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Schöne Oper - selten gehört


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Jean-Baptiste Lully [1632-1687]

Phaëton 


 

Tragödie in Musik in einem Prolog und fünf Akten

Libretto von Philippe Quinault in französischer Sprache

nach den Metamorphosen des antiken Dichters Ovid

Uraufführung am 6. Januar 1683 in Versailles, Théâtre de la Cour


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Prolog:

Die Göttin Astrée liebt die Geselligkeit. In ihrem schönen Garten hat sie lustige Gefährten um sich versammelt. Diese bemühen sich, die Holde durch Tanz, Gesang und Würfelspiel zu unterhalten. Zauber und Verlockung soll man gezielt suchen, denn von allein kommt gar nichts. Zu viel Lärm ist auch nicht gut. In der Ruhe und der Besinnung liegt die Würze. Der Göttin selbst genügt es nicht, allein zufrieden zu sein. Alle Sterblichen soll der Himmel glücklich machen, obwohl sie es eigentlich gar nicht verdient haben. In ihrer Bosheit haben die Menschen einst die Göttin aus ihren Gefilden verjagt. Da sie aber nicht langfristig böse sein kann, will sie die Undankbaren nicht bestraft sehen. In Betrübnis hat sie die Erde verlassen und sie hofft, dass die Götter einem neugeborenen Universum ein glücklicheres Zeitalter schenken werden. Dann wird sie nichts daran hindern, wieder zurückzukehren. Unschuldige Freuden sollen ihre Ungeduld einlullen und süße Hoffnung ihre Sehnsüchte umschmeicheln, bis es soweit ist.

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Alles lacht ohne Unterlass und die Pfeile der Liebe tun nicht ernstlich weh. Saturn kommt zu Kaffee und Kuchen auf einen Sprung vorbei. Sein Gefolge ist ebenfalls gut drauf. Der Gott erklärt, dass die Klagen nun ein Ende haben werden und die Sterblichen sich freuen sollen. Die glückliche Zeit, die allen Menschen Hochgenuss verleiht, bricht nämlich gerade an. Die Gute soll doch einfach mitkommen. Ein Held der unsterblichen Ruhm verdient – möglicherweise ist Louis Quatorze gemeint – ruft sie zurück. Unter seiner Herrschaft beginnt von neuem das Zeitalter, welches den Menschen schöne Tage bereitet. Der Himmel ist dem Erhabenen gewogen und seine Wünsche werden durch ein aufstrebendes Genie schleunigst erfüllt – gedacht ist offenbar an den Komponisten Lully – denn tausend neue Konzerte werden die Musen zu Gehör bringen. Der Heros vermag es, die Spiele zu mischen und erwartet, dass seine Umgebung das gleiche Vergnügen empfindet, wie er selbst. Der Neid zittert vergeblich. Es wird getanzt und kräftig gehuldigt. Schrecklich sah man diesen Helden im Kampf, doch durch seine Tugend schuf er das Glück der Erde. Sein großartiges Schicksal ist es, von allen geliebt zu werden.

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Jetzt fängt die Oper an. Es stellen sich vor:

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Phaeton, Sohn der Sonne und der Clymene

Tritton, Meeresgott, Bruder von Clymene

Protée, Meeresgott, Hirte der Herden Neptuns

Epaphus, Sohn Jupiters und der Göttin Isis

Clymene, Tochter des Ozeans und der Thetys

Merops, König von Ägypten

Libye, Tochter von Merops, König von Ägypten

Theone, Tochter des Protée

Ein äthiopischer König

Ein indischer König

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Ägypter und Ägypterinnen

Ägyptische Hirten und Hirtinnen

Äthiopier und Äthiopierinnen

Inder und Inderinnen

Priesterinnen der Göttin Isis

Junge Menschen, die Opfergaben transportieren

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Furien und schreckliche Geister

Die WINDE

Die SONNE

DIE STUNDEN DES TAGES

DIE JAHESZEITEN mit vier Quadrillen

Die Göttin der Erde

und schließlich Jupiter.

Das wäre es. 

