Die Idee, seinen allseits beliebten Klavierzyklus zu orchestrieren, kam Isaac Albéniz zu spät. Mit 49 Jahren war seine Lebensuhr abgelaufen.
Dem Komponistenkollegen Enrique Fernández Arbós ließ es keine Ruhe, und er machte sich daran, das Klavierwerk für Orchester zu bearbeiten. Er stellte fünf Nummern fertig. Eine Generation später erledigte Carlos Suriñach den Rest. Im heutigen Konzertbetrieb ist es üblich, die Arbeiten beider Komponisten zu verschmelzen und den einen mit fünf und den anderen mit sieben Musiknummern zu Gehör kommen zu lassen. Das ergibt folgende Aufteilung:
Buch I
Evocación (5,25) - Arbós
El Puerto (4,36) - Arbós
El Corpus en Sevilla (8,26) - Arbós
Buch II
Rodeña (7,22) - Suriñach
Almería (9,20) - Suriñach
Triana (5,01) - Arbós
Buch III
El Albaicin (8,15) - Arbós
El Polo (6,55) - Suriñach
Lavapiés (6,45) - Suriñach
Buch IV
Málaga (5,46) - Suriñach
Jérez (9,01) - Suriñach
Eritaña (4,54) - Suriñach
Einen Handlungsstrang hat das Ballett nicht. Unter Einbeziehung ihrer Folkloretänze – bevorzugt werden Jota und Fandango - werden einzelne attraktive Regionen Spaniens vorgestellt.
Maurice Ravel ließ durchblicken, ebenfalls Interesse zu haben, den Zyklus zu vertonen. Von Ida Rubinstein war er 1928 gebeten worden, eine Ballettversion von sechs Nummern, beginnend mit Rodeña, zu schaffen. Allerdings hatte Arbós mit seiner Arbeit bereits begonnen, war dann aber trotzdem bereit, dem prominenten Kollegen den Vortritt zu geben und auf die exklusiven Transkriptionsrechte zu verzichten. Ravel nahm es nicht an und wich auf die Komposition des Boleros aus.
Dem Ballettmeister von heute ist es im Prinzip überlassen aus dem Fundus zu schöpfen, um unter Einbeziehung der Kreativität seiner Tänzer eine Choreographie zu entwickeln und seine Nummernfolge selbst zusammenzustellen. Der spanische Tänzer Patrick de Bana hat in einer Video-Aufzeichnung den Solopart gestaltet.
Die Stücke, welche von Arbós vorliegen, sind auch als Konzert-Suite eingerichtet.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen