Außerhalb Spaniens treffen sich in einem Café in Paris im Jahre 1907 die drei Freunde Manuel de Falla, Isaac Albéniz und Joaquín Turina, um sich über nationale Identitätsfindung zu unterhalten und wie man dem Suchen der spanischen Seele mit Hilfe der Musik Ausdruck geben kann. Während de Falla seine Impulse hauptsächlich von den Impressionisten empfängt, wendet sich Turina mehr der Formenstrenge eines César Franck zu. Debussy, Ravel und Ibert profitieren gern von Temperament und überschäumendem Pontenzial der grenznahen Nachbarn.
Albéniz befasste sich gerade mit dem Klavierzyklus „Iberia“, während de Falla mit „El Sombrero de tres picos“ und „El Amor brujo“ die Herzen des Publikums gewann. Turina wollte nicht zurückstehen und schuf neben der „Sinfonia Sevillana“ als Krönung seines Schaffens die "Danzas fantásticas“. Ähnlichkeiten mit den Balletten von de Falla sind unverkennbar. Jedem der einzelnen Sätze: Exaltación (Erhebung, Begeisterung), Ensueño (Traum), und Orgia (Orgie) ist ein literarisch geprägtes poetisches Leitmotiv beigegeben. Dieses bewegt sich zwischen Blütenkelch und Blumenduft zu den unvergleichlichen Farben der Kamille. Niemand sollte vom Komponisten behaupten, sein Stil umfasse nur Traditionstänze und Ansichtskarten-Idylle. Während Turina seine Klavierstücke selbst orchestrierte, schufen später andere die Orchesterfarben für Albeníz.
Die Handlung der Ballettmusik orientiert sich an der Novelle „L’orgia“ des baskischen Dichters José Más und spielt in Sevilla. Das Fundament der Komposition bilden die üblichen regionalen Tänze, deren Namen allgemein bekannt sind. Neben dem aragonesischen Jota, wird den Rhythmen der Vorzug gegeben, aus dessen Region der Komponist stammt – es ist Andalusien.
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musirony 2009 - Engelbert Hellen