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 HANDLUNG

Erster Akt:

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Libye sitzt allein in den Parkanlagen vor einer malerischen Grotte. Die gleichmütige Seele war bisher sehr zufrieden. Sie hat das unbestimmte Gefühl, dass es nicht so bleiben wird. Theone, ihre Gespielin, kommt herbei, versucht die Verträumte aufzumuntern und erinnert sie an das fröhliche Leben bei Hofe. Theone behauptet, ihr Schicksal sei es zu lieben, um den Zauber des Träumens richtig zu fühlen. Denkt Libye etwa, sie sei gegen die Liebe gefeit? - Nein, aber der Vater wird ihr heute einen Gatten erwählen und sie weiß noch nicht, wer auf sie zukommt. Die beiden Gleichaltrigen schließen Freundschaft, in welcher Argwohn und Geheimnisse draußen bleiben sollen. Libye trägt die Nase hoch. Sie ist die Tochter eines Königs, der über Könige herrscht. Alle Länder, wohin der Nil sein fruchtbares Wasser ergießt, sind ihm untertan. Ein großes Schicksal steht ihr bevor. Aber auch der erste Thron dieses Erdkreises ist kein Zufluchtsort vor den Regungen des Herzens. Von dem Sohn des Jupiter wird sie geliebt - Epaphus heißt der Knabe - und  ihm hat sie ihr Herz geschenkt, aber was wird sie tun, wenn Papa anders entscheidet. Theone ist auch verliebt, in keinen geringeren als Phaëton, den Sohn der Sonne. Er steht plötzlich hinter ihr, denn ein zärtliches Herz ist immer stürmisch. Die Königstöchter von damals stellten Ansprüche an Herkunft und Attribute des Geliebten, Halbgötter werden bevorzugt. Grundsätzlich ist es schwierig, sich zu lieben, ohne sich auch zu ängstigen.

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Libye spürt, dass die beiden allein sein sollten und zieht sich taktvoll zurück. Phaëton behandelt Theone ein bisschen von oben herab. Als Sohn des strahlenden Gottes, der das Licht gibt, ist er nicht zu stolz, ihre Ketten zu tragen. Sie kann ihn getrost lieben. Wenig empfindsam ist Phaëton heute für sie, rügt sie seine Sprüche. Der Angeredete reagiert gekränkt und entschuldigt seine Zerstreutheit damit, dass er auf die Ankunft seiner Mutter wartet. Welches Anliegen hat er? Sie selbst, Theone, steht offenbar nicht im Mittelpunkt. Gibt es etwa eine Rivalin? Der Sonnensohn bestreitet und ruft die Götter zu Zeugen seiner ewigen Liebe an. Aber wie soll sie ihm glauben, wenn seine Blicke ständig unruhig umherschweifen? Seine Kälte glaubt sie deutlich zu erkennen. Will der Undankbare sich ihr entziehen? Ach, wenn er doch ihre tausend Ängste beruhigen könnte.

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Die Mutter, die Königin Clymene, Tochter des Ozeans und der Thetys, hat die Szene betreten, was Theone veranlasst, sich mit dem Gefühl des Unbehagens zu entfernen. Der Sohn scheint betrübt. Darf die Mutter wissen, was ihn bedrückt? Jetzt kommt es heraus: Phaëton möchte nicht, dass der herrliche Epaphus die Prinzessin Libye heiratet, weil der Genannte dann König von Ägypten und er sein Untertan sein würde. Die Mutter meint, dass Libyes Vater aber diese Wahl treffen wird, zumal ein Sohn des Jupiter als Schwiegersohn nicht zu verachten ist. Aber was ist mit ihm, Phaëton? Ist der Sohn der Sonne, welche die Erde erleuchtet, etwa weniger wert? Auch wenn Theone ihm schön erscheint, kann er zur Not darauf verzichten. Clymene beteuert, dass sein Ruhm ihr einziges Sehnen sei. Aber auch sie hat Bekümmernisse. Nachdem ein Gott ihr die Ehre des Beischlafs gewährte, muss sie nun mit einem König vorlieb nehmen. Kann er Theone nicht aus seinem Herzen reißen und sich um Libye bemühen. Beide stimmen überein, dass der Ruhm wichtiger ist, als die Gefühle und mit Libye an seiner Seite beherrscht er Libyen und Ägypten. Mami wird die Sache richten und den König beschwatzen, obwohl es ihr schwer fällt, sich herabzulassen. Kein Funken göttliches Blut hat Merops in seinen Adern und alt und klapprig ist er auch. Sie rühmt den Ehrgeiz des Sohnes und lobt die edlen Gefühle einer stolzen Seele. Seine Liebe zu Theone sollte man einfach als Zeitvertreib betrachten. Liebe muss bereit sein, Opfer zu bringen, sobald der Ruhm es befiehlt.

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Protée, wenig wichtiger Meeresgott und Herdenhüter des Neptun, steigt aus dem Wasser und will die Grotte als Badekabine benutzen. Der Ozean ist ihm im Moment zu unruhig und er möchte ein kleines Nickerchen halten. Noch ein Meeresgott, Tritton kommt mit Gefolge an Land, welches mit seinen Musikinstrumenten soviel Lärm macht, dass Protée davon wach wird. Der Gutmütige soll den Genuss der neuen süßen Gesänge - wahrscheinlich von Lully – mit ihnen teilen. Die reizenden Vögel werden mit ihrem Gezwitscher einsteigen. Vergnügen ist wichtiger als Weisheit, die oftmals verhindert, dass man nach dem Vergnügen schnappt. Protée, der auch wahrsagen kann, soll vor dem Lärm nicht davonlaufen, sondern das vorwitzige Sehnen seiner Schwester Clymene stillen, die wissen will, was die Zukunft ihrem lieben Phaëton bringen wird. Nichts Gutes! Deshalb macht Protée auch nur Andeutungen. Die ehrgeizige Mutter soll um ihr verzogenes Söhnchen erzittern, denn der Himmel lässt seinen Zorn erdonnern. Der Wahrsager fühlt, wie ihn das Entsetzen ergreift und gibt Fersengeld. Welch schreckliches Orakel!

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Zweiter Akt:

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Die Würfel sind so gefallen, wie Phaëton und seine Mutter es sich gewünscht haben. Doch auf die Letztere hat das Orakel des Protée einen niederschmetternden Eindruck gemacht. Sie ängstigt sich um das Schicksal ihres Sohnes, und würde es nun gern sehen, wenn er sich Theone wieder zuwenden würde. Phaëton beschwichtigt, dass Protée eigene Ziele verfolge, schimpft auf den Wahrsager und ist sich der Entscheidung des Königs zu seinen Gunsten sicher. Allerdings weiß er nicht, ob Libye bereit ist, den Partner zu wechseln, schließlich war sie mit Epaphus glücklich. Theone klagt, dass so viel Kälte auf so viel Feuer folgt. Ständig hat er falsche Signale ausgesandt und sie hat ihm geglaubt. Libye  empfindet noch heftiger, weil sie den Liebsten an die Freundin verliert, der sie nichts vorzuwerfen hat. Welch Unglück, welche Marter! Epaphus verliert beides, die Geliebte und den Thron. Das drohende Gewitter der himmlischen Götter vernimmt im Geiste Clymene. Trauer und Ratlosigkeit bestimmen die Empfindungen aller über deren Kopf hinweg einfach verfügt wurde. Nicht immer ist solche Liebe am beklagenswertesten, die am meisten klagt, antwortet Libye dem Epaphus, der ihr vorwirft, dass sie ihr Schicksal klaglos hinnehme. Die Götter sollen ihren Zorn und den grausamen König treffen, doch Libye bittet um Schonung ihres alten Vaters, der von Clymene beschwatzt wurde. Was es sie an Tränen kostet, nicht mehr demjenigen zu gehören, dem sie gehören wollte!

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SZENENWECHSEL

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Der Saal im Palast des ägyptischen Königs ist für eine Zeremonie festlich geschmückt. Merops selbst verkündet die Entscheidung. Seine zitternden Hände können das Zepter nicht mehr halten und ohne Hilfe vermag er die schwere Last der Krone nicht zu tragen. Er bestimmt, dass Phaëton sein Nachfolger und Libye Königin werden soll. Das Blut der Götter soll sich mit dem der Könige vereinen. Die zahlreichen vornehmen Gäste bestätigen, dass der Ruhm Phaëtons tausendmal wiederhallen soll.

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Dritter Akt:

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Theone hat sich mit dem Verrat Phaëtons nicht abgefunden und weint bitterlich. Ist es möglich, dass er sein Wort brach und nun für eine andere empfänglich ist? Phaeton hat die Vorstellung, dass die Götter ihn dazu erschaffen haben, den Erdkreis zu regieren. Wenn er sich jetzt auch noch um die Liebe kümmern soll, ist er überfordert. Nur der Ruhm bindet ihn an die Prinzessin, die Liebe mischt sich da nicht ein. Theone beweist Ausdauer. Ihre tödlichen Schmerzen und ihre bitteren Tränen verachtend, dünkte ihm die Krone hundertmal schöner als sie selbst, behauptet die Verlassene. – Den Gesetzen seines Schicksals gehorcht er mit Bedauern, selbstverständlich ist er von ihrem Schmerz umgerührt. Ganz natürlich, dass er ihren Zorn verdient, sie soll ihn mit ihrem Hass strafen, aber endlich in Ruhe lassen. Theone gibt absolut keine Ruhe, ihr Gejammer ist ihm unerträglich. Trotzdem, welchen Zauber haben schöne Augen voller Tränen!

