PORTRÄT:
Man ist immer wieder erstaunt, wie die Lebensläufe von Operettenkomponisten sich ähneln. Wenn der Vater Militärkapellmeister war, zog es den Sohn zur leichten Muse, nachdem er mit Kirchenmusik kein Glück hatte und er im Konzertsaal nicht heimisch werden konnte. Häufig wird noch Rechtswissenschaft studiert, bevor der Suchende sich dem Musikstudium zuwendet.
Korneuburg in Niederösterreich ist nicht der Ort, um eine Musikkarriere zu starten. Das Städtchen hat eine Akademie für Kirchenmusik, mit der Nico Dostal zunächst vorlieb nehmen musste. Die Komposition einer Messe, 1913 in Linz uraufgeführt, war das vorzeigbare Resultat.
Der erste Weltkrieg bremste seine Schaffenskraft erst einmal ab. Das nahe gelegene Wien schien für Nico Dostal keine große Verlockung zu sein, denn er ging zunächst als Theaterkapellmeister nach Innsbruck und nach St. Pölten. In Salzburg blieb er auch nicht lange. 1924 entschloss er sich, seine Zelte in Berlin aufzuschlagen. Viele Dinge machte er gleichzeitig. Der Musiker nahm Kontakt zu Franz Lehár, Oscar Straus und Robert Stolz auf und arbeitete mit diesen zusammen. Zusätzlich fand er sich im Verlagswesen sein Auskommen..
Seinen ersten großen Erfolg errang er 1933 mit der Operette 'Clivia', die neben der 'Ungarischen Hochzeit' sein Hauptwerk werden sollte. Im Laufe der nächsten Jahre schuf der Vielbeschäftigte noch eine ganze Serie von Operetten und verschmähte es auch nicht, Filmmusiken zu schreiben. Komiker des Dritten Reiches wie Heinz Rühmann, Theo Lingen, Hans Moser und Paul Hörbiger hielten ihn bei Laune. Eine seiner bekanntesten Arbeiten war die Musik zum Steifen „Die Geierwally“ in der Heidemarie Hatheyer die Hauptrolle spielte. Für Zarah Leander komponierte er 'Das Lied der Wüste'.
Die Stimme der Heimat war nicht länger zu überhören. Die Musikmetropolen Wien und Salzburg machten ihm Angebote und Nico Dostal ließ sich nicht zweimal bitten. Doch mit der Schaffenskraft ging es langsam zu Ende. 'Die ungarische Hochzeit' wurde 1969 mit Maria Schell verfilmt und Nico Dostal passte seine Operette centimetergerecht dem Streifen an.
Mit seiner Frau Lillie und seinem Sohn Roman war er 1954 nach Salzburg gezogen. Seine sterbliche Hülle bekam 1981 in der Mozart-Stadt ein Ehrengrab.
© Engelbert Hellen