
12. Restlessness
13. Aaron’s desperation
14. Joshua’s pleading
15. Bacchanal
16. Return of Moses; breaking of tablets; Moses falls on the arm of Joshua
17. Moses walks among the people, commands some to be killed
18. Gathering of people
INHALTSANGABE
Dem Besucher fällt es nicht schwer, in dem Ballett „Der Mann aus Midian“ die Moses-Geschichte des Alten Testaments wiederzuerkennen. Die minimale Ouvertüre charakterisiert den Führungsanspruch des Helden und setzt sich im Wehklagen über die Leibeigenschaft, die als Übel empfunden wird, der Kinder Israels fort. Die Mutter entledigt sich des Kindes und das Binsenkörbchen - welches Glück - treibt auf den Fluten des Nils direkt zum Badeplatz der Pharaonentochter. Diese hätschelt den Säugling, nennt ihn Moses und zieht ihn groß. Intrigen werden gesponnen und Moses muss erkennen, dass er kein ägyptischer Prinz ist. Er nimmt sich seines geknechteten Volkes an und wirft einen ägyptischen Aufseher in den Sand. Seine Flucht führt ihn ins Land der Midianiter.
Moses fühlt sich zu Höherem berufen und nimmt Kontakt zu seinem Bruder Aaron auf. Beide narren den Pharao und führen das Volk der Hebräer aus Ägypten. Die Passage durchs Rote Meer dauert bei Stefan Wolpe knapp vier Minuten. Der Marsch durch die Wüste bringt Probleme. Es ist zum Verzweifeln! Moses sucht die Meditation und klettert auf einen Berg. Hier empfängt er die Zehn Gebote. Er zerbricht die Tafeln, nachdem er bei seiner Rückkehr feststellt hat, dass in seiner Abwesenheit ein Bacchanal gefeiert wurde. Moses hält drakonisches Strafgericht und die Rechtgläubigen versammeln sich zum Finale.
Anmerkung:
Angeregt durch den Choreographen und Tänzer Eugene Loring komponierte Stefan Wolpe das Ballett im Januar und Februar 1942. Zur Aufführung gelangte es im April des gleichen Jahres zusammen mit „Billy the Kid“ von Aaron Copland am National-Theater von New York. Loring selbst tanzte beide Hauptrollen unter Mitwirkung seines Ensembles. An zwei Klavieren bewältigten Walter Hendl und Arthur Gold die teils atemberaubenden Tempi. Die anspruchsvolle Musik klingt eingängig und wohlgefällig. Die Mühe, damit etwas anzufangen, lastet auf den Darstellern, während der Hörer sich genießend zurücklehnen kann.
Die orchestrale Version stellte Wolpe erst 1951 fertig. Die Aufführung durch die New Yorker Philharmoniker leitete Dimitri Mitropoulos.
***
musirony 2008 - Engelbert Hellen