Zwei Schlösser schmücken eine hügelige Landschaft; in dem ersten wohnt ein Prinz, in dem anderen eine Prinzessin unter der Aufsicht einer Waldfee.
Der Prinz möchte zur Prinzessin – wie könnte es anders sein - stößt aber dabei auf Hindernisse, welche die Fee sich ausgedacht hat. Da ist zum einen der bedrohliche Wald und zum anderen der reißende Bach. Die Prinzessin tanzt auf der Wiese zwischen all den Blumen und findet die volle Aufmerksamkeit des Prinzen. Dieser sucht Annäherung, wird aber von der Fee daran gehindert. Die Missgestimmte haucht den Bäumen Leben ein, damit sie dem Jüngling den Weg versperren. Dieser dringt trotzdem bis zum Fluss vor, der unverhofft anschwillt.
Von den Trieben der Liebe und der Fortpflanzung in Bewegung gesetzt, denkt der Prinz sich etwas aus, um das Wohlwollen des holden Mädchens auf sich zu lenken. Der geniale Einfall: er schnitzt aus Holz eine Puppe, der er seine Kleider anzieht und ihr seine Krone auf den Kopf setzt. Sogar die Locken schneidet er sich ab, um sein Schnitzwerk damit auszustatten. Die List gelingt! Die prunkvoll geschmückte Puppe, lässt die Prinzessin den Bach mit Hilfe der Fee überwinden. Allerdings hat sie nur Augen für die geschmückte Statue und wendet sich ihr in voller Aufmerksamkeit zu. An dem Königssohn, der sich intensiv um sie bemüht, hat sie jedes Interesse verloren. Ohne seine Attribute und Utensilien schaut dieser recht bescheiden in die Landschaft. Der Bewerber stellt sich dem Mädchen vor, aber die Anspruchsvolle ist von seinem Auftritt überhaupt nicht angetan und lässt ihn das fühlen.
Nun wird der Fee, die auf Moral hält, die Sache zu dumm und wechselt ähnlich der launischen Fortuna die Partei. Nun ist es der Prinz, dem sie Gunst und Tatkraft schenkt. Die Zauberin erweckt die Puppe zum Leben, die sofort groteske und abstoßende Charaktereigenschaften zeigt. Ihr furchterregender dämonischer Tanz ändert zunächst Einstellung und Zuneigung der Prinzessin nicht. Beide tanzen einen Pas de deux und versuchen sich aneinander zu gewöhnen.
Der grenzenlos enttäuschte und seelisch gebrochene Prinz versteht die Welt nicht mehr. Die Natur hat Mitleid mit ihm und nimmt sich seiner an. Auf Veranlassung der Fee stattet sie den unwürdig Gekleideten mit ihren Gaben aus. Ein wunderschönes Blätterdiadem soll sein Haupt krönen und ein aufwendiger Mantel aus Blumengirlanden seinen Körper umflattern.
Das Uhrwerk der Holzpuppe ist mittlerweile abgelaufen. Sie stolpert unkontrolliert umher, bis die Prinzessin der Spaß an ihrem Spielzeug verleidet ist. Jetzt erst nimmt sie den Königssohn zur Kenntnis und es drängt sie zu ihm hin. Die Bäume verhindern es.
Nun ist es die Prinzessin, die sich etwas ausdenken muss. Sie legt ihr schmuckes Krönchen und ihr liebreizendes Gewand auf den Rasen und möchte genau so gekleidet sein, wie das Objekt ihrer plötzlichen Zuneigung. Auf gleicher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene ist sie nun seiner würdig und die Mächte, die sich ihnen in den Weg stellten, lassen eine emotionale Verbindung zu.
Anmerkungen:
Béla Bartók war sich selbst darüber im Klaren, dass seine einzige Oper „Herzog Blaubarts Burg“ nicht ausreichen würde, um einen vollständigen Opernabend auszufüllen. Deshalb kam ihm die Idee, ein weiteres Werk nachzukomponieren, welches sich zum Kombinieren eignen würde. Später betonte der Komponist, dass die Pantomime vom „holzgeschnitzten Prinzen“ seinem Herzen genau so nahe stehe, wie die einaktige Oper.
Der Theaterzettel der Uraufführung besagt allerdings, dass Christoph Willibald Gluck mit einem so gegensätzlichen Werk wie „Der betrogene Kadi“ das zeitliche Defizit ausfüllen musste und dem „holzgeschnitzten Prinzen vorangestellt wurde. Zu allem Überfluss bildete Wolfgang Amadeus Mozart das Schlusslicht mit seinen „Les petit riens“ des dreigeteilten Abends. Ein Vorgang, der sich niemals wiederholte.
Die Einstudierung der Uraufführung nahm der italienische Dirigent Egisto Tango vor, der zur vollen Zufriedenheit des Komponisten arbeitete und die anspruchsvolle Musik den Orchestermusikern schmackhaft machte. Graf Miklós Bánffy stellte die Dekoration her und konnte seine künstlerischen Vorstellungen voll entfalten. Der Dichter der Textvorlage, Béla Balász, löste seinen Vorgänger ab, leitete die Choreographie und führte auch Regie.
Das Ballett selbst kündet von der Moral, dass in dieser Welt der Schein häufig im Vordergrund steht und wichtiger ist, als das Sein und erst ein gutmütiges Schicksal eingreifen muss, damit die wahren Werte ins rechte Licht gerückt werden.
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musirony 2006 - Engelbert Hellen