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SZENENWECHSEL

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Phaëton gedenkt sich in den Tempel der Isis zu begeben um wie üblich der Göttin feierliche Huldigungen darzubringen. Epaphus ist außer sich. Was hat er im Tempel seiner Mutter zu suchen? - Er will ihren Zorn besänftigen, was sonst. - Meint er wirklich, dass der gerechte Himmel auf seine Gebete antwortet? – Hat er doch bisher auch getan und ihm ein schönes Geschick gewährt. Je eifersüchtiger sein Rivale, desto süßer sein Glück. – Sein Papa, der olympische Jupiter ist noch göttlicher als seiner, wenn er seinen Blitz herunterschickt, bleibt von ihm, Phaëton, nicht mehr viel übrig. Und dann wäre da noch die göttliche Mutter, die sich auch keine Unverschämtheiten bieten lässt. Phaëton bleibt gelassen, es sind noch genug Götter da, die auf seiner Seite stehen. Alles folgt seinen Wünschen. Sieht Epaphus das nicht? Beide Kontrahenten protzen mit der Macht ihres himmlischen Papa. Jupiter geruhte einst, ihn als seinen Sohn anzuerkennen, aber die Legimitation des Sonnengottes für Phäti steht noch aus. Jedem steht es frei, an der göttlichen Herkunft zu zweifeln. Es genügt nicht, wenn lediglich die Mutter die ruhmvolle Abkunft behauptet. Ist er gar ein Bankert? Das ist für Phaëton zu viel. Es reicht ihm. Um die Legitimation wird er sich beizeiten bemühen. Sein Papa lässt ihn nicht im Stich.

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Der König naht mit Gefolgem, um der Messe im Isis-Tempel beizuwohnen. Opfergaben werden von den im Vorspann erwähnten Sklaven herbeigeschleppt. Die große Göttin soll die Gebete empfangen, die man an sie richten wird. Sie soll vor allem das Reich erweitern bis an die beiden Enden der Erde. Epaphus versucht seine Mutter, die göttliche Isis, zu überreden, die Opfergaben aus den Händen, die ihn beleidigten, nicht anzunehmen. Was keiner der Opernbesucher für möglich gehalten hätte, Isis reagiert sofort. Die Pforten des Tempels knallen zu und lassen niemanden herein. Phaëton ruft nach dem königlichen Schlosser. Zuweilen sind die Götter ein bisschen zickig, wenn sie nicht die Aufmerksamkeiten in dem Maße erhalten, die man ihnen nun mal schenken muss, erläutert er. Clymene versucht, ihn zu bremsen. Plötzlich knallt die Haustür von allein wieder auf. Aber was die Anwesenden zu Gesicht bekommen, wie es da drinnen ausschaut, lässt sie erschauern. Die Spucke bleibt weg! Das innere des Tempels ist ein entsetzlicher Schlund, aus dem wie aus einem Vulkan Feuer gespuckt wird. Schreckliche Geister haben die Opfergaben umgeworfen und Furien sind auch in reichlicher Menge anwesend. Epaphus ist schadenfroh. Gut gemacht Mami! Phaëton kann es sich nicht leisten, Furcht zu zeigen und fordert die Umstehenden auf, sich zusammenzureißen und mitzukommen, um dem Spuk auf den Grund zu gehen. Clymene vergeht vor Angst. Der Himmel stört das Glück des jungen Paares, eine tödliche Gefahr ist im Anzug. Phaëton voller Trotz erhebt Anklage: Der Neid wagt es, seinen Ruhm und die Ehre der Olympier anzugreifen. Die bloße Erinnerung lässt ihn vor Wut erzittern. Da behauptet doch so ein Frechling, dass die Sonne nicht sein Vater sei. Phaëton erwartet jetzt auf der Stelle ein deutliches Zeugnis seiner göttlichen Herkunft, damit Paffi keine Zweifel mehr hat und sich in aller Form bei ihm entschuldigt. - Oh Götter! Königin Clymene ringt um Fassung. - Im Namen zärtlich Mutterliebe soll sie seinen Erzeuger darum bitten, dass er den Mund aufmacht. - Er soll doch nicht zweifeln, schwört Clymene, vom Vater des Lichts erhielt er sein Leben. Eines glorreichen Schicksals kann er sich rühmen. Der Sonnengott fühlt sich tatsächlich angesprochen und schickt eine Wolke und ein bisschen Wind dazu. Phäti setzt sich auf die Wolke, die sich nach oben bewegt. Na endlich passiert was. Das Wolkentaxi nimmt Geschwindigkeit an. Eine Aussprache wird alle Unstimmigkeiten klären. Der Ankläger wird in den Palast der Sonne vorgeladen. Der neidische Paffi kann nur noch ungläubig in die Weltgeschichte schauen bis her Vorhang sich schließt.

