HANDLUNG
Der Dorfbrunnen ist der Ort, an dem Jungen und Mädchen im heiratsfähigen Alter allabendlich gesellig beisammen sitzen. In ländlichen Gebieten trägt man noch die schöne Volkstracht mit den blanken Knöpfen, und beim Tanz lassen die Mädchen ihre blonden Zöpfe fliegen.
Die Dorfschöne hat sich abgesondert, weil sie sich mit ihrem Liebsten treffen will. Der Bursche hat kein geregeltes Einkommen; das einzige was zählt ist die Liebe und eine sportliche Figur. An der Harmonie der Tanzschritte ist zu erkennen, dass beide füreinander bestimmt sind.
Aus funkelnden Augen wird der pas de deux von unberufener Seite observiert. Die reiche Bauerntochter hätte den schmucken Burschen gern für sich. Zu einem späteren Zeitpunkt bietet sich ihr Gelegenheit, ihm ihr Wohlgefallen zu offenbaren. Vermögen mit Schönheit gepaart hat stets eine besondere Anziehungskraft und der Umschwärmte lässt sich bereitwillig auf einen Flirt ein.
Unmutig nimmt die ihm Versprochene es zur Kenntnis und revanchiert sich auf natürliche Weise. Ein herausgeputzter eitler Grundbesitzer, der sich seit langem um sie bemüht, wird für seine Anstrengungen endlich belohnt, obwohl das Herz nicht so recht mitspielen will.
Nichts hat der Abgemusterte sich zu schulden kommen lassen! Was fällt der Liebsten ein, sich einem anderen Mannsbild zuzuwenden. Das Gockelsyndrom erwacht und die Rivalen gehen aufeinander los. Die beiden Mädchen lassen Überlegung walten und trennen die Kampfhähne, indem sie diese fest umklammern. So ist es recht! Man weiß schließlich wohin man gehört: die wohlhabende Bauerntochter zum reichen Grundbesitzer und die Dorfschöne zu ihrem schmucken Jüngling. Die gesellschaftlichen Strukturen werden respektiert und beide Paare finden zur Eintracht. Warum soll man den Bund der beiden Paare nicht gleich mit einer Verlobung besiegeln? Die Dorfbewohner sind dafür, sorgen für den erforderlichen Frohsinn und besinnen sich auf die „Tänze aus Galánta“
Anmerkungen:
Die Uraufführung im Konzertsaal zum 80. Jahrestag der Gründung der Budapester Philharmonischen Gesellschaft fand am 23. Oktober 1835 statt. Mit herkömmlicher Folklore haben die Tänze aus Galánta nichts gemeinsam, denn die Musikforschung hat herausgefunden, dass den Ursprüngen Noten zugrunde liegen, also nicht der spontanen Improvisation von Zigeunerkapellen entsprungen sind.
Die mitreißende Musik Kodalys, gleichzeitig temperamentvoll und schwermütig, ruft geradezu nach Choreographie, so dass man sich noch zu Lebzeiten des Komponisten bemühte, seine Komposition für das Ballett-Theater aufzubereiten.
Die Tänze aus Galánta zeigen Verwandtschaft zu den Marosszéker Tänzen.
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Musirony 2006 - Engelbert Hellen