Wer nun die Aufräumungsarbeiten im Tempel durchführt und die Demonstranten verjagt, erklärt der Librettist nicht. Mit Sicherheit muss Lachgas eingesetzt werden. Phäti ist erst einmal weg vom Fenster und befindet sich, wenn die Reise gut verläuft, bereits im Palast der Sonne.

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Vierter Akt:

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Wie kostbar der Sonnentempel ausgestattet ist, hängt vom Budget ab, welches der Stadtrat dem Intendanten bewilligt hat. Lichtregie allein muss notfalls genügen, wenn im Sonnentempel auf Rokoko-Möbel verzichtet werden soll. Das Blattgold auf den Quadrillen sollte allerdings echt sein. Den Opernbesucher wird es erstaunen, wer da oben alles Wohnung bezogen hat. Anwesend sind: Die STUNDEN DES TAGES und die VIER JAHRESZEITEN mit Gefolge. Engel mit Instrumenten gibt es nicht. Die heilige Cäcilie passt auch nicht in die Mythologie. Auf Musik muss trotzdem nicht verzichtet werden. Der Chor der STUNDEN ist vorzüglich geschult und auf Jubel dressiert: Ohne den Gott, der beleuchtet, welkt alles dahin und nichts mag mehr gefallen. Deshalb mögen DIE STUNDEN mit Singen auch nicht aufhören, um die Wohltaten von seiner Majestät zu verkünden. Der Gott der Helligkeit ordnet das Maß der Tage, der Jahreszeiten und der Jahre. Frisches Grün und Blumen bringt die Kraft des Lichtes hervor und wohlschmeckende Früchte zum Verzehr, weiß die ERSTE STUNDE, die sich als Solistin hervorhebt, zu berichten. Auf den „Tanz der Stunden“ wartet der Opernbesucher vergeblich, denn den gibt es erst später in „La Gioconda“. Der HERBST gibt zu bedenken, dass Nacht und Schrecken vorherrschen würden, wenn die Erde nicht solch ein günstiges Klima hätte. Zum besseren Verständnis muss hier eingefügt werden, dass im Sonnenpalast öfters Thronwechsel ist. Mal ist es Apollo, mal ist es Helios, im Moment ist es Louis Quatorze, der aber aus vornehmer Zurückhaltung namentlich nicht genannt sein will. DIE SONNE fordert die ganze Gesellschaft auf, ihren Frohsinn zu verdoppeln, denn der Herr Sohn nähere sich.

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Phäti ist mit seinem Wolkentaxi wohlbehalten angekommen und wird von den Stunden und den Jahreszeiten überschwänglich hofiert und zum Thron seines Erzeugers geleitet. Dieser begrüßt ihn „Tretet näher, mein Sohn, und wundert Euch über gar nichts!“ Weil es in der Empfangshalle sehr hell ist und Phäti seine Sonnenbrille nicht dabei hat, erklärt die Gottheit sich leutselig bereit, den Stromverbrauch ein wenig zu reduzieren und lässt aus dem göttlichen Stromkasten ein paar Sicherungen herausdrehen. - Weshalb seufzt der Kleine? Wer vermag es, ihm Unruhe und Traurigkeit einzuflößen. Das Blut, welches beide verbindet, erlaubt ihm, alles zu hoffen. Phäti wird sofort resolut, anstatt zunächst erst einmal ein bisschen die neue Umgebung zu erkunden. „Seele des Weltkreises, lebendige und fruchtbare Quelle aller Güter dieser Erde,“ eröffnet der Umschmeichelte, „wenn es ihm erlaubt sei, ihn Vater zu nennen, dann soll der Göttliche auch nicht die Hilfe verweigern, die er sich wünscht“. Der beschämende Vorwurf einer ruhmlosen Geburt, habe ihn grausam beleidigt. Im Namen väterlicher Liebe, soll er dem Paffi das Maul stopfen und ewiges Schweigen gebieten. „Keiner Täuschung ist er unterlegen und Clymene schwindelt nicht. Phaëton, in der Tat, Ihr seid mein Sohn.“ Deutliche Worte, die alle Zweifel ausräumen, die Stimme des Blutes hat sich geäußert. Doch was nützen sie, väterliche Liebe allein ist zu dürftig. Phäti braucht Beweise. Welches Pfand wünscht er von dem Blute, welches ihn zeugte? Was auch immer er erbitten würde, es soll ihm gewährt werden. Der Sonnengott gelobt beim Styx, und das will etwas heißen und ist nicht widerrufbar. Alle seine Schätze seien ihm zugänglich, die seine edle Kühnheit erlaubt, sich auszudenken. Keineswegs denkt Phäti noch an ein Dokument, welches diejenige STUNDE, die im Sonnenbüro die Buchhaltung macht, ausfertigen könnte. Phaëton ist anspruchsvoll will den Autoschlüssel vom Sonnenwagen, um selbst ein einziges Mal den Erdkreis zu  erleuchten. Der erschrockene Vater rät dringend ab, denn Phaëton ist sterblich und wenn ihm unterwegs mit dem Auto etwas passiert, sehen seine Angehörigen ihn nicht wieder. - Aber sein Ruhm wird unsterblich sein, vor dem Tod hat er keine Angst. Der Sonnengott bekennt, dass er einen unüberlegten Eid geleistet hat, sein trauriges Herz ist von Verwunderung ergriffen. Ein Gott zittert um seinen Sohn, er soll doch seinem Vater an diesem Zeugnis erkennen. Was Paffi denkt ist doch egal. Phaëton sieht sich im Geist schon am Steuerrad der Luxuslimousine und ist von seinem Vorhaben nicht abzubringen. „Pappi, nur einmal, ein einziges Mal“ bettelt er. Jetzt kann nur noch Fortuna helfen und diese ist leider nicht geneigt. Aurora als Göttin der Abendröte hat sich bereits angekündigt, der Sonnenwagen wird bald zurück sein und in die Garage gestellt. Am nächsten morgen heißt es früh aufstehen, dann geht die Fahrt los. Nun ist das Entsetzen auf der Seite Phaëtons, als er in der Garage die schrottreife Karosse sieht. Den Motor hat man ausgebaut und wie auf dem Cover der CD zu erkennen ist, werden zwei Ackergäule von ERATO vorgespannt, damit das uralte Gefährt sich überhaupt in Bewegung setzen kann. Die STUNDEN und  die JAHRESZEITEN verabschieden sich von ihm und winken mit dem Taschentuch hinterher: "Geh und verbreite Licht!"

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Der Opernbesucher fragt sich, warum der Sonnengott nicht schon früher dem Sohn ein Wolkentaxi geschickt hat, um ihn in seinen stimmungsvollen Palast einzuladen. Die erste Probefahrt im Sonnenwagen hätte aus Sicherheitsgründen gemeinsam durchgeführt werden müssen. Die Mutter hätte sich auch gefreut, einmal die Erde von oben betrachten zu können. Clymene ist mit ihren sechzig Lenzen und einem halbwegs erwachsenen Sohn immer noch attraktiv. Es ist doch viel netter, auch einmal die Familie um sich zu haben, als immer nur dem Gejauchze von STUNDEN und JAHRESZEITEN zuzuhören.

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Die Fahrt beginnt unproblematisch. Verkehrsschilder und Zebrastreifen fallen fort, Radarfallen sind nicht zu erwarten. Die Piste ist breit und die Gäule kennen ihren Weg. Ausreichend Fahrpraxis ist eigentlich von Haus aus vorhanden, denn Phäti besitzt selbst zwei Streitwagen mit vergoldeter Deichsel. Führerschein ist überflüssig. Die fetten Schimmel sollen endlich Tempo vorlegen, damit er am Abend pünktlich wieder zurück ist. Was er noch nicht ahnt, es gibt Gegenverkehr, ein Astroid wird seinen Weg kreuzen und Ross und Reiter zerschmettern.

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Fünfter Akt:

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Es hat sich herumgesprochen, dass Phäti heute den Sonnenwagen kutschieren wird. Die Rezeption des Sonnenpalastes hat der Königin ein Mail geschickt, dass Phaëton zum königlichen Frühstück nicht erscheinen wird und um Entschuldigung gebeten. Clymene rührt die Werbetrommel. Jetzt wird Phäti zeigen, dass er vom Blut der Götter ist. Schaut zum Himmel! Der Papi hat ihm die Wagenschlüssel gegeben. Eine neue Sonne schenkt uns einen neuen Tag. Clymene in Begleitung zweier tributpflichtigen Könige schnappt fast über.

Alle freuen sich bis auf Paffi. Den Rivalen sieht er triumphieren und man folgt dem Jubel seiner Mutter. Ihn überlässt man der unabwendbaren Verzweiflung. Solch einen schönen Wagen möchte er auch gern einmal lenken. Sein Vater Jupiter hat ihm überhaupt nichts anzubieten. Libye gesellt sich zu ihm und jammert mit, weil ihr zum Klagen zumute ist. Paffi soll jetzt bloß nicht von Liebe anfangen. Danach steht ihr der Sinn überhaupt nicht. Die Ehe ist nämlich etwas Heiliges. Phaëton gehört sie durch den höchsten Willen. Er soll bloß abhauen. Die Liebe lebt von der Hoffnung! Wenn die Liebste ihm jedoch die Hoffnung raubt, nimmt er sich das Leben. Paffi stellt im Moment keine Ansprüche, noch ist sie nicht in seiner Gewalt. Es wird ihm schon süß ums Herz, wenn er sie sieht. Sein Papi, der Jupiter, ist Herr des Himmels und der Erde. Hoffen wir auf seine Unterstützung. Je höher der Rivale sich emporhebt, desto eher nähert sein Hochmut sich dem Donnerwetter.

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Die Szene hat sich bevölkert. Merops mit Gefolge, Clymene, zwei tributpflichtige Könige, ägyptische Schäfer und Schäferinnen mit vielen Schafen und sonstiges Volk sind anwesend und lauschen den Erläuterungen Clymenes. Eine neue Sonne schenkt einen schönen Tag. Niemals tauchte die himmlische Fackel so strahlend aus den Wellen. Der Chor der Schäferinnen empfiehlt, dass man so laut singen soll, dass alles wiederhallt, während die Schäfer sich auf Ballett konzentrieren. Blumen werden geboren und Herzen verzaubert. Man singt ein Loblied auf die Lust, doch Theone nervt wie üblich und klagt um ihre verlorenen Liebe.

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Clymene sieht es zuerst. Eine schreckliche Flamme breitet sich in den Lüften aus. Was ist passiert? Der Sonnenwagen ist umgekippt. Phäti kann nicht autofahren! Ein schrecklicher Sturz. Oh unglückselige Vermessenheit. Er soll aufpassen, er wird noch die Erde in Brand setzen. Hat er keinen Feuerlöscher im Wagen? Himmlische Kräfte sollen eingreifen. Die Göttin der Erde hat Angst, dass das Feuer sie verzehrt und ruft nach Jupiter. Solch grausame Qual hat sie nicht verdient. Bald wird die Erde ein Häuflein Asche sein. Die Flüsse werden austrocknen und die Wälder verschwinden. Die eisbedeckten Berge werden schmelzen. Wenn es ihr beschieden ist zu sterben, dann bitte nicht durch einen Verkehrsunfall, sondern durch den Kugelblitz des Jupiter. Ihre Stimme wird schwächer und sie zieht sich in die Höhlen der Erde, die ihr als Luftschutzbunker dienen, zurück.

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Jupiter setzt sich endlich in Bewegung. Mit seinem Blitz setzt er das Gefährt endgültig außer Gefecht. Der Wagen ist schrottreif und der Fahrer und die Gäule sind verglüht. Nach den gelben Engeln wird telefoniert, damit sie einen Leihwagen herbeischaffen. Für ein paar Stunden wird Sonnenfinsternis verordnet bis die Fahrbahn wieder passierbar ist. 

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© MUSIRONY 2006 – Engelbert Hellen 


 CD-Empfehlung: http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/7007260/rk/classic/rsk/hitlist